Schmusekatze, jung, ledig, sucht
als sie, und so erwischte die Katze sie noch und zog ihr vier der fünf feinen Krallen über die Haut.
Im ersten Moment tat das nicht mal weh, worüber Chrissy auch froh war, weil sie so nicht vor Schreck die Katze auf halber Höhe loslassen konnte, die sich beim Sturz aus der Höhe womöglich etwas gebrochen hätte. Aber als sie sie abgesetzt hatte, begannen die hauchfeinen Linien zu jucken und erstaunlich stark zu bluten.
»Ach verdammt«, ärgerte sie sich und riss ein Tuch von der Küchenrolle an der Wand ab, um das Blut wegzuwischen.
»Das hat sie nicht absichtlich gemacht«, erklärte Sandra hastig, als fürchte sie, Chrissy könnte der Katze etwas tun. »Sie wollte sich nur irgendwo festhalten.«
Chrissy nickte und wischte weiter über die vier Kratzer, die sich fast über die ganze Länge ihres Unterarms zogen. »Ich weiß, ich weiß. Ich mache ihr auch gar keinen Vorwurf. Ich bin nur froh, dass ich trotz der Temperaturen ein T-Shirt angezogen habe und keinen Pulli, sonst wäre der jetzt mit Blut beschmiert. Und Lady Penelope hätte sich mit den Krallen in der Wolle verheddert.«
Lady Penelope selbst war offenbar gar nicht nachtragend – und wie es schien, erwartete sie trotz der Kratzer die gleiche Einstellung auch von Chrissy, da sie gleich darauf zu ihr kam und sich an ihre Beine schmiegte, wobei sie leise miaute.
»Ich nehme ja nicht an, dass das eine Entschuldigung sein soll«, mutmaßte Chrissy. »Da hat wohl eher jemand Hunger.«
»Kein Wunder, sie hat ja mindestens nichts mehr gefressen, seit du sie heute Morgen abgeholt hast.«
Chrissy nahm eine der Dosen, die sie gestern Abend im Zoocenter gekauft hatte und die neben dem Kühlschrank auf mehreren Paletten gestapelt standen, und zog den Deckel an dem Metallring auf. Kaum hatte Lady Penelope das Geräusch gehört, erstürmte sie mit einem Satz die Arbeitsplatte und schmiegte ihren Kopf energisch an Chrissys Brust, während sie laut schnurrte. Chrissy reichte Sandra den Deckel, damit sie ihn in den Abfalleimer warf, da machte sich Lady Penelope auch schon über das Futter her und versuchte, mit einer Pfote Fleischbrocken aus der Dose zu ziehen.
» Warte doch, du kriegst ja sofort was«, sagte Chrissy und stellte einen Napf vor sich auf die Arbeitsplatte, dann nahm sie eine Gabel und begann, das Futter aus der Dose zu holen.
»Halt, halt«, rief Sandra, als sie sah, was Chrissy vorhatte. »Du darfst ihr nicht die ganze Dose geben.«
»Oh, stimmt, das habt ihr mir gestern Abend gesagt.« Sie schüttelte frustriert den Kopf. »Das waren so viele Informationen auf einmal, ich glaube, die eine Hälfte hat mein Gehirn gar nicht erst zur Kenntnis genommen, und von der anderen Hälfte hat es neunzig Prozent schon wieder vergessen.«
»Das ist ja auch kein Wunder«, meinte Sandra. »Ich bin sogar davon überzeugt, dass wir auch noch irgendwas vergessen haben dir zu sagen.«
Ein energisches Miauen von rechts ließ Chrissy zusammenzucken. Sie drehte sich um, und im gleichen Moment macht Lady Penelope einen Hopser und stieß ihr den Kopf ins Gesicht, wobei sie noch lauter schnurrte als zuvor.
»Entschuldige bitte«, sagte Chrissy grinsend. »Es ist ja auch sehr unhöflich von mir, mich einfach mit Sandra zu unterhalten, während du Hunger leidest.« Sie drückte das Fleisch mit der Gabel auseinander, dann stellte sie den Napf auf den Untersetzer im Flur, auf dem sie bereits ein Wasserschälchen platziert hatte. Chrissys Finger berührten noch den Napf, da machte sich die Katze bereits über den Inhalt her, den sie schnaubend und schmatzend runterschlang.
»Das sind ja Essmanieren wie bei einem Hund«, stellte sie erstaunt fest.
»Die Kleine war tatsächlich ausgehungert. Wer weiß, wann sie bei Kampmann zuletzt etwas zu fressen bekommen hat«, merkte Sandra an. » Vielleicht dachte er, sie regt sich während der Autofahrt zu sehr auf, und um zu verhindern, dass sie sich unterwegs übergibt, hat er ihr möglicherweise schon gestern Abend nichts mehr gegeben.«
» Wann gebe ich ihr wieder was?«
Sandra sah auf die Uhr. » Wie spät haben wir es denn? Kurz vor eins? Nicht vor vier oder fünf Uhr würde ich sagen. Warte erst mal ab, ob sie sich von sich aus meldet, wenn sie wieder Hunger hat. Danach solltest du versuchen, feste Fütterungszeiten einzuführen, damit die Katze einen geregelten Tagesablauf hat.«
»Okay, also warte ich heute ab, wie sie sich verhält. Und ab morgen gibt es drei oder vier Mahlzeiten über den Tag
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