Schmusekatze, jung, ledig, sucht
vorn gezogen hatte, um sich zu vergewissern, dass die Katze sich nicht in der Zwischenzeit doch noch dahinter versteckt hatte. Sie drehte sich zu Chrissy um, stutzte kurz und begann dann, schallend zu lachen.
» Was ist das?«, wollte Chrissy wissen, die es nicht wagte, sich von der Stelle zu rühren, während sie mit eingezogenem Kopf dastand, da irgendetwas nach ihr schlug.
» Warte«, sagte Sandra, stellte sich vor sie und wühlte in Chrissys Haaren. Schließlich gab sie ihr ein Zeichen, und Chrissy machte einen Schritt nach vorn und drehte sich um.
Auf dem Kühlschrank standen wie üblich zwei Großpackungen Küchenrollen, dazu ineinandergestapelte Frischhaltedosen in allen möglichen Formen und Größen – und zwischen allem ragte eine schlanke Katzenpfote heraus, die in der Luft herumfuchtelte, offenbar auf der Suche nach Chrissys Haaren. Als sie nicht fündig wurde, tauchte hinter einer Packung Küchenrollen auf einmal der markante und trotz allem irgendwie zu breit wirkende Kopf von Lady Penelope auf, die wissen wollte, wo ihr Spielzeug geblieben war.
»Da hätten wir ja noch lange suchen können«, meinte Sandra amüsiert.
» Wie kommt sie da oben hin?«, wunderte sich Chrissy und betrachtete rätselnd den hohen Kühlschrank, der auf der anderen Seite der Tür stand und damit kein Teil der Küchenzeile war. Daneben klaffte eine Lücke, da vor ein paar Wochen der kleine Esstisch zusammengebrochen war und sie noch keinen Ersatz beschafft hatte. »Sie kann nicht vom Boden da raufgesprungen sein. Sieh mal, die Frischhaltedosen stehen alle noch nie vorher – da hätte sie ja noch irgendwie rüberspringen müssen.«
Sandra schüttelte den Kopf. »Nein, der Weg ist wirklich ausgeschlossen. Da hätte sie alles runtergerissen.« Sie stellte sich neben den Kühlschrank und betrachtete die Küchenzeile, dann nickte sie verstehend. »Ja, genau. Sieh mal, Chrissy. Sie muss auf die Spüle gesprungen sein, von da auf den Hängeschrank und von da bis rüber auf die andere Seite auf den Kühlschrank.«
»Habe ich mir da etwa einen Springteufel ins Haus geholt?«
»Tja, Hunde machen so was nicht, aber die meisten Katzen wollen hoch hinaus«, sagte Sandra. »Leider ist das der Punkt, an dem es bei der Sorte Vierbeiner ein wenig mit der Intelligenz hapert, denn raufkommen sie fast auf alles. Nur anschließend wieder nach unten zu kommen, das kann sich dann zum Problem entwickeln. Was meinst du, warum so viele Katzen aus Bäumen gerettet werden müssen?«
»Aha, jetzt wird mir das endlich mal klar«, murmelte Chrissy. »Und was machen wir jetzt mit ihr?«
Lady Penelope war inzwischen aufgestanden und nach vorn gekommen, wo sie nun zwischen Küchenrollen und durchsichtigen Plastikbehältern ganz an der vordersten Kante des Kühlschranks saß und Chrissy aufmerksam ansah.
» Versuch doch mal, ob sie sich von dir runternehmen lässt«, schlug Sandra vor.
»Und wie stelle ich das an?«
»Geh hin und fass sie hinter den Vorderbeinen, dann hebst du sie an und nimmst sie runter.«
»Hört sich bestimmt einfacher an, als es ist«, gab sie zurück und ging auf die Katze zu. Langsam hob sie die Hände, um das Tier nicht zu erschrecken, doch als sie fast am Ziel war, drehte Lady Penelope blitzschnell den Kopf zur Seite, öffnete ihr spitzes Mäulchen und schnappte nach Chrissys rechter Hand.
»Autsch !«, rief die erschrocken. Es war kein schmerzhafter Biss gewesen, und Chrissys Ausruf brachte vor allem ihr Erstaunen darüber zum Ausdruck, dass ihr Zeigefinger mit einem Mal quer zwischen den Kiefern einer Katze steckte.
»Beißt sie?«
»Nein, sie knabbert nur auf meinem Knöchel rum.«
»Das ist ein gutes Zeichen«, urteilte Sandra. »Das heißt, sie ist zum Spielen aufgelegt.«
»Indem sie mich wie einen Kauknochen behandelt? Das ist ja ein richtiges Hundeverhalten.«
»Manches ist wie bei einem Hund, das ist richtig.« Sandra sah ihr zu. » Versuch trotzdem mal, sie runterzunehmen.«
Lady Penelope kommentierte diese Bemühungen mit einem tiefen, leisen Knurren, aber Chrissy war zu sehr darauf konzentriert, die Katze vom Kühlschrank zu holen, dass sie dieses Knurren zwar bemerkte, sich aber nicht weiter darum kümmerte. Entschlossen packte sie die Katze, bekam sie zu fassen und hob sie vom Schrank – und war im nächsten Augenblick um vier parallel verlaufende Kratzer auf ihrem rechten Unterarm reicher.
Fast hätte sie es geschafft, Lady Penelope auf den Boden zu setzen, doch deren Pfote war einfach schneller
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