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Schmusekatze, jung, ledig, sucht

Schmusekatze, jung, ledig, sucht

Titel: Schmusekatze, jung, ledig, sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Sander
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haben, über die sie sofort zu reden beginnen, wenn das passende Stichwort fällt. Wir hatten einen Deutschlehrer, der gern auf Philosophen zu sprechen kam, und da besonders auf Herbert Marcuse. Sobald er den Namen nannte, weil er ihm gerade mal wieder in den Kram passte, habe ich von meinem Platz in der dritten oder vierten Reihe dazwischengerufen : › Wie hieß der? Dr. Mabuse?‹ Und prompt korrigierte er mich und schwafelte die nächste Viertelstunde über Marcuse, was uns zwar nicht interessierte, aber viel Unterrichtszeit kostete. Unser Erdkundelehrer hatte ein Faible für alles, was die ehemalige Sowjetunion anging. Egal, welches Thema besprochen wurde, du konntest dich melden und fragen, ob das denn in der Sowjetunion genauso war, und dann gab es über die dortigen Verhältnisse ausführliche Vorträge, die immer zwischen zehn und zwanzig Minuten lang waren.«
    »Ich glaube, da habe ich was verpasst«, meinte sie.
    »Oh, ich wette, du kannst aus der Schule auch jede Menge Storys erzählen.«
    Sie hob die Schultern leicht an. »Das schon, aber nichts, was ich selbst gemacht habe. Für solche Aktionen waren immer andere in meiner Klasse zuständig.« Sie atmete tief durch und wechselte das Thema : »Sag mal, Robert, wieso hast du eigentlich neben mir im Bett gelegen? Du wolltest doch im Wohnzimmer auf der Couch schlafen.«
    Er lächelte schwach. »Keine Angst, ich hatte nicht vor, mich an dich heranzumachen, während du schläfst. Aber offenbar hatten Jules und Lady Penelope etwas dagegen, dass du dich zu ihnen gelegt hast. Nach einer halben Stunde kamen sie zu mir ins Wohnzimmer, und Jules hat sich auf seinen Sessel gelegt, um da zu schlafen.«
    »Und meine Katze?«
    »Deine Katze war der Ansicht, sie müsste unbedingt auf dem Sofa schlafen. Dass ich da lag, war natürlich unpraktisch, weil sie ja keinen Platz hatte. Also ist sie auf mich gesprungen und auf mir herumgetrampelt, bis ich kapituliert habe.«
    »Hat sie sich nicht bei dir auf die Beine gelegt?«, fragte Chrissy. »Das macht sie bei mir nämlich gern.«
    »Damit hätte ich ja noch leben und schlafen können, aber sie ist immer wieder von den Füßen angefangen bis hinauf zu meinem Kopf über mich spaziert, hat sich mit den Vorderpfoten auf mein Gesicht gestellt und mich anmiaut.«
    »O nein, das tut mir leid«, murmelte sie. »So was macht sie sonst nie.«
    » Vielleicht war sie ja ein bisschen verwirrt, wegen der fremden Umgebung und vielleicht auch, weil ich für sie eine fremde Person bin.« Er gab einen unbestimmten Laut von sich. »Auf jeden Fall sah es nicht danach aus, dass sie mich irgendwann noch hätte schlafen lassen. Also bin ich aufgestanden, und weil ich keine Lust hatte, auf dem Fußboden zu schlafen, bin ich ins Schlafzimmer ausgewichen und habe mich auf die freie Hälfte meines Betts gelegt. Ich wollte dich eigentlich wecken, damit du weißt, was los ist, aber du hast schon so fest geschlafen, dass ich dich nicht aus dem Schlaf reißen wollte. Ich dachte mir, wenn du am Morgen aufwachst, kann ich dir das immer noch erklären.« Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu : »Ich konnte ja nicht wissen, dass du eine schlafwandelnde Frau bist.«
    »Schlafvögelnd ist wohl die bessere Bezeichnung«, murmelte sie, woraufhin Robert in lautes Gelächter ausbrach.
    »Entschuldige«, sagte er hastig, als er sah, dass sie die Augen zukniff. »Ich habe nicht an deine Kopfschmerzen gedacht.« Dann lächelte er sie an. »Auf jeden Fall war’s eine außergewöhnliche Nacht.«
    »Dann bist du nicht sauer?«
    » Warum sollte ich denn sauer sein?«, fragte er erstaunt. »Es ist doch nichts passiert – außer dass du mir ein vollständig befriedigendes Erlebnis vorenthalten hast.« Wieder folgte eine längere Pause, dann erklärte er : »Das Wichtigste ist, dass du gesund bist.«
    Sein Grinsen wurde von ihr mit einem gezwungenen Lächeln beantwortet. Offenbar fand er den ganzen Zwischenfall nur zum Brüllen komisch, aber weiter nichts. Das wäre jetzt doch für ihn die Gelegenheit gewesen, sie zu fragen, ob sie dieses Erlebnis nicht wiederholen sollten, dann natürlich zur beiderseitigen vollständigen Befriedigung. Aber eine solche Frage kam nicht, nicht mal eine ernst gemeinte Bemerkung, dass es ihm gefallen hätte. Er zog den Zwischenfall komplett ins Lächerliche, was nur heißen konnte, dass es ihm nichts bedeutet hatte.
    Sollte sie ihm unter diesen Umständen überhaupt noch die Wahrheit sagen? Sie konnte gut darauf verzichten, ihm noch mehr

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