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Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall

Titel: Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P Gibert
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besetzten Biergarten, und
sahen sich um. Vockeroth saß allein vor einem großen Glas Weizenbier an einem
der runden Tische im linken hinteren Bereich, direkt neben dem Eingang, und sah
auf die Uhr.
    »Guten Abend, Herr
Vockeroth«, begrüßte Lenz den Jugendamtsleiter, der überrascht aufblickte. Er
trug ein knallrotes T-Shirt, kurze Hosen und dicke Wanderschuhe.
    »Guten Abend, Herr …
Jetzt habe ich doch glatt Ihren Namen vergessen. Aber dass Sie Polizist sind,
daran kann ich mich erinnern.«
    »Lenz. Hauptkommissar
Paul Lenz. Und das ist mein Kollege …«
    »Hain«, fiel Vockeroth
ihm ins Wort. »Daran kann ich mich erinnern.«
    »Stimmt«, bestätigte der
Oberkommissar.
    »Dürfen wir Sie kurz stören?«
    Wieder
sah Vockeroth die beiden erstaunt an. »Soll ich daraus schließen, dass Sie hier
sind, weil Sie zu mir wollen?«
    Lenz nickte. »Ihre Frau
war so freundlich, uns zu verraten, wo wir Sie finden können. Und sie hatte ein
ganz schlechtes Gewissen dabei.«
    »Aus gutem Grund, meine
Herren«, entgegnete der Amtsleiter streng und mit erhobenem Zeigefinger, aber
gleichzeitig einem gütigen Lächeln. »Der Freitagabend im Lohmann ist nämlich
ein heiliger Termin.«
    »Dann spielen Sie hier
also Soloskat?«, wunderte Hain sich.
    Nun fing Vockeroth laut
an zu lachen. »So sieht es fast aus, ja. Meine Mitspieler haben mich sträflich
im Stich gelassen, deshalb muss es Ihnen so erscheinen, als wartete ich wie ein
Pennäler auf sein erstes Rendezvous.«
    »Ganz so schlimm ist es
dann doch nicht, oder?«
    »Nein«, grinste
Vockeroth, »ganz so schlimm ist es wirklich nicht. Das passiert leider öfter.«
    Er sah die beiden
Polizisten erwartungsvoll an. »Aber wie es ausschaut, habe ich eine
unterhaltsame Alternative zu erwarten? Wenn Sie mich aufsuchen, noch dazu an
einem Freitagabend und in der Kneipe, geht es doch sicher darum, dass Sie mich
um Hilfe in irgendeinem Ihrer Fälle bitten wollen.«
    »Genau darum geht es«,
bestätigte Lenz und fing ohne weiteres Geplänkel an, dem Amtsleiter ihr Problem
zu schildern.
    »Wow«, machte der,
nachdem er das Ansinnen der Beamten gehört und aufgenommen hatte. »Das heißt
nicht mehr und nicht weniger, als dass Sie von mir erwarten, auf der Stelle mit
Ihnen rüber ins Amt an den Tresor zu gehen und die fraglichen Dokumente
durchzublättern?«
    Die beiden Polizisten
nickten.
    »Hm«, brummte Vockeroth
skeptisch. »Wobei Sie sich noch nicht einmal ganz sicher sind, dass die Frau,
um die es geht, wirklich in Kassel geboren wurde?«
    Wieder nickten beide.
    »Das ist dann schon eine
Herausforderung, die Sie mir mehr als fürstlich honorieren müssen, meinen Sie
nicht auch?«, fragte Vockeroth verschmitzt. »Spielen Sie eigentlich Skat?«

     
    Kurze
Zeit später kamen die drei Männer in Vockeroths Büro an, das zu Fuß nur etwa
fünf Minuten von der Kneipe entfernt lag.
    »Warten Sie bitte hier,
ich muss nur eben kurz in ein anderes Büro, um mir den Tresorschlüssel zu
besorgen. In der Zwischenzeit können Sie die Daten der Frau aufschreiben, das
erleichtert mir das Suchen.«
    Damit verließ er das Büro.
Hain schrieb den Namen und das Geburtsdatum von Petra Soffron auf ein Blatt
seines Notizblocks und riss es ab. »Meinst du, er wird fündig werden?«, fragte
er seinen Chef.
    »Keine Ahnung«, erwiderte
Lenz gähnend. »Im Augenblick weiß ich nur, dass ich hundemüde bin und auf der
Stelle einschlafen könnte.«
    Auf dem Flur war
Vockeroths Pfeifen zu hören. »So, da bin ich wieder«, erklärte er und wedelte
mit einem riesigen Schlüsselbund in der rechten Hand, während er mit der
anderen nach dem Zettel griff. »Leider müssen Sie hier warten, das ist so
Vorschrift. Und wir gehen von dem Zeitraum 1974 bis 1978 aus, wenn ich Sie
richtig verstanden habe? In dieser Zeit sollen die Adoptionen stattgefunden
haben?«
    »Ja, das ist richtig«,
bestätigte Lenz.
    »Es wird ein bisschen
dauern, meine Herren, weil der Tresor im Keller steht. Lehnen Sie sich zurück,
genießen Sie die Aussicht, und wenn Sie Durst bekommen, finden Sie auf dem Gang
einen Getränkeautomaten. Bis später also.« Er zog die Tür hinter sich ins
Schloss und pfiff im Weggehen eine Melodie.
    »Der hat doch die gute
Laune gepachtet«, stellte Hain kopfschüttelnd fest.
    »Ja, beneidenswert. Aber
das war damals, als wir mit ihm zu tun hatten, doch auch schon so.«
    »Da habe ich nicht mehr
dran gedacht. Aber schön, dass es solche Leute gibt.

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