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Schmusemord

Schmusemord

Titel: Schmusemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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und das Ganze soll ich für ihn verkaufen …«
    »Ein toter Österreicher, nicht mehr verkäuflich«, sagte Matzbach. »Hat sich mal in bretonischen Labyrinthen herumgetrieben.«
    »Dann geschieht’s ihm recht, daß er jetzt tot ist. Was war mit der zu beschmusenden Kellnerin?«
    »Die hat er beschmust und wurde von ihrem Galan niedergemetzelt. Zu Boden geschlagen, hat sich den Hals gebrochen oder so, und schwups war er hinüber.«
    Zaches trank seinen irischen Whiskey und stellte das leere Glas auf eine kritische Alkuin-Ausgabe. Während er versuchte, ohne allzu große Verwüstungen einen Stuhl freizuräumen, sagte er: »Na gut, klingt, als ob das genau meine Kragenweite wäre. Worum geht’s denn bei alledem?«
    »Nicht um Philosophie«, sagte Yü. »Allenfalls um Ethik. Und wie wir Matzbach kennen, vor allem um Knete.«
    »Knete?« Der Zwerg wuchtete einen Folianten hoch, drehte sich mit ihm, ließ ihn über unbelegtem Grund fallen, hustete in die Staubwolke und setzte sich endlich. »Ah. Descartes ist ein bißchen angestaubt, was? Knete, sagst du?«
    Vor dem fensterlosen Kopf- bzw. Südende der Halle stand eine Art Paravent. Matzbach schlenderte beiläufig hin, verschwand dahinter, kramte ächzend und kehrte mit einem Barhocker und einem Lederpuff zurück, den er Yü vor die Füße fallen ließ.
    »Knete.« Er klomm auf den Barhocker, nahm das abgestellte Glas von einem Bücherstapel, trank, stellte es zurück und deutete auf Zaches. »Du da, Zwerg, erinnerst du dich an die letzte Runde?« Er klang ein wenig theatralisch.
    »Und wie, Boss. War schön, ein bißchen naß und sehr lukrativ. Abermals danke. Wolltest du das hören? Soll ich knien?«
    »Nee; dann würde man dich ja überhaupt nicht mehr sehen. Was ich damit andeuten will: Hat einer von euch Gründe, daran zu zweifeln, daß auch bei diesem Unterfangen, um das wir herumreden, etwas herausspringt?«
    Yü zupfte seine Hosenbeine zurecht, ließ sich auf den Puff sinken und knurrte etwas.
    »Könntet Ihr das deutlicher sagen, Chinese?«
    »Als wir uns kennengelernt haben, gab es einige Leichen, und wenn ich mich nicht sehr irre, sind dabei auch größere Beträge vernichtet worden.«
    Matzbach nickte. »Du vergißt aber, daß erheblich mehr übrigblieb, als vor der Geldmengenvertilgung verfügbar war.« *
    »Schon recht.« Yü betrachtete seinen linken kleinen Finger, schob ihn zwischen die Zähne und biß einen Fetzen toter Haut ab. Er kaute darauf herum; dabei sagte er: »Wie Konfuzius, oder war es Lao-tse, schon so treffend bemerkte, soll man die Stalltür dankbar schließen, wenn am Ende der Stampede mehr Gäule vorhanden sind als vorher. Vor allem, wenn der Besitzer der schönen Tiere vergessen hat, am Leben zu bleiben.«
    Zaches streckte die Hand aus; er deutete auf die Whiskeyflasche, die neben Matzbach zwischen zwei Büchertürmen verkümmerte.
    »Darf ich noch mal … Danke. Also, ich bin dabei. Ihr habt ja keine Ahnung, wie langweilig so eine Weltreise sein kann. Immer nur nette Menschen, die Trinkgeld haben wollen, und warmherzige Frauen, die einem kleinen Mann beim teilweisen Wachstum zusehen, überhaupt keine Leichen, nix
action
… bah. Was liegt also an? Ich höre und gehorche – möglicherweise. Ist Tshato mit von der Partie?«
    »Der Fürst der Aschanti beschläft seine üppige Bonnerin und sollte nur gestört werden, wenn Bedarf an großen schwarzen Kriegern besteht. Kann noch kommen. Man wird sehen.«
    Sie nahmen den fetten BMW und besichtigten die Gegenden in Köln, in denen sich Czerny vor seinem Verbleichen herumgetrieben hatte. Daniela sah derweil Hermine beim Schnitzen zu; der einzige Kommentar der beiden Damen war: Wenn die Schufte beim Gammeln noch ein paar Sekunden fürs Denken erübrigen könnten, sollten sie doch erwägen, daß man, statt den Pizza-Dienst zu mißbrauchen, auch ein richtiges Lokal aufsuchen könnte, notfalls mit der Ausrede »zu Ehren von Zaches«. Matzbachs Bemerkung, er kenne kein dafür ausreichend winziges Lokal, wurde mit spitzigen Blicken und einer Messerdrohung beantwortet.
    Von Jüssens Villa war nicht viel zu sehen; so etwas wie spätionische (oder ionisierte) Säulen samt marmornem Vordach glomm durch geringe Lücken einer Ligusterhecke, hinter der – etwa zehn Meter entfernt – zusätzlich eine Buchenhecke stand.
    »Vielleicht ein Graben? Verhaue? Eingegrabene Pfeilspitzen?« murrte Matzbach, als sie langsam weiterfuhren.
    »Wer sich nicht wehrt …« sagte Zaches, der auf dem Rücksitz thronte und

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