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Schmutzengel

Titel: Schmutzengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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hätte, auf was ich mich da eingelassen hatte, wäre mir der Weihnachtsbraten wahrscheinlich
     im Hals stecken geblieben.
     
    Natürlich lagen vor dem Anstellungsvertrag von Lisbeth noch diverse Hürden, die es zu überwinden galt. Eine davon war die
     Geschäftsadresse. Ich konnte mein Unternehmen ja schlecht in Gregs Arbeitszimmer gründen. Ich brauchte eine eigene Wohnung.
     Stundenlang surfte ich durch die Mietangebote in den diversen Internetportalen. Einzimmerwohnungen, Zweizimmerwohnungen, Dachgeschoss-Studios,
     Maisonette-Wohnungen, also alles, was unter die von mir eingegebene Höchstmiete fiel. Wozu auch eine Dreizimmerwohnung mit
     Garten gehörte. Ich stutzte. So etwas gibt es sowieso selten in Düsseldorf, und dann noch zu dem Preis? Es konnte sich nur
     um einen Fehler handeln. Ich klickte weiter. Kam darauf zurück. Zögerte immer noch. Rief an.
    »Wo ist der Haken?«, fragte ich.
    »Kommen Sie es sich anschauen«, sagte der nette Mann am Telefon.
    Ich kam.
    Das Haus war eins von denen mit rosa verschnörkelter Fassade, einem ehrwürdigen Treppenhaus mit blank gebohnerten Holztreppen
     und hohen, Stuck verzierten Decken.
    Ich klingelte.
    Ein älterer Herr in grauer Strickjacke und Pantoffeln öffnete.
    »Schauen Sie sich in Ruhe um«, sagte er mindestens drei Mal, während er die Wohnungstür aufschloss, mich eintreten ließ und
     auf seinen Pantoffeln hinter mir herschlurfte.Ich schaute. Das Zimmer nach vorn heraus war mir bereits von der Straße aufgefallen. Es war wohl ein Geschäft gewesen, denn
     die ganze Front war verglast und in dem großen Schaufenster gab es eine Tür zur Straße. Ein schwerer Vorhang hatte mich daran
     gehindert, von außen hereinzuschauen. Jetzt, wo der Vorhang geöffnet war, schien eine fahle Wintersonne durch die riesige
     Fensterfläche hinein. Die Tür von diesem Zimmer zu den beiden anderen war eine stabile Sicherheitstür mit Glaseinsatz, sodass
     wenigstens etwas Tageslicht in den kleinen Flur fiel, von dem die Küche, das Wohnzimmer, das Schlafzimmer und das Bad abgingen.
     Das Wohnzimmer mit Küchenzeile lag nach hinten raus, eine Glastür ging in den winzigen Garten, in dem umgegrabene Erde zeigte,
     dass der Vornutzer offenbar ein kleines Gemüsebeet angelegt hatte. Auch das Schlafzimmer war, wie alle Zimmer, sehr klein,
     vermittelte aber durch die hohen Decken ausreichend Platz. Ich war begeistert.
    »Warum ist die Wohnung so billig?«, fragte ich noch einmal.
    Der Mann starrte mich verblüfft an. »Das ist doch klar«, sagte er. »Das Zimmer nach vorn zur Straße heraus kann man schlecht
     als Wohnzimmer nutzen, weil einem doch die Leute da hereinschauen und es von der Straße her laut ist. Das eigentliche Wohnzimmer
     ist recht klein und relativ dunkel, der Garten ist total verwildert und im Bad ist nur eine Dusche, aber keine Wanne. Außerdem
     ist das Haus nur von außen schön renoviert, aber hier drin ist alles ziemlich alt.«
    Ich blickte mich noch einmal aufmerksam um. Die Wohnung blickte freundlich zurück. Stylish hip und trendy war hier in der
     Tat nichts. Aber das wollte ich ja auch gar nicht. Die Räume waren mir auf Anhieb sympathisch gewesen. Und dann der Garten   … Vor meinem geistigen Auge hatteich schon die Pflanzplätze vergeben. Stangenbohnen hier, Tomaten dort, Zucchini, Salat, ein kleines Erdbeerbeet, einige Himbeerruten
     und ein Spalierapfel. Ich war zwar eine Stadtpflanze geworden, aber der alte Hofgarten, in dem ich gemeinsam mit meiner Oma
     buddeln und pflanzen durfte, hatte mir offenbar mehr gefehlt, als ich mir hatte eingestehen wollen.
    Ich überschlug die finanzielle Seite. Den Preis für den gebrauchten Kleinwagen, der mein Firmenwagen werden sollte, den Aufwand
     für Briefpapier und Werbung, Umzugs- und Renovierungskosten, allgemeine Lebenshaltungskosten für die Anfangszeit, bis das
     Unternehmen Umsatz und Gewinn brachte. Auf der Einnahmenseite standen die Existenzgründungsförderung, meine bescheidenen Ersparnisse
     und natürlich Omas Kredit. Mit Budgetkalkulationen kannte ich mich aus und in diesem Fall war ich optimistisch, den Rahmen
     einhalten zu können, da ich ja nur für mich selbst kalkulierte und nicht für eine Gruppe künstlerisch ambitionierter Zahlenphobiker.
    »Na ja, die Decken sind schön hoch«, murmelte mein Begleiter und unterbrach meine Gedankengänge, »das erhöht die Heizkosten,
     aber es lässt auch mehr Licht herein. Gründerzeit eben.«
    Das war mein Stichwort. Wenn es noch einen winzigen

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