Schmusekatze, jung, ledig, sucht
ja aufpassen, was Lady Penelope so anstellte, und sie von möglichem Unsinn abhalten.
»Eine halbe Stunde, länger nicht«, sagte sie sich. Wenigstens verkniff sich die Stimme in ihrem Kopf einen Kommentar.
9
Das beharrliche Klingeln an der Tür riss Chrissy aus dem Schlaf. »Kann man nicht mal für fünf Minuten die Augen zumachen, ohne dass gleich wieder jemand klingelt, um Werbezettel im Haus zu verteilen?«, murmelte sie verärgert und wollte sich aufrichten, als sie auf einmal merkte, dass sie bäuchlings auf der Couch lag und dass irgendein Gewicht auf ihrem Rücken lastete. Sie versuchte, sich auf die Seite zu drehen, doch augenblicklich bohrten sich mindestens ein Dutzend Nadelspitzen in ihren Rücken.
Sobald sie sich wieder flach hinlegte, zogen sich die Nadeln zurück.
Was war das?, überlegte sie. Sie unternahm einen zweiten Anlauf, diesmal drehte sie sich noch ein Stück weiter, aber als Reaktion darauf drangen die Nadeln noch tiefer in ihr Fleisch.
Wieder wurde an der Tür geklingelt. Sie wäre ja gern aufgestanden, um wenigstens über die Gegensprechanlage nachzufragen, ob da vielleicht doch jemand etwas von ihr wollte. Aber genau das ging nicht. Gerade wollte sie nach dem Etwas tasten, das ihr das Aufstehen unmöglich machte, da begann ihr Handy zu klingeln, das glücklicherweise in Reichweite auf dem Wohnzimmertisch lag.
Ein Blick auf das Display verriet ihr, wer sie sprechen wollte. » Valerie? Wie geht’s?«, fragte sie ihre beste Freundin.
» Wie es mir geht, willst du wissen?«, gab Valerie aufgeregt zurück. »Ich bin in Sorge um dich, und du fragst mich, wie es mir geht?«
Chrissy zog die Augenbrauen zusammen. »Aus welchem Grund solltest du in Sorge um mich sein?«
» Weil ich den ganzen Nachmittag versucht habe, dich anzurufen, aber du hast dich nicht gemeldet«, erklärte sie. »Deine Vertretung konnte sich das auch nicht erklären, weil du ihr gesagt hast, dass sie dich im Notfall jederzeit anrufen kann.«
»Den ganzen Nachmittag?«, wiederholte Chrissy. » Was soll das heißen? Wir haben erst …« Sie sah auf ihre Armbanduhr und wusste nicht, was sie sagen sollte. Das konnte nicht stimmen. Es war kurz vor eins gewesen, als Sandra gegangen war und sie sich aufs Sofa gelegt hatte. Jetzt dagegen war es …
» Viertel vor sieben«, führte Valerie den Satz für sie zu Ende. »Eben. Ich versuche seit fünf Stunden, dich zu erreichen, weil ich wissen will, was deine Schnapsidee mit der Katze macht. Aber du gehst nicht ans Handy, auf dem Festnetz erreiche ich dich auch nicht, und du scheinst nicht zu Hause zu sein. Wo treibst du dich rum?«
»Dann hast du gerade geklingelt?«
»Ja, natürlich habe ich …« Valerie stutzte. » Woher weißt du das?«
» Weil ich auf der Couch liege, aber nicht aufstehen kann, um die Tür aufzumachen«, sagte sie, da ihr in diesem Moment einfiel, was das Ding auf ihrem Rücken war und wieso sich all diese Nadeln in ihre Haut bohrten, sobald sie sich bewegte.
»Hast du dir was gebrochen?«
»Nein, ich habe mir nichts gebrochen, ich kann nur im Moment nicht aufstehen. Du hast doch meine Schlüssel mit an deinem Bund, richtig?«
»Ja, und wenn du dich in zwei Minuten nicht gemeldet hättest, wäre ich sowieso reingekommen.«
»Gut«, sagte Chrissy. »Dann komm bitte rauf, du wirst dann schon sehen, weshalb ich nicht aufstehen kann.«
Während Valerie noch irgendetwas Unverständliches murmelte, legte Chrissy auf und stöhnte leise. Sie hatte fast sechs Stunden so tief und fest geschlafen, dass weder das Telefon sie hatte wecken können noch eine Katze, die es sich auf ihrem Rücken gemütlich gemacht hatte. Fast sechs Stunden lang hatte sie nicht auf Lady Penelope aufpassen können, sie wusste nicht, was das Tier in der Zwischenzeit veranstaltet hatte. Doch ganz gleich, was passiert war, der Katze konnte nichts zugestoßen sein, sonst hätte sie sich nicht ihren Rücken als Ruhekissen ausgesucht. Und es konnte auch nichts wirklich Schlimmes geschehen sein, sonst wäre sie von Feuerwehrleuten oder Polizisten geweckt worden, die ihre Wohnung gestürmt hätten.
Sie hörte, wie die Wohnungstür aufgeschlossen wurde, aber für Lady Penelope schien das kein Anlass zu sein, ihren Platz zu verlassen. Eine leichte Bewegung ließ Chrissy vermuten, dass die Katze den Kopf gedreht hatte, wohl um zu sehen, wer da die Wohnung betrat.
Schritte näherten sich, dann verstummten sie, und eine vertraute Stimme stöhnte leise auf : »O nein, das kann nicht wahr
Weitere Kostenlose Bücher