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Schmusemord

Schmusemord

Titel: Schmusemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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an sich.« Yü bleckte die Zähne. »Wie sah es aus? Grünes Holz? Gelbe Pappe mit Ranken? Lila Steine?«
    »Anders.«
    Hermine legte das Schnitzmesser auf ihn an. »Anders? O ihr Götter … Kannst du nicht mal ein bißchen ausführlicher werden?«
    »Keineswegs.« Baltasar blickte betroffen bis bukolisch. »Zu meinem bleibenden Glück gehört ein selektives Gedächtnis; andernfalls blieben mir zu viele Erinnerungen, und die stehen, wie wir wissen, fast immer dem Glück im Weg.«
    Hermine stand auf, kam um den Tisch und legte die Klinge an Matzbachs Adamsapfel. »Sprich, Erinnerung«, sagte sie. »Sprich schnell – oder schweig für immer.«
    Matzbach schluckte mehrfach; die Klinge tanzte ein wenig mit. »Ach, dann doch lieber schweigen«, knurrte er. »In diesem unserem Lande wird ohnehin zuviel Dreck gelabert.«
    »Was war jetzt mit dem Abendessen?« sagte Yü. Er stand, den Becher in der Linken, hinter Daniela, deren rechte Schulter er kraulte. »Ich krieg allmählich Hunger.«
    »Hast du bei deinen Recherchen jemanden gefunden, der dir als Verbindungsmann zu Jüssen dienen könnte? Und nimm doch bitte das Messer weg, Herzallerliebste mein.«
    »Du hast kein Herz«, sagte Hermine; sie ging zurück zu ihrem Stuhl.
    »Hab ich; warum?« sagte Yü.
    »Diese sogenannte Ermittlung …« Baltasar klang beinahe verbittert. »Ohne Gewalt, bisher; null
action
. Sieht mir aber nicht mal aus wie ein gewöhnliches Puzzle; eher wie … ah bah, ein Schmusemord. Allgemeines Streicheln angesagt. Zaches wird seinen Zwerg zweifellos in der guten Trudi verstecken; und was machen wir inzwischen?«
    »Gehet hin und tut desgleichen.« Daniela gluckste.
    »Du wolltest doch immer schon eine eigene Kampfsportschule haben, nicht wahr?«
    Yü spitzte förmlich die Ohren. Die anderen waren plötzlich ernst und aufmerksam.
    »Was wird das?« sagte Hermine. »Kampfsportschule?«
    Matzbach sog an der Macanudo, hustete und legte sie wieder beiseite. »Folgendes. Ah, eh ich das vergesse. Zaches – wo willst du hausen?«
    »Hier, da, dort.« Er runzelte die Stirn. »Dank deiner großzügigen Verteilung nach der Spelunkenaffaire kann ich mir ja sogar ein teures Hotel in Köln leisten.«
    »Du kannst doch hier wohnen«, sagte Hermine. »Wenn du magst, heißt das, natürlich.«
    Zaches streckte den Arm aus, ergriff Hermines Hand und drückte einen lautstarken Schmatz darauf. »Das ist sehr lieb, und heute nehm ich das bestimmt an. Aber … ich glaube, der Dicke hat was vor. Seh ich das richtig, daß ich mich irgendwie in der Nähe vom
Goldenen Kappes
rumtreiben sollte?«
    »In Trudis Nähe, genauer. Und versuch doch mal rauszukriegen, was es mit diesen Teddybären auf sich hat.«
    »Teddybären?« Daniela stöhnte. »Wer fängt hier was mit Teddybären an?«
    »Ein paar ältere Exemplare; sehen aus wie Sammlerstücke«, sagte Matzbach. »Die stellt man aber normalerweise nicht in den Schmutz einer Kneipenatmosphäre, oder? Gehören in einen Tresor, wenn sie wirklich echt antik sind.«
    »Wird geklärt, Boss«, sagte Zaches. »Sonst was?«
    »Ja. Wem gehört die Kneipe?«
    »Das kann ich dir sagen.« Der Chinese verbeugte sich. »Besitzer ist ein Mensch namens Lanzerath. Hat seine Pfoten in vielen Töpfen.«
    Baltasar blickte zu Yü auf und legte eine Hand auf Danielas Arm. »Ihr wohnt doch nur fünf Minuten von der Kneipe weg; habt ihr Platz für Zaches?«
    »Bis Trudi Platz schafft, meinst du? Ja, kein Problem.«
    Zaches wiederholte die Handbeschmusung, ebenso lautstark wie zuvor.
    »Teddys«, sagte Yü; er schlürfte aus seinem Becher, schluckte und knurrte etwas Unverständliches. »Teddys zum zweiten. Zaches. Seh ich alles ein, und ich werd ihn eskortieren, wenn er in die Kneipe geht. Könnt ja sein, daß Herr Würselen da ist und etwas gegen die weitere Planung hat. Aber was soll das mit der Kampfsportschule? Soll ich deine Philosophenbücher per Karateschlag vernichten?«
    »Wir werden uns gleich nach Bonn begeben, wenn niemand was dagegen hat, und ein paar Häppchen essen.«
    »Ah, kein Pizzaservice! Woran denkst du?«
    »Edle Kebse, ich weiß es noch nicht. Laß uns einfach ein bißchen durchs Zentrum laufen und sehen, wonach uns der Magen knurrt. Dabei werden wir das Weitere beraten.«
    Yü blies die Wangen auf. »Nix da. Erst sagen, worum es geht; danach überleg ich, ob ich überhaupt mit dir esse.«
    »Ganz einfach.« Matzbach nahm die Zigarre wieder auf, lutschte, sog, stieß eine Oualmwolke aus und ließ den karibischen Stengel

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