Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schmusemord

Schmusemord

Titel: Schmusemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
Matzbach versuchte, im Gesicht des Kleinen zu lesen.
    »Wenn ich darf …«
    Baltasar hob die Schultern. »Von mir aus.«
    Zaches nahm das Restgeld und ging zur Kellnerin, die eben die nächste Ladung gefüllter Kölschgläser verstaute. Er zupfte an ihrer Lederschürze, ließ die Münzen in die Schürzentasche gleiten und sagte etwas. Sie lächelte, bückte sich, hauchte ihm einen Kuß auf den rötlich-grauen Scheitel und griff zum Tablett.
    »Anzahlung für die nächste Runde«, sagte Zaches, als sie sich ein paar Schritte vom Lokal entfernt hatten.
    »Was? Die Knete oder der Glatzenkuß?«
    Zaches machte
tsk tsk tsk
. »Fällt nicht einem deiner toten Chinesen irgendwas dazu ein?«
    Yü zögerte; dann sagte er: »Wie es in jeder guten Familie eine Hure gibt, so auch in jedem anständigen Haushalt ein schwarzes Schwein. Und wenn der Wohnraum begrenzt ist, sucht man sich dafür eben ein Ferkel.«
    Hermine und Daniela saßen am kleinen Kirschbaumtisch im Atelier; es roch nach frischem Kaffee.
    »Na, Jungs, genug Unfug gemacht für heute?« Hermine spielte mit einem Schnitzmesser und sah den Männern entgegen.
    Matzbach räusperte sich. »Da stehen zwar neben euren beiden noch drei leere Becher, aber anstandshalber frage ich mal, ob ihr sonstige Gäste erwartet oder ob wir uns setzen dürfen.«
    »Unter gewissen Bedingungen.«
    »Ah, gut. Dann wollen wir uns aber zum Feilschen hinsetzen; im Sitzen kann man einander besser über den Tisch ziehen.«
    Daniela, den Rücken zur Tür, wandte sich um. »Kommt in die Sandkiste; ihr dürft mitspielen.«
    »Wir versprechen, euch nicht in die Förmchen zu kacken«, sagte Yü. »An Samstagen bringt das nämlich Unglück.«
    »Und? Ist was dabei rausgekommen?« Hermine blickte sie der Reihe nach an. »Zaches sieht so aus, als ob er einen Coup gelandet hätte. Oder eine Kuh.«
    Zaches kniete auf einem der gepolsterten Stühle nieder und goß sich Kaffee ein. »Keine Kuh, überhaupt nicht«, sagte er dabei. »Nettes Mädel, würd ich mal sagen.«
    »Erzählen!«
    »Später.« Matzbach schnitt das Ende von einer Macanudo und betrachtete die Zigarre, als ob es sich um einen Zauberstab zur Verfertigung obszöner Zustände handle. »Was für Bedingungen?« Er setzte sich neben Daniela und grinste Hermine an.
    »Ihr kriegt nur Kaffee, wenn ihr erstens erzählt, was ihr gemacht habt, vor allem Zaches; und wenn du zweitens endlich mit einem Bericht über dein bretonisches Labyrinth rausrückst.«
    »Na ja. Werd ich Zaches am Angeben hindern?«
    »Nee, Boss, wirst du nicht. Ist auch ganz einfach. Wir haben uns die Hütte von diesem Jüssen angesehen, von außen; alles Hecken und Gräben und Marmor, vielleicht eine kleine MG-Stellung gut versteckt dazwischen. Und danach waren wir in der Kneipe, in der Czerny sich den Hals gebrochen hat. Viel Volk; da ist so ne Art Straßenfest, und das macht durstig. Die Kellnerin, Trudi, alias Trüüdchen, hat lange Beine und kann nett lächeln. Wir haben uns für demnächst verabredet. Der fäusteschwingende Herr Würselen war abwesend. Gut so?«
    Daniela machte große Augen. »Verabredet? Wie hast du das so schnell hingekriegt?«
    Zaches lächelte sie an. »Wird nicht verraten; wir beide wollen doch nicht, daß Yü was lernt, oder?«
    »Dann erzähl’s mir demnächst, wenn er nicht zuhört.«
    »Seid ihr denn sicher, daß diese Trudi die Kellnerin ist, um die es geht?« sagte Hermine.
    »Klar.« Matzbach legte die eben angezündete Zigarre in den Aschenbecher, um einen Schluck Kaffee zu trinken. »Erstens gibt es da wohl nur die eine; und zweitens stand ihr Name in den Papieren von Komarek. Gertrud Stein.«
    »Auch das noch …«
    »Wie man’s nimmt; jedenfalls glaub ich nicht, daß die da zwei Kellnerinnen namens Gertrud haben.«
    »Und?« Hermine schien ernstlich interessiert. »Hast du dich wirklich einfach so mit ihr verabreden können?«
    Zaches senkte die Lider und blickte bescheiden auf seinen Becher hinab. »Sie konnte meinem Charme nicht widerstehen. Ich glaube, das wird nett mit ihr.«
    Trotz wiederholter Nachfragen weigerte er sich, mehr zu sagen außer: »Die Geheimnisse der Technik, ihr Lieben.«
    »Na gut.« Hermine schüttelte den Kopf; lächelnd wandte sie sich an Matzbach. »Also, was war mit deinem bretonischen Labyrinth?«
    »Die Geheimnisse der Technik, ihr Lieben.«
    »Das ist albern. Nun spuck’s doch endlich aus.«
    »Also, dieses Labyrinth«, sagte Matzbach. »Das ist eine ziemlich wirre Angelegenheit.«
    »Haben Labyrinthe so

Weitere Kostenlose Bücher