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Schmutzengel

Titel: Schmutzengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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nicht wesentlich verändert, außer dass das Gästezimmer, das
     sich Oma für meine Besuche gönnte, nun von besagter Lisbeth belegt war.
    »Lisbeth von der Teufelsley?«, vergewisserte ich mich endlich. »Deine alte Freundin Lisbeth mit ihrem unmöglichen Mann?«
    »Genau«, bekräftigte Oma. »Und weil sie den verlassen hat, wohnt sie jetzt bei mir.«
    »Nein!«, rief ich. »Endlich!«
    Lisbeth, die eigentlich Baues mit Nachnamen hieß, aber von der Teufelsley genannt wurde, weil sie als Jugendliche an dem Felsen
     beinahe zu Tode gestürzt wäre, war die älteste- Freundin meiner Oma. Die beiden kannten sich seit ihrem dritten Lebensjahr
     und waren seitdem unzertrennlich.
    Oma lachte. »Der faule Sack hat sie dreißig Jahre lang lächerlich gemacht und ausgenutzt und die dumme Pute hat es sich gefallen
     lassen. Aber als er eine Tasse von dem guten Geschirr mit dem Goldrand zerbrochen hat, ist sie abgehauen.«
    Ich grinste.
    »Als Notlösung habe ich ihr dein Zimmer gegeben, aber lange werden wir zwei Sturköpfe es nicht miteinander aushalten«, sagte
     Oma. »Ich bin schon froh, dass sie im Moment bei ihrer Nichte, die letzte Woche die Zwillinge bekommen hat, das Weihnachtsessen
     vorbereitet.«
    Oma kochte Kaffee und schnitt ihren selbst gebackenen Stollen an, während ich den Tisch deckte.
    »So, meine Liebe, nun lass es raus, sonst platzt du noch«,sagte sie, als wir uns an dem Esstisch mit der drehbaren Platte, den sie aus Thailand mitgebracht hatte, gegenübersaßen. Langsam
     aber sicher wanderten die alten Möbel aus dem Bauernhof meiner Großeltern auf den Sperrmüll, während von jeder Reise ein neues
     Stück die Wohnung bereicherte.
    Ich musste lachen. Natürlich hatte Oma direkt gespürt, dass mir etwas auf den Nägeln brannte. Meiner Oma kann man in der Hinsicht
     nichts vormachen, aber sie geht mit ihrer Intuition sehr zurückhaltend um. Wenn ich nichts erzählen wollte, drängte sie nicht
     weiter. Jetzt aber wollte ich erzählen.
    Natürlich wusste sie von meiner Kündigung und den ersten Bewerbungsversuchen, aber die neuesten Entwicklungen kannte sie noch
     nicht.
    Ich berichtete ihr von meinem letzten Bewerbungsgespräch, der Idee, die mir dabei gekommen war, und meinen Plänen. Meine Oma
     ist schwer von ihrem selbst gebackenen Christstollen abzuhalten, aber nun starrte sie mich an, während ihre Kuchengabel reglos
     in der Luft verharrte.
    »Ich bin sehr stolz auf dich«, war das Erste, was Oma sagte.
    Ich strahlte.
    »Du weißt, dass du mit diesem Schritt die alleinige und volle Verantwortung übernimmst für das, was du tust. Es gibt keinen
     Chef mehr, der eine falsche Entscheidung trifft. Die Fehler wirst du alle selbst machen.«
    »In der Agentur habe ich auch für meine Arbeit immer die volle Verantwortung gehabt«, entgegnete ich.
    »Für deinen Bereich, ja. Aber als Unternehmerin musst du die Verantwortung auch für diejenigen übernehmen, die in deinem Namen
     arbeiten. Für deren Fehler musst du geradestehen. Denk an die Sache mit dem Traktorunfall.«
    Himmel, diese Episode hatte ich längst verdrängt. Ein Helfer, den meine Großeltern auf ihrem Hof beschäftigt hatten, war mit
     dem Traktor zum Heuwenden gefahren und hatte offenbar vergessen, dass die Heuwendebügel selbst im zusammengeklappten Zustand
     breiter waren als der Traktor. Er hatte auf dem kurzen Stück, das er über die schmale Straße bis zum Feld zurücklegen musste,
     vierzehn geparkte Autos beschädigt.
    Ich musste also mit dem Schlimmsten rechnen, wenn ich Personal in meinem Namen auf die Umwelt losließ. Und in einem teuren
     Haushalt ließ sich sicher so mancher Unfug anstellen. »Du willst damit andeuten«, entgegnete ich mit einem schiefen Grinsen,
     »dass ich bei der Auswahl meines Personals besonders vorsichtig sein muss?«
    »Darauf kommen wir später zurück«, sagte Oma.
    Ich fragte mich, was in ihrem Kopf vorging, denn den Tonfall kannte ich. Sie hatte bereits einen Plan.
    »Du wirst wenig Freizeit und in den ersten Jahren keinen Urlaub haben«, fuhr sie fort.
    Ich nickte. »Das hattest du als Bäuerin auch nicht.«
    »Stimmt.« Sie lachte leise. »Aber die Rindviecher, mit denen ich zu tun hatte, waren ganz leicht zufriedenzustellen und sind
     mir nicht auf den Nerven herumgetrampelt. Das mag bei deinen Kunden anders sein.«
    Ich grinste auch. So, wie Oma das sagte, klang es nach einer Möglichkeit, die man in Erwägung ziehen sollte, aber nicht nach
     einer Entwicklung, vor der man sich Sorgen

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