Schmusekatze, jung, ledig, sucht
winkte ab. »Danke, aber ich wüsste mit den meisten Titeln sowieso nichts anzufangen. Such du was aus, was du dir schon lange ansehen wolltest oder was du dir schon lange nicht mehr angesehen hast.«
»Dann schlage ich dir einen Kompromiss vor«, sagte Robert. »Ich suche drei Kandidaten aus, und du entscheidest.«
Die Entscheidung fiel auf den Schwarz-Weiß-Klassiker Lohn der Angst, aber da Chrissy danach noch keine Lust hatte, sich auf den Heimweg zu machen – und weil sich Lady Penelope und Jules abermals auf den Sessel zurückgezogen hatten und dort fest schliefen – legte Robert gleich danach die Parodie Galaxy Quest ein, weil er fand, dass das nach dem packenden Spielfilm eine gute Abwechslung war.
Die ganze Zeit über saßen sie Seite an Seite auf der Couch, nur ein paar Zentimeter voneinander entfernt, und mehr als einmal hätte Chrissy sich gewünscht, sich an Robert zu schmiegen und sich von ihm in den Arm nehmen zu lassen. Dummerweise hatte keiner der beiden Filme romantische Szenen zu bieten, weshalb es keinen Grund gegeben hatte, sich ein bisschen zur Seite sinken zu lassen. Es gab nicht mal erschreckende Momente, die sie hätte nutzen können, um ihr Gesicht an seinem Arm zu vergraben, damit sie den Schrecken nicht sehen musste.
Sie wusste nicht, ob es ihm genauso erging wie ihr. Vielleicht hatte er ja auch absichtlich diese Filme ausgewählt, um zu vermeiden, dass sie ihm wegen einer zu Tränen rührenden Szene zu nahe kam.
Es war kurz nach zehn, als der zweite Film zu Ende war und Chrissy sich genüsslich streckte. »Jetzt wird es aber Zeit, dass ich mich auf den Heimweg mache«, erklärte sie. »Sonst schlafe ich hier noch ein.«
Robert erwiderte nichts, sondern lächelte auf eine Art, die wohl unverbindlich wirken sollte, was ihm aber irgendwie nicht so ganz gelang. Was sie davon halten sollte, wusste sie nicht.
Sie standen auf, und als Robert die Deckenlampe einschaltete, bemerkten sie, dass die Katzen sich abermals irgendwann während der zweiten Vorstellung aus dem Zimmer geschlichen hatten. Diesmal waren sie jedoch nicht in der Küche zu finden, sondern im Schlafzimmer.
Beide lagen sie ineinander verschlungen auf dem Kopfkissen auf der zur Tür gelegenen Seite des Doppelbetts, was Robert voller Unglauben zur Kenntnis nahm. »So was hat Jules noch nie gemacht«, erklärte er. »Der schläft nie in meinem Bett, nur in seinem Katzenkorb da unten vor der Heizung. Ich habe ihn schon ein paarmal aufs Bett gelegt, aber er springt immer wieder runter. Nicht mal tagsüber, wenn ich nicht zu Hause bin, liegt er da. Die Decke ist abends noch genauso glatt, wie ich sie morgens gezogen habe.«
Chrissy hörte ihn zwar reden, aber sie bekam kaum etwas von dem mit, was er sagte. Sie stand mit ihm in seinem Schlafzimmer, das genauso schlicht eingerichtet war wie der Rest der Wohnung auch. Ein ganz normales Doppelbett, dessen Kopfende zu beiden Seiten in die Nachttische überging, an der Wand gegenüber ein dreitüriger Schrank aus hellem Holz. Über dem Bett hing ein riesiges gerahmtes Foto, das einen Astronauten auf dem Mond zeigte, der einen anderen Astronauten fotografierte, während der seinerseits von ihm ein Foto machte. Es passte zu Robert.
Sie stand mit ihm in seinem Schlafzimmer ! Wann würde sie diese Gelegenheit wieder bekommen? Wenn sie jetzt mit der Wahrheit herausrückte … würde er sie vielleicht erst recht aus seinem Leben verbannen, weil er es für eine dumme Anmache halten könnte.
Ach verdammt ! Gab es denn keinen perfekten Zeitpunkt, um reinen Tisch zu machen, ohne dabei Gefahr zu laufen, dass sie ihn für alle Zeit verärgerte?
»Ob es den beiden gefällt, wenn wir sie jetzt trennen?«, fragte Robert auf einmal.
»Ich glaube nicht, aber was sollen wir sonst machen?«, entgegnete sie. »Ich könnte natürlich meine Katze über Nacht hier lassen und sie morgen früh abholen.«
»Oder ich bringe sie dir morgen früh nach Hause«, schlug er vor. » Wenn ich zum Restaurant fahre, muss ich ja mehr oder weniger in deine Richtung, da kann ich ohne Weiteres einen kleinen Schlenker machen.«
»Okay«, willigte sie ein. »Aber falls die beiden heute Nacht Theater machen, dann ruf mich an.«
Sie ging zurück ins Wohnzimmer, um ihre Handtasche zu holen. Es gefiel ihr zwar nicht, Lady Penelope bei ihm übernachten zu lassen, wenn sie selbst nicht dabei war, um im Fall einer erneuten Prügelei eingreifen zu können, aber sie konnte sich nicht selbst einladen und verkünden, dass sie
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