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Schmutzige Haende

Schmutzige Haende

Titel: Schmutzige Haende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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mit einer herausfordernden Grimasse an.
    – Und wenn ich dir sage, dass ich dir eine kleine Lüge erzählt habe, um dich eifersüchtig zu machen?
    – Das glaube ich dir nicht.
    – Was denkst du?
    – Ich weiß es nicht. Du musst es mir erklären, Patrizia.
    – Willst du alles kaputtmachen?
    – Ich warte auf eine Antwort.
    – Geh scheißen, Bulle!
    Auf die Ohrfeige war er nicht gefasst gewesen. Er ließ sie ziehen. Er versuchte nicht einmal, sie aufzuhalten. Aber noch nie hatte er sie so begehrt. Noch nie hatte er sich so nach ihrer Komplizenschaft gesehnt, danach, von ihr beschützt zu werden, dem Gefühl, endlich so akzeptiert zu werden, wie er war. Mit all seinen Fehlern und Zweideutigkeiten. Er hätte seine ganze Macht aufgegeben, er hätte die ganzen verdammten Unterlagen Vecchios verbrannt, nur um dieses magische Gefühl des Einvernehmens zurückzuerlangen, das der Zweifel zerstört hatte. Aber er sah, wie sie wütend im feuchten Laub verschwand, im Laufschritt. Es fröstelte ihn. Nicht nur vor Kälte, auch vor Angst. War es Schicksal, dass er sie jetzt, wo er sie kaum wiedergefunden hatte, schon wieder verlor? Aber er konnte ihr nicht vertrauen. Am Abend telefonierte er mit Camporesi.
    – Folgen Sie ihr und protokollieren Sie alle ihre Bewegungen. Hören Sie ihr Telefon ab. Ich möchte alle vierundzwanzig Stunden einen ausführlichen Bericht.

Enthüllungen
1.
    Das Schöne an der Grauzone ist, dachte Stalin Rossetti: Wenn du drin bist, bist du im Zentrum der Welt, und nichts von dem, was wirklich interessant ist, was möglicherweise passiert und der
convenienza
entspricht, kann dir entgehen. Aber ein kleiner Moment der Unaufmerksamkeit reicht, und schon bist du wieder draußen. Und dann zieht die Geschichte an dir vorbei, blickt dich aus kleinen bösartigen Äuglein an und rangiert dich aus, so schnell kannst du gar nicht schauen. Und von Mal zu Mal wird es schwieriger, wieder ins Spiel zurückzukommen. Und teurer. Billy Goat, dieser Blutsauger, hatte ihn gegen den Strich gebürstet. Und als ob das noch nicht genug gewesen wäre, hatten sich die Mafiosi für das
cadeau
des armen Manuele Vitorchiano revanchiert. Tatsache ist, hatte Zu’ Cosimo geurteilt, dass dieser Rossetti uns den Verräter gebracht hatte. Aber Tatsache ist auch, dass er jahrelang mit ihm Geschäfte gemacht hatte, obwohl er wusste, dass er ein Toter auf Abruf war. Er hat von der
convenienza
profitiert, nun wollen wir davon profitieren. Moral der Geschichte: Sein Mann, der den Drogenhandel in Mittelitalien kontrollierte, wurde durch den Spross einer Familie aus Catania ersetzt, die mit den Corleonesen in Verbindung stand. Einem Vollidioten, der seine Position ausnutzte, um sich den Gewinn unter den Nagel zu reißen. Und dreißig Prozent des Ertrags wanderten aus der Tasche Stalins direkt in den gierigen Rachen der Cosa Nostra. Angelino Lo Mastro wurde bei allem gebührenden Respekt darüber informiert, dass die Sizilianer ganz auf ihren Stil vergaßen, mit dem Ziel, ein sogenanntes operatives Treffen herbeizuführen. Sie trafen sich in einer kleinen Villa in einem malerischen Dorf in den Marken, wo der junge Catanier sein Hauptquartier aufgeschlagen hatte: offiziell, um einer in Sachen Konsum eher zurückhaltenden Region auf die Sprünge zu helfen, in Wirklichkeit aber, weil die Höhenluft seiner zickigen Freundin behagte.
    – Ihr wart ein wenig kleinlich, bemerkte Stalin Rossetti trocken.
    – Ja, du hast recht. Man hätte darüber hinweggehen können, stimmte Angelino zu, aber solange es die Alten dort unten gibt, müssen wir machen, was sie wollen.
    – Schon gut. Heute mir, morgen dir.
    Allein die Tatsache, dass ein Ehrenmann es wagte, in Anwesenheit eines Nichtgetauften verhüllte Kritik an der Organisation zu üben, war ein Anzeichen für außergewöhnliches Wohlwollen. Und außerdem war es sinnlos, weiter darauf zu bestehen. Die Mafiosi würden niemals die Meinung ändern. Es war sinnlos, darauf zu bestehen, wenn man ein ganz anderes Eisen im Feuer hatte. Aber er konnte sich nicht verkneifen, ihm einen kleinen Verweis zu erteilen, einfach so.
    – Ist es in Florenz gut gelaufen, Angelo?
    Angelino blickte ihn düster an. Vor einigen Tagen hatten die Jungs Sprengstoff aus Kriegsbeständen in den Boboli-Gärten hinterlegt. Fürs Erste hatte alles funktioniert: Es sollte der Beginn einer neuen Phase sein. Nur Pech, dass es niemand bemerkte. Derjenige, der telefonierte, der dem Zuständigen hätte erklären sollen, dass die Mafia ab

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