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Schmusekatze, jung, ledig, sucht

Schmusekatze, jung, ledig, sucht

Titel: Schmusekatze, jung, ledig, sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Sander
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hinzu : »Aber du glaubst nicht, was ich letzte Nacht für einen irren Traum hatte.«
    Chrissy stöhnte bei seiner Anspielung auf und lief rot an. »Robert, es tut mir leid.«
    »Mir auch.«
    »Dir auch? Wirklich?«
    »Ja, oder meinst du, es hat mir Spaß gemacht, dass du mittendrin aufgehört hast und abgesprungen bist? War ich wirklich ein so schlechter Liebhaber?«
    »Nein …«, begann sie und verkniff sich das »ganz im Gegenteil«, weil sie ihm nicht auch noch erklären wollte, dass sie vor dem scheinbaren Traum tatsächlich davon geträumt hatte, mit ihm zu schlafen.
    » Weißt du, mir ist das Prinzip des Coitus interruptus vertraut, und ich bin mir ziemlich sicher, dass es so nicht funktioniert«, redete er amüsiert weiter.
    »Ich wette, den Satz willst du seit Stunden zum Besten geben, wie?«, konterte sie.
    »Na ja, er passt ja auch verdammt gut.«
    Sie stieß einen von Herzen kommenden Seufzer aus. »Robert, ich wollte das doch gar nicht.«
    » Was wolltest du nicht? Mit mir schlafen oder dich aus dem Staub machen?«
    »Du weißt, was ich meine.«
    »Aber im Traum wolltest du es doch, nicht wahr?«
    Chrissy verzog den Mund. »Im Traum habe ich auch schon mal meine Sportlehrerin erschossen, und trotzdem wollte ich es deswegen nicht auch in der Wirklichkeit tun.«
    »Du wolltest deine Sportlehrerin erschießen? Warum denn das?«
    » Weil diese dumme Kuh mir mit einem dicken ›Mangelhaft‹ den Notendurchschnitt versaut hat, nur weil ich nicht an diesem dämlichen Seil nach oben klettern konnte.«
    »Oh, bist du auch Sport-Legastheniker?«
    »Sport-was?«, fragte sie.
    »Sport-Legastheniker. Ist meine persönliche Erfindung. Ich habe beim Sportunterricht nie eine Rolle vorwärts hingekriegt, und …«
    »Eine Rolle vorwärts? Das kann doch nun wirklich jeder. «
    »Ja, so wie jeder an den Seilen hochklettern kann.«
    »Oh«, sagte sie und verstummte.
    »Mein Sportlehrer war ein Sadist, aber ein echter Sadist. Wenn einer eine Übung nicht hinbekam, wurde er von ihm vor der ganzen Klasse bloßgestellt und lächerlich gemacht«, erzählte er. »Er war der Ansicht, dass das den Charakter stärkt, weil man sich beim nächsten Mal mehr Mühe geben wird, um nicht wieder von ihm vorgeführt zu werden.« Er verdrehte die Augen. »Der Mann hatte pädagogisch gesehen wirklich den Dreh raus, denn nachdem er gesehen hatte, dass ich die Rolle vorwärts nicht schaffe, sollte ich sie in jeder Sportstunde üben, selbst wenn Fußball oder irgendwas anderes auf dem Plan stand. Ich musste eine von diesen verdammten blauen Matten ranschleppen und dann zeigen, was ich konnte … oder eben nicht konnte.«
    »Das ist ja Psychoterror !«, entrüstete sich Chrissy.
    »Ich hab das zwei Wochen mitgemacht, und dann habe ich ein Attest gefälscht, bei dem nicht mal der Therapeut existierte, der es angebliche ausgestellt hatte. Die angegebene Telefonnummer führte zu einem Anschluss im Keller der Versicherung, bei der mein Vater damals arbeitete. Ich habe da unten vorsichtshalber einen Anrufbeantworter angeschlossen und den ›Therapeuten‹ erzählen lassen, dass er zurzeit in einer Sitzung ist und man eine Nachricht hinterlassen soll. Das Attest besagte, dass ich Sport-Legastheniker bin, weil mein Gehirn schlichtweg nicht in der Lage ist, die Bewegungen meines Körpers so zu koordinieren, dass ich eine Sportübung korrekt ausführen kann. Dazu habe ich noch einen Fachaufsatz aus einer Ärztezeitung erfunden, in dem das Phänomen beschrieben wird. Von da an hatte ich bis zum letzten Schuljahr beim Fach Sport im Zeugnis immer nur ›Nicht teilgenommen, Attest‹ stehen.«
    »Sport-Legastheniker«, wiederholte sie und schüttelte sehr behutsam den Kopf. » Wie kommt man denn auf solche Ideen?«
    » Wer den Sportunterricht vermeiden will, muss eben erfinderisch sein. Du hättest zum Beispiel behaupten können, dass du gegen die Kletterseile allergisch bist. Wenn du sie anfasst, bekommst du Ausschlag oder Atemnot.«
    »Aber ich habe davon keinen Ausschlag und keine Atemnot bekommen.«
    »Atemnot kannst du vortäuschen, und was den Ausschlag angeht, lässt du dich testen, worauf du allergisch reagierst, und dann nimmst du die Kaninchenhaare oder was auch immer mit in die Turnhalle, reibst dich damit ein, bevor du ans Seil sollst, und das Thema ist erledigt.«
    »Hast du noch mehr solche Tricks auf Lager gehabt?«
    »Einige«, gestand er amüsiert. »Ich habe unsere Lehrer immer genau beobachtet und mir gemerkt, welche Lieblingsthemen sie

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