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Schmutzige Haende

Schmutzige Haende

Titel: Schmutzige Haende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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Loggia de’ Lanzi. Sie hatte das begehrenswerte Antlitz der reinen Schönheit. Sie war Schönheit. Kaputte Schönheit. Faule Schönheit. Im Grunde wie Italien.
    Langsam wurde ihnen bewusst, wie ungeheuerlich ihre Idee war. Stalin und Angelino waren wie vom Blitz getroffen. Und gelähmt. Es war eine kolossale Intuition. Ein gigantischer Plan. Das ultimative Meisterwerk. Exzessiv, extrem, wie alle Meisterwerke. Massaker im Austausch gegen eine Übereinkunft. Der Tod einer Stadt. Der Tod von hundert Städten. Und eine sterbende Stadt macht viel, viel mehr Lärm als ein toter Richter. Unter Umständen war das der Triumph des Projekts. Die Idee, die sie weiterbrachte. Die sie ermächtigte, alle Brücken abzubrechen. Die die anderen im magischen Augenblick des Exzesses aufhielt. Keinen Augenblick früher und keinen Augenblick später. Die den anderen ermöglichte, etwas abzugeben. Vielleicht mehr als etwas. Die sie aufhalten würde. Das Land würde um einen Waffenstillstand flehen. Sie aufhalten: und das Land in der Hand haben. Es sich nehmen. Und zwar auf immer.
    Natürlich war da dieses kleine Detail: Scialoja. Aber das war nicht der richtige Augenblick, um darüber nachzudenken. Dies war der Augenblick der historischen Entscheidungen. Um Details würde man sich später kümmern.
    In dem Händedruck, den sie austauschten, lag mehr als erneuter Respekt.
    Es war ein Blutpakt.
    Bevor er ging, sagte Angelino, dass er den Regeln zufolge zuerst mit den Bossen sprechen musste. Stalin nickte, Angelino seufzte.
    – Darf ich dich etwas fragen?
    – Aber ja doch.
    – Stalin. Warum hast du so einen komischen Namen?
    – Mein Vater war Kommunist.
    Nach seiner Rückkehr nach Sizilien berichtete Angelino Zu’ Cosimo von dem neuen Vorschlag.
    Zu’ Cosimo, der gerade liebevoll eine kleine Hecke auf seinem abgelegenen Landsitz außerhalb von Siracusa stutzte, wohin er sich hatte flüchten müssen, nachdem er der Verhaftung im Kaufhaus La Vampa wie durch ein Wunder entkommen war (ich sage dir, mein Sohn, das waren schlechte Leute!), wischte sich den Schweiß von der Stirn und begann herzhaft zu lachen.
    – Wie es aussieht, wollen uns alle haben …
    – Sieht so aus.
    – Aber keiner kann uns kaufen … vertraust du ihm, Angelino?
    – Ich vertraue nur der Cosa Nostra, Zu’ Cosimo!
    Zu’ Cosimo lächelte. Der Kleine wusste, was sich gehörte.
    Zu’ Cosimo organisierte eine schnelle Gesprächsrunde.
    Zu’ Cosimo sagte zu Angelino, sie würden es halten wie der Esel, der von zwei verschiedenen Heuhaufen frisst: einmal von dem einen, einmal vom dem anderen.
    Angelino teilte Scialoja mit, dass der Waffenstillstand beschlossen war.
    Und Stalin Rossetti teilte er mit, dass er bald Neues erfahren würde.

Saubere Hände
    Letzten Endes war es doch nichts mit dem Job geworden. Das verrückte Auge. Die Genesung. Ilios hartnäckiger Widerstand, der sich als aufrechte Anteilnahme tarnte und Spuren liebevollen Bedauerns trug: Meine Liebe, wenn die Ärzte dagegen sind, kann man nicht …
    Schließlich hatte sie sich einen Urlaub mit der Kleinen und dem Kindermädchen im Casentino gegönnt.
    Im Augenblick befanden sie sich im Landhaus außerhalb von Poppi, einem magischen Kraftort, den der Gründer im Sommer ’73 gekauft hatte, weil er weit ab von allen Städten war und weil der Besitzer, ein zu Reichtum gekommener Landpächter, dringend Bares brauchte, um seine Altersgeilheit mit einer Tangotänzerin auszuleben.
    Der Spätherbst war überraschend mild. Der Winter nur eine ferne Drohung, ein schwaches Echo. Manchmal stieg jedoch kalter, feuchter Nebel auf. Die Umrisse der Hügel lösten sich im Nieselregen auf. Den Wald am Rand des Landgutes bevölkerten dichte Schatten. Die Wipfel der Zypressen warfen sich ächzend hin und her und in dem hinterhältigen Ächzen schien der Schmerz von uraltem Leid zu liegen. Kein anderes Gebiet Italiens hat so viele furchterregende Legenden hervorgebracht wie der Casentino. Raffaella hatte ein Buch mit den Märchen von Emma Perodi ausgegraben. Sie verlangte, dass Maya sie ihr zwei-, dreimal hintereinander vorlas. Die düsteren Geschichten von lüsternen Priestern, enthaupteten Bauern und mörderischen Rittern entlockten ihr angstvolle Schreie. Sie drückte sich eng an ihre Mutter und schwor, dass sie als Erwachsene „Trickfilmregisseurin“ werden würde. Von Horrortrickfilmen, nicht von diesem Kinderkram à la Walt Disney, mit Katzen, Kaninchen und Ähnlichem. Maya fragte sich besorgt, ob das nicht die Folge

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