Schmusekatze, jung, ledig, sucht
ziemlich kompliziert … oder … nein, es ist eigentlich nicht kompliziert, sondern albern … so albern, dass es mir peinlich ist, mit irgendjemandem darüber zu reden. Zumal ich mir von den Leuten, denen ich es ansatzweise erzählt habe, anhören musste, dass ich völlig verrückt bin.«
Dr. Breucker lächelte. »So peinlich wie der Mann, der mitten im Berufsverkehr seinen Wagen querstellt und eine Kreuzung hier in der Stadt lahmlegt, um eine angefahrene Taube zu retten, weil er weiß, dass er damit die Frau beeindrucken kann, die er schon lange anhimmelt und die zufällig bei ihm im Wagen sitzt?«
Chrissy musste grinsen. »So in der Art.«
»Mit Speck fängt man Mäuse, mit geretteten Tauben fängt man eine zukünftige Ehefrau«, sagte er, »und mit Katzen fängt man unter Umständen einen Mann, der ein Herz für Tiere hat.«
»Haben Sie nur angehalten, weil die Frau bei Ihnen im Wagen saß, die Sie später geheiratet haben?«
Der Arzt schüttelte den Kopf. »Angehalten hätte ich so oder so. Aber so hatte das Ganze noch einen angenehmen Nebeneffekt.«
»Und die Taube?«
»Flügel geschient, ein paar Wochen später war der Bruch verheilt, und sie konnte wieder in die Freiheit entlassen werden.« Er hielt einen Moment lang inne. » Das werden Sie mit ihr aber nicht machen, oder?«
Nun schüttelte sie mit Nachdruck den Kopf. »Ganz sicher nicht. Egal, wie es ausgeht.«
»Das wollte ich auch hören, Frau Hansen«, sagte er, dann sah er zu seiner Helferin Yasmin. »Helfen Sie Frau Hansen gleich, ihre Katze in die Box zu setzen, und schicken Sie die Daten für die Rechnung nach unten an die Kasse.« Er reichte Chrissy die Hand. » Wir rufen Sie an, sobald alle Blutwerte vorliegen. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg«, fügte er hinzu, dann ging er zur Tür.
»Danke, hoffentlich habe ich den auch«, gab sie zurück und sah ihm nach, wie er das Behandlungszimmer verließ. Kaum war der Arzt verschwunden, kam Annabelle Alexia unter ihrer Jacke zum Vorschein, setzte sich mit durchgedrücktem Rücken hin und machte einen langen Hals, um sich im Raum umzusehen. » Was ist los?«, fragte Chrissy. »Meinst du, nur weil der Arzt gegangen ist, tut dir niemand mehr was?«
Die Katze verdrehte den Kopf, um nach oben und damit Chrissy ins Gesicht zu schauen. Das energische »Miau«, das sie dann ausstieß, konnte alles Mögliche bedeuten.
8
Ihre Nachbarin Sandra von gegenüber wartete schon vor der Haustür, als Chrissy gegen halb zwölf vom Tierarzt kommend in die Einfahrt einbog und den Wagen auf ihrem Platz im Hof abstellte.
Sandra ging zur Beifahrerseite und öffnete die Tür, um die Transportbox herauszuholen. »Und wie war’s beim Tierarzt?«, erkundigte sie sich, während Chrissy ausstieg.
»Ich war bei Dr. Breucker«, antwortete sie. »Sehr netter Arzt, finde ich. So weit ist alles mit ihr in Ordnung, nur die Blutwerte erfahre ich erst morgen.« Sie erwähnte nichts von den fast hundertfünfzig Euro, die sie für die Komplettuntersuchung hatte bezahlen müssen, da sie fürchtete, sonst versehentlich den noch viel stolzeren Betrag zu erwähnen, den der Züchter ihr abgenommen hatte.
»Das ist normal. Aber die erledigen das alles in der Praxis, da müssen Proben nicht erst in irgendein Labor geschickt werden«, sagte Sandra, die eine Decke mitgebracht hatte, um sie über die Transportbox zu legen. »Es ist doch ziemlich kalt«, erklärte sie. »Da du praktisch nichts über die Katze weißt, ist es besser, wenn wir sie vor dem Wind schützen. Sie soll sich schließlich nicht erkälten.«
»Oh, guter Gedanke«, musste Chrissy zugeben und ging vor ihr her zur Hoftür, um sie aufzuschließen. In der Wohnung angekommen, nahm Sandra die Decke weg und zog ihre Jacke aus. Chrissy nahm ihr die Jacke ab und hängte sie zusammen mit ihrer eigenen an zwei freie Haken an der Garderobe, während sie sich weiter zusammenreißen musste, damit ihr nicht etwas herausrutschte, was sie eigentlich gar nicht sagen wollte. »Hattest du nicht heute Morgen ein Vorstellungsgespräch?«
»Ja, aber das ist nicht so besonders verlaufen«, erwiderte Sandra betrübt. »Der Chef hat ziemlich unverhohlen durchblicken lassen, dass ich nur eine Alibi-Frau bin, damit er belegen kann, dass er auch Bewerbungen von Frauen berücksichtigt hat, obwohl er von vornherein nur einen Mann für die Stelle haben wollte.«
»Aber ich nehme an, er hat es so formuliert, dass man ihm daraus keinen Strick drehen kann, nicht wahr?«
Sandra nickte, dann sagte sie
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