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Schmutzige Haende

Schmutzige Haende

Titel: Schmutzige Haende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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der Spannung war, die in den letzten Monaten zwischen ihr und Ilio bestanden hatte. Sie war nicht gut im Vertuschen. Sie war keine gute Mutter gewesen. Und Raffaella hatte darunter gelitten. Aber dann lag der mächtige, großartige Hügel wieder im Sonnenlicht da. Sie konnten wieder ins Freie gehen. Und Maya und die Kleine entdeckten die langsamen Schnecken, die flinken grünen Eidechsen, den schrecklichen Hirschkäfer, die gefährliche Hummel, die zarte Passionsblume, die an das Leiden unseres Herrn Jesus Christus erinnert, und die Pilze, das Geschenk des flüchtigen Regens, magische Pilze wie die von Alice im Wunderland, die man aber lieber nicht essen sollte, denn wie sollte man wissen, nach welchen man ganz klein wird wie ein Däumling und nach welchen groß wie ein Riese?
    Maya wusste, dass ihr Ilio nur deshalb keinen Job geben wollte, weil es in den Augen aller unvorstellbar gewesen wäre, dass sich die Tochter des Gründers herabließ zu arbeiten.
    Maya argwöhnte, dass er sie nur deshalb in die Toskana geschickt hatte, weil er sich wieder in Bedrängnis befand und sie letzten Endes nicht um sich haben wollte, mit ihren stummen Fragen und ihrem anhimmelnden Verhalten.
    Dann, nach einer Reihe von endlos langen Tagen im Zeichen der Natur und der Langeweile hatte plötzlich die Clique einen überraschenden Besuch angekündigt. Raum gab es genug und Personal war kein Problem. Ilio war in Bestform, strahlend wie immer. Maya hatte sofort Begehren empfunden, sobald sie in seinen Armen lag. Mit von der Partie war natürlich auch Giulio Gioioso, mit seinem demütigen Hundeblick und offenbar erneutem Respekt ihrem Mann gegenüber. Nanni Terrazzano hatte eine Magnum Bollinger Grand Cru entkorkt und einen Toast auf die Gesundheit des Richters Di Pietro ausgesprochen.
    – Er hat diesen fanatischen Wucherer Malacore festnehmen lassen, hoffentlich buchten sie ihn für immer und ewig ein.
    Denn dieser Herr, ein Bauernlümmel, der nichts zustande brachte und sogar in seiner Heimat, in Kalabristan, von allen verachtet und in Anspielung auf seinen Nachnamen „Malacarne“ genannt wurde, dieses riesengroße Arschloch hatte sich nicht nur mit Schmiergeldern alle Aufträge für den Wiederaufbau irgendeiner vom Tornado zerstörten Karibikinsel unter den Nagel gerissen, sondern …
    – Er hatte die Stirn mir, wohlbemerkt mir, Nanni Terrazzano, dessen Eltern sich mit dem König und dem Grafen, Friede seiner Seele, duzten, während seine Eltern in den Minen Kohle schaufelten …
    Was zum Teufel hatte dieser Malacore-Malacarne sich also herausgenommen, dass er sich den ewigen Hass des Faschisten Terrazzano zugezogen hatte? Nicht mehr und nicht weniger: Selbst wenn du zahlst, selbst wenn du viel zahlst, gebe ich dir keine Arbeit.
    – Habt ihr das verstanden? Ich biete ihm zehn an, war sogar bereit, auf fünfzehn zu erhöhen, aber er bleibt bei seinem Nein. Alles für mich und nichts für dich. Nun, jetzt soll er auch allein in den Knast!
    Nach dieser köstlichen Geschichte erhoben sich zwischen dem einen und dem anderen Glas eiskalten Champagner – Köstlich, säuselte Terrazzano. Ach, die Franzosen, die Franzosen! – andere Stimmen, wurden weitere Episoden der Verbrechersaga aufgerollt, die von einem brillanten Journalisten als
Tangentopoli
bezeichnet worden war.
    Man hatte übertrieben.
    Sie waren zu gierig gewesen. Dabei wusste man ja seit Anbeginn der Welt, dass man die Räder schmieren muss, wenn man weiterkommen will.
    Aber zu viel ist zu viel.
    Sie hatten sich mit dem üblichen Schmiergeld nicht mehr zufriedengegeben.
    Sie entschieden, wer arbeiten durfte und wer nicht.
    Schweinehunde.
    Verräter.
    Am meisten empört war Ramino Rampoldi. Stellt euch mal vor: Einer seiner Freunde hatte den Zuschlag für einen Auftrag erhalten und war zum „Kassier“ gegangen, um den Obolus zu entrichten. Dieser jedoch umarmte ihn voller Angst und verschanzte sich hinter dem Schreibtisch. Obolus? Sollte das ein Scherz sein? Oder, besser gesagt, sollte das ein Witz sein, der Kassier war nämlich Neapolitaner (der übliche Bauernlümmel, verdammt noch mal! Die Kleine hielt sich bei Rampoldis Darbietung allerdings den Bauch vor Lachen) … Also, sollte das ein Witz sein? Zufälligerweise ist der Freund der Schwiegervater eines Mädchens, das der Familie angehört … mit einem Wort, der Enkelin des Ministers. Da werdet ihr wohl verstehen, dass ein solches Ansinnen ein schrecklicher Affront wäre!
    – Mein Freund steckt das Geld wieder ein und

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