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Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall

Titel: Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P Gibert
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Schrottplatzes, von dem Melchers gesprochen hatte. ›Willi Hambacher, Schrott
und Edelmetalle‹, stand in großen Lettern über dem Eingang. ›Tägliche Abholung
von Alt- und Schrottfahrzeugen‹, hatte jemand mit einem dicken Pinsel in
leuchtendem Orange darunter geschrieben. Hain schloss seinen Wagen ab und ging
auf das offen stehende, große Tor des heruntergekommen wirkenden Hauptgebäudes
zu, hinter dem ein ölverschmierter junger Mann im blauen Overall dabei war,
einen alten Passat Kombi auszuschlachten. Lenz ging etwa einen Meter versetzt
hinter seinem Kollegen her. Aus den Augenwinkeln heraus sondierte er das
weitläufige Gelände. Neben dem Haus, in dem der Mann arbeitete, befanden sich
vier Container, jeweils zwei übereinandergestapelt. Daneben begannen die Reihen
der Schrottfahrzeuge, an deren Ende in einiger Entfernung der Kommissar drei
weitere 40-Fuß-Container erkannte.
    »Moin«, rief Hain dem
Arbeiter zu, der gerade dabei war, die Frontscheibe des Passats nach außen zu
drücken.
    »Guten Morgen«, kam es
freundlich, aber angestrengt zurück.
    »Sind Sie der Chef hier?«
    »Nein«, ertönte eine
laute, extrem tiefe Stimme hinter den Beamten, die zu einem knapp zwei Meter
großen Kerl gehörte, der die Muckibude scheinbar nur zum Schlafen und zum Essen
verließ. Und, natürlich, um an diesem Morgen die beiden Kripobeamten
unfreundlich zu begrüßen. »Das bin ich. Wer will das wissen?«
    Lenz und Hain streckten
ihm ihre Dienstausweise hin.
    »Und?«, fragte der Riese
missmutig weiter. »Liegt was vor?«
    »Wir suchen zwei Männer,
die sich nach unseren Informationen auf Ihrem Gelände aufhalten könnten.«
    Der etwa 55-jährige
Bodybuilder, der seine langen grauen Haare zu einem Zopf gebunden hatte, tat
mit zusammengekniffenen Augen so, als würde er sich auf dem Gelände umschauen.
    »Ich sehe außer zwei
netten Herren von der Polizei niemanden, der hier nicht hingehört«, ließ er die
Beamten ohne Regung im Gesicht wissen.
    »Können wir uns ein
bisschen hier umsehen?«, fragte Hain höflich. »Nicht, dass wir Ihnen misstrauen
würden, ganz bestimmt nicht, aber wir würden uns schon gern selbst davon
überzeugen.«
    Der Schrottplatzbesitzer
verschränkte die Arme vor der Brust und spuckte gekonnt zur Seite aus. »Das
könnt ihr vergessen. Auf meinem Gelände treibt sich niemand rum, der hier
nichts zu suchen hat.« Erneut ein Spucken. »Außer euch natürlich. Und solange
ihr nicht mit einem roten Schein wedelt, geht ihr keinen Schritt weiter.«
    Er sprach von einem
Durchsuchungsbeschluss.
    »Nein«, bestätigte Hain,
»einen roten Schein haben wir nicht. Aber Sie könnten für uns ja eine Ausnahme
machen, Herr …?«
    »Hambacher.«
    »Willi Hambacher?«,
fragte Hain weiter in Anspielung auf das Schild über dem Eingang. Der Riese
rührte sich keinen Millimeter.
    »War mein Vater. Und
Ausnahmen gibt’s keine.«
    »Kennen Sie einen
Wolfgang Fuchs?«, fragte Lenz. »Oder seinen Bruder Horst?«
    »Nie gehört. Wer soll das
sein?«
    Lenz winkte genervt ab.
»So kommen wir nicht weiter, Herr Hambacher. Wenn Sie es auf die harte Tour
haben wollen, können Sie es natürlich so kriegen. Dann rufen wir unsere
Kollegen an und lassen uns einen Durchsuchungsbeschluss bringen. Derweil
bleiben wir hier stehen und sorgen dafür, dass niemand das Gelände betritt oder
verlässt. Wollen Sie das so?«
    Über das Gesicht des
Riesen huschte die Andeutung eines Lächelns. »So machen wir es. Ich geh jetzt
zurück in meine Hütte, ruf meinen Advokaten an und guck dann ein bisschen
Fernsehen.«
    Er deutete auf eine
Kamera an der Hauswand. »Und wenn ihr euch nicht an meine Ansage haltet, habt
ihr ruck, zuck eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch am Arsch.«
    Damit ließ er die Beamten
zurück und verschwand im Haus. Lenz und Hain tauschten einen bedeutsamen Blick
aus. Der Bluff des Hauptkommissars war wirkungslos verpufft, so viel war klar.
Und die Sache mit dem Durchsuchungsbeschluss stand auf denkbar wackligen Füßen,
weil es nach Lage der Dinge keine hinreichende Begründung dafür gab. In diesem
Moment räusperte sich der junge Mann leise, der die ganze Zeit über nahezu
regungslos auf dem Beifahrersitz des Passats gehockt und den Auftritt seines
Chefs verfolgt hatte. Sein Kopf machte eine kaum wahrnehmbare Bewegung nach
rechts, die Augen rollten hinterher. Die Polizisten tauschten einen weiteren
Blick aus und sahen dann zurück zu dem Mann im Auto, der

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