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Schmutzengel

Titel: Schmutzengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Zweifel gegeben haben mochte, so war er spätestens jetzt völlig zerstreut.
    »Ich nehme die Wohnung«, sagte ich entschlossen.
    Ein strahlendes Lächeln erschien auf dem Gesicht des Pantoffeltierchens.
    »Da wird sich die Vermieterin aber freuen. Und ich natürlich auch. Ich bin Ihr Nachbar. Und so eine Art Hausmeister. Metzenrath,
     freut mich. Wenn etwas nicht in Ordnung ist, sagen Sie mir Bescheid.«
     
    An dem Abend, an dem ich den Mietvertrag unterschrieb, erzählte ich Greg, dass ich am übernächsten Samstag seine Zeit für
     ein paar Stunden in Anspruch nehmen müsse.
    »Und wozu, wenn ich fragen darf?« Sein Tonfall war alles andere als freundlich.
    »Um mir beim Umzug zu helfen«, erklärte ich ruhig. Ich tat, als suche ich etwas im Kühlschrank, beobachtete ihn aber aus den
     Augenwinkeln. Seine Reaktion gefiel mir ganz und gar nicht. Er war erleichtert. Dann allerdings verdunkelte sich sein Blick.
    »Da kann ich nicht.«
    Fast wollte ich fragen, wann er denn stattdessen könnte, aber im letzten Moment hielt ich doch den Mund. Oma, Lisbeth und
     Troll hatten ihre Hilfe für den Termin zugesagt und Troll wollte einen kleinen Lieferwagen von einem Bekannten besorgen. Der
     Umzug würde also an genau diesem Datum stattfinden.
    »Tut mir ehrlich leid, aber der Termin steht fest und du kannst bestimmt zwei Stunden helfen. Sonst muss ich einige Sachen
     noch hierlassen, die du mir dann später vorbeibringst.«
    Greg ließ ein unzufriedenes Schnauben hören. »Also gut, aber nicht zu früh.«
    »Um neun«, erwiderte ich.
    Greg stöhnte.
    Heimlich stöhnte ich auch, denn eigentlich hatte ich mich mit meinen Helfern Lisbeth, Oma und Troll auf zehn Uhr geeinigt,
     aber aus lauter Bosheit hatte ich Greg eine Stunde früher genannt. Ich war über mich selbst erstaunt. Diese Gehässigkeit kannte
     ich gar nicht an mir.
    »Wir sollten außerdem noch darüber reden, welche Möbel ich mitnehme«, schob ich hinterher.
    Gregs Gesichtszüge glitten in die totale Fassungslosigkeitab. Hatte er etwa ernsthaft gedacht, dass ich eines schönen Tages aus seinem Leben verschwinde und nichts von der Einrichtung,
     die wir gemeinsam angeschafft hatten, für mich reklamieren würde?
    »Wer nimmt hier was mit?«, erklang es plötzlich in Sues näselndem Tonfall von der Küchentür her. Für mich war die Unterhaltung
     damit beendet, und ich überließ die beiden sich selbst. Sollte Greg ihr die gute Botschaft meines Auszugs doch bitte alleine
     überbringen. Offenbar fand die gute Sue diese Nachricht gar nicht so interessant, denn das Gespräch, dessen Anfang ich ungewollt
     noch mithörte, landete ganz schnell bei gegenseitigen Vorwürfen, warum niemand eingekauft, niemand etwas zu essen vorbereitet
     und schon seit Tagen niemand mehr das Bad sauber gemacht hatte. Ich nahm mir vor, Greg einen Flyer mit meinem Dienstleistungsangebot
     zu schicken, sobald diese fertig wären. Annehmen würde ich einen Auftrag von ihm natürlich nicht – jedenfalls nicht, solange
     die Bohnenstange in seinem Haushalt lebte.
    In meinem Arbeitszimmerasyl sortierte ich die Dinge aus, die ich in mein neues Leben nicht mitnehmen würde. Das war in erster
     Linie Kleidung, denn ich hatte beschlossen, mich von allen Hosen zu trennen, die mir inzwischen definitiv zu weit waren. Ich
     hatte nicht vor, jemals wieder hineinzupassen.
    Schwerer fiel mir die Entscheidung bei den Fotoalben und Erinnerungsstücken, die mein Leben mit Greg dokumentierten. Erst
     beim dritten Durchsehen bemerkte ich, dass der überwiegende Teil der Fotos Greg zeigte. Von uns beiden gab es nur drei Bilder,
     die ich mit dem Selbstauslöser gemacht hatte. Von mir alleine gab es keins. Offenbar hatte Greg auf keinem unserer Ausflüge
     und auch nicht während unserer beiden einwöchigen Urlaube nach dem Apparat gegriffen, um ein Foto von mir zu machen.
    Ich behielt zwei besonders gelungene Aufnahmen von Greg und ein Foto von uns beiden zusammen, den Rest warf ich weg.
    Am meisten Spaß machte es mir, den Ordner mit meinen Bewerbungen komplett zu entsorgen. Meine Bewerbungsschreiben und die
     Absagen, Einladungen zu Vorstellungsgesprächen und weitere Absagen, Hinhaltebriefe, Eingangsbestätigungen und noch mehr Absagen,
     alles landete im Papierkorb. Danach fühlte ich mich blendend. Und hungrig. Greg und Sue waren inzwischen ausgegangen, und
     so konnte ich mir in der Küche drei dicke, große Scheiben Graubrot mit Nutella schmieren. Ich verdrückte alles und fühlte
     mich immer noch

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