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Schmutzige Haende

Schmutzige Haende

Titel: Schmutzige Haende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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Kalabrien und Apulien betreffen … sofern der Plan gelingt, wird es einen neuen Kompromiss mit den Vertretern des neuen Staates geben …
    Sie müssen ein Ziel erreichen; ob Freimaurer oder Kirche – oder wer auch immer – sie müssen das Ziel erreichen. Cosa Nostra muss das Ziel erreichen, egal mit welchen Mitteln.
    (Erklärung des Kronzeugen Leonardo Messina vor der Antimafia-Komission, 4. Dezember 1992)
2.
    Um sich adäquat zu einem Thema zu äußern, dachte Senator Argenti, muss man sich so viele Informationen wie nur möglich beschaffen.
    Anders gesagt, man musste studieren, studieren, studieren.
    Seit der Senator die Aussage des Kronzeugen Messina gelesen hatte, beschäftigte er sich intensiv mit den Freimaurern.
    Die Grundidee bestand darin, ein kleines Grüppchen Auserwählter zu finden, das die undankbare Aufgabe auf sich nahm, die chaotische Truppe der Menschen auf die grünen Weiden des Fortschritts, der Ordnung und der Gerechtigkeit zu führen. Die Freimaurer hatten bei der Einigung Italiens entscheidend mitgewirkt. Viele von ihnen waren anständige Leute. Sagen wir also: irregeleitete Logen. Aber sagen wir auch: Die Idee an und für sich ist gefährlich.
    Eine Idee, die so elitär war, dass sie die anderen nicht verstanden. In gewisser Weise war auch Lenins Idee elitär gewesen: die Avantgarde des Proletariats, eiserne Revolutionäre, die bereit waren, ihr Blut für die Eroberung des Winterpalastes zu vergießen. Um die Wahrheit zu sagen, hatten die Bolschewiken Ströme von Blut vergossen. Hauptsächlich das Blut anderer.
    Schaudernd hob Argenti den Blick von den Unterlagen und strich sich mit der Hand über die Stirn. Was dachte er? Schande! Angesichts des neuen Kurses bestand tatsächlich Gefahr, dass alle Dämme brachen. Es gab keine Grenze mehr. Nicht einmal für einen alten Kommunisten wie ihn. Noch ein Schritt, und man würde darüber diskutieren, ob Stalin ein Serienkiller war.
    Man brauchte einen Fixpunkt.
    Irregeleitete Logen, die Mafiosi rekrutierten.
    Und die Kommunisten?
    Ganz eindeutig konnte er ausschließen, dass jemand von seinen Genossen … selbst die jüngsten und ehrgeizigsten … Aber warum überhaupt „jung und ehrgeizig“? Gab es nicht auch welche seiner Generation, die sich liebend gern mit Craxis Sozialisten verbündet hätten,
um jeden Preis
? Den vor Wut schäumenden Sozialisten, die die Mailänder Richter attackierten. Ihr messt mit zweierlei Maß. Unbarmherzig mit dem
Ancien Régime
, nachsichtig mit den Kommunisten. Mit dieser Mischung aus Zynismus und Bewunderung, die die Italiener den Schlaumeiern erweisen, die ihre Schäfchen ins Trockene bringen, munkelte man, die Kommunisten würden dem von den Richtern entfachten Sturm entkommen, weil sie zu clever waren, um sich aufs Kreuz legen zu lassen.
    Nicht aufrichtig, und deshalb anders als die anderen.
    Sondern einfach gerissener.
    Doch Argenti hatte in seinem ganzen Leben keine einzige schmutzige Lira angenommen. Und er war erzogen worden, die Partei/Festung kultisch zu verehren – im Gegensatz zum schmutzigen Babylon der gefräßigen Klerikalfaschisten.
    Deshalb hatte er nie der Versuchung des Kompromisses nachgegeben. Damit die Partei nicht in den Strudel der Ermittlungen geriet. Aber er musste zugeben, dass die Partei voller Genossen war, junger und alter, die es ihm heimzahlen wollten, denen seine Unnachgiebigkeit ein Dorn im Auge war. Die bereit waren. Er hätte sie Scialoja vorstellen sollen!
    Er konzentrierte sich wieder auf das Thema: Freimaurer und Macht.
    Eine edle, jedoch gefährliche Idee. Aber nicht nur: Jede Sekte hält sich für die einzig wahre. Keine Idee duldet Konkurrenz. Jede Gruppe glaubt, im Sinne des Guten zu wirken. Dabei gibt es nur ein einziges Ziel: Macht.
    Mafia und Freimaurer.
    Messina sprach von einem Projekt der Abspaltung.
    Argenti kramte in seinem Archiv. Ach ja, da war es ja. Sizilianischer Separatismus. Eine Bewegung, die während des Zweiten Weltkrieges entstanden war und die Abspaltung Siziliens von Italien und die Aufnahme der Insel in den Staatenbund der USA betrieb. Mehr oder weniger. Argenti las aufs Neue den Bericht über den Banditen Giuliano. Das Massaker von Portella della Ginestra. Die neuen Thesen der Historiker zur Rolle der Kräfte außerhalb der Mafia. Giulianos Hinrichtung. Der vergiftete Kaffee, den man seinem Statthalter Pisciotta gereicht hatte.
    In der jüngsten italienischen Geschichte gab es noch einen vergifteten Kaffee.
    Man hatte ihn dem Bankier Sindona im

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