Schmusekatze, jung, ledig, sucht
seid doch ein Paar«, wunderte sich Chrissy. »Dann hat es ja doch geklappt.«
»Ja und nein. Nach meiner Landung kam er zu mir und beglückwünschte mich zu meinem Sprung, und dann … dann sagte er zu mir, wie sehr er meinen Mut bewundere – und dass er für kein Geld der Welt mit einem Fallschirm aus einem Flugzeug springen würde.«
» Was?«
»Ganz genau. Irgendwer hatte sich den zweifelhaften Spaß erlaubt, mir Unsinn zu erzählen, damit ich mich vor Arnold blamiere. Vor allem, weil seine Freundin, mit der er auf diesem Flughafenfest an einem Tisch saß, in Wahrheit seine Schwester war !«
»Nein !«, rief Chrissy und musste lachen. »Also war der Sprung völlig umsonst gewesen.«
»So völlig umsonst auch nicht, denn ich hatte ihn damit tief beeindruckt, und als er dann auch noch erfuhr, warum ich in Wahrheit gesprungen war, da fand er das sogar noch beeindruckender. Wäre ich bloß auf ihn zugegangen, um mit ihm zu flirten, wie es meine damalige beste Freundin von mir forderte, hätte ich sicher keinen solchen Eindruck hinterlassen, und aus uns wäre vielleicht nichts geworden.«
»Hm«, machte Chrissy. »Du hast viel aufs Spiel gesetzt. Du hättest dir deine Gesundheit ruinieren können.«
»Und du übernimmst die Verantwortung für ein Lebewesen«, betonte Sandra.
»Dann findest du das … na ja, findest du das richtig, was ich mache?«
»Solange du die Katze in jedem Fall behältst, finde ich das richtig gut.«
»Dann bist du die Erste, die das findet …«
»Nein, die Zweite.«
Chrissy überlegte kurz. »Ja, stimmt. Dr. Breucker hat auch Verständnis angedeutet. Jetzt müsste ich bloß noch mein Gewissen dazu kriegen, mich nicht ständig mit Vorwürfen zu bombardieren. Meine beste Freundin werde ich ganz sicher nicht umstimmen können.«
»Du solltest es deiner Freundin nicht übel nehmen«, sagte sie. » Wenn man es ganz nüchtern betrachtet, ist es tatsächlich völlig verkehrt, so was zu tun. Ich hätte in den Tod stürzen können, ohne jemals zu erfahren, ob Arnold überhaupt etwas von mir wissen wollte. Du könntest die nächsten zehn oder fünfzehn Jahre für eine Katze sorgen müssen, weil der Mann, den du beeindrucken willst, in Wahrheit gar nichts für Katzen übrig hat.«
»Doch, das hat er. Das weiß ich sogar. Die Frage ist nur, ob er für mich auch was übrig hat.«
»Falls ja, solltest du nicht vergessen, ihm die Wahrheit zu sagen«, riet Sandra ihr. »Sicher nicht bei eurem nächsten Treffen, aber du solltest auch nicht zu lange warten.«
» Wie lange hast du gewartet?«
Sandra schüttelte den Kopf. »Daran kannst du dich schon längst nicht orientieren, Chrissy.«
» Wieso nicht?«
» Weil ich ihm bereits nach fünf Minuten die Wahrheit gestanden habe.«
»Nach fünf Minuten? Wusstest du so genau, dass er dir das nicht übel nehmen würde?«
»Ganz im Gegenteil«, sagte sie und machte ein betretenes Gesicht. »Arnold fand, ich hätte das so toll gemacht, dass er fünf Minuten später vor mir stand und mir ein Ticket hinhielt, mit dem ich gleich beim nächsten Flug an dem Tag noch einen Sprung machen konnte.«
»Das war doch sehr aufmerksam von ihm«, meinte Chrissy grinsend.
» Wenn Fallschirmspringen mein liebstes Hobby wäre, dann bestimmt. Aber ich hatte mir ja geschworen, unter keinen Umständen noch mal zu springen, also gab ich ihm das Ticket zurück und rückte mit der Sprache raus. Na ja, und das hat ihn dann noch stärker beeindruckt.« Sie sah Chrissy an. »Das kannst du mir nicht nachmachen, weil bei dir schon mehr als fünf Minuten verstrichen sind. Warte einfach ab, wie es beim nächsten Treffen läuft, und dann wirst du schon den richtigen Zeitpunkt finden, um ihm zu sagen, dass Lady Penelope erst seit heute Morgen bei dir lebt. Wenn du es charmant rüberbringst und ihm klarmachst, dass du das alles nur seinetwegen auf dich genommen hast, dann könnte ich mir vorstellen, dass er so beeindruckt reagiert wie Arnold.«
»Nur mit dem Unterschied, dass ich keinen Todesmut bewiesen habe.«
»Das ist egal, du hast dich einer Herausforderung gestellt, und das zählt.« Dabei zeigte sie auf die Box. »Das da ist deine Herausforderung. Stell dich ihr.«
Chrissys Blick folgte der Richtung, die Sandra mit ausgestreckter Hand angab. Plötzlich stutzte sie, ging einen Schritt nach vorn und spähte in die Transportbox, dann drehte sie sich zu Sandra um und fragte : »Meinst du mit Herausforderung, dass die Box leer ist?«
»Leer?«, rief Sandra erschrocken.
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