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Schmutzige Haende

Schmutzige Haende

Titel: Schmutzige Haende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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Heiligen du anrufen sollst, nicht wahr, Bruder? Allein die Vorstellung, dass ein Ehrenmann Freimaurer sein könnte, wirft deine ganzen Überzeugungen über den Haufen … auch wenn du hin und wieder gedacht hast, dass zum Beispiel der merkwürdige Typ, den du bei dem Treffen kennengelernt hast … oder vielleicht der alte Gentleman mit sizilianischem oder vielleicht auch amerikanischem Akzent nicht ganz die Wahrheit sagten … aber du hast schnell weggeschaut … verrückt. Unglaublich, nicht wahr, Mitbruder?
    Scialoja beendete das Gespräch mit freundlichen und aufmunternden Worten für den naiven Mitbruder.
    Das Gerücht über die „außer Kontrolle geratenen Logen“ verbreitete sich. Irgendetwas lag in der Luft. Das Schweigen der Institutionen wurde unüberhörbar. Und verdächtig. Nun gut, sollten eben alle klein beigeben. Diesmal würde er Vecchios gute Ratschläge in den Wind schlagen. Diesmal würde er an vorderster Front kämpfen.
    Camporesi stimmte dem Plan begeistert zu. Der Junge hatte Lust, die Fäuste zu schwingen. Die Vorstellung, ein großes Tier wie Angelino Lo Mastro zwischen die Finger zu kriegen, erregte ihn. Natürlich hütete sich Scialoja, ihm den zweiten Teil des Plans zu erläutern. Er wollte Angelino zwar zwischen die Finger kriegen, aber nicht, um ihn der Justiz auszuliefern. Scialoja dachte vielmehr an eine Art Tausch. Flucht, Pass und Geld gegen die Enthüllung der unmittelbaren Pläne der Cosa Nostra. Camporesi würde verärgert sein. Aber das war nicht sein Problem. Zum ersten Mal in den vielen Jahren konnte Scialoja den Gedanken an die Möglichkeit beziehungsweise an die Gewissheit nicht ertragen, dass es am Ende des Spiels zu viele unschuldige Opfer geben würde. Vielleicht war das ein Anflug von Sentimentalität, den Vecchio gewiss missbilligt hätte, aber er fühlte sich verpflichtet es zu versuchen. Die Planlosigkeit der letzten Zeit hatte endlich einen Sinn. Immerhin hatte er Patrizia, und er hatte ein Projekt, das einer ihm entsprechenden zwielichtigen Würde nicht völlig entbehrte.
    Und so begann er wieder Giulio Gioioso in die Mangel zu nehmen und vereinbarte ein streng geheimes Treffen mit Angelino. Ein endgültiges Gespräch unter vier Augen, für das er persönlich die Verantwortung übernahm. Angelino gab auf demselben Kanal seine Zustimmung kund.
    Die Tage vor dem Treffen gingen ganz in Vorbereitungen auf. Strategisch angeordnete Trupps belagerten die Villa Celimontana. Nichts wurde dem Zufall überlassen. Eine Stunde vor dem Termin begab sich Scialoja allein und unbewaffnet zu einem Lokalaugenschein. Alles schien in Ordnung zu sein. Unter einer Straßenlaterne schmuste ein etwas angeheitert wirkender Junge mit einer zarten Blondine. Als er an ihnen vorbeiging, empfand Scialoja einen Anflug von Neid. Jetzt, wo er im Besitz der Leidenschaft war, einer derart mühsam erworbenen Leidenschaft, bedauerte er den Verlust von etwas, was man als den Weg zur Leidenschaft bezeichnen hätte können. Die lange Zeit des Werbens, das Händchenhalten, der Schmerz selbst bei der kleinsten vorübergehenden Trennung, die Erleichterung beim Wiedersehen … all das war ihm und Patrizia nicht gegönnt gewesen. Sie waren immer anders gewesen und würden es auch immer sein. Ihre Geschichte hatte sofort im dritten Akt begonnen.
    Nach dem leidenschaftlichen Kuss schöpfte Pino Marino Atem und sah dem Bullen nach, bis er in der Dunkelheit verschwunden war. Weitere Schatten folgten Scialoja auf Schritt und Tritt. Stalin Rossetti hatte es ja geahnt, es war es eine Falle.
    – Wir müssen gehen, sagte Valeria mahnend.
    Pino nickte. Er hatte genug gesehen. Das war Valerias erster Ausgang, seitdem sie in die Therapiegemeinschaft aufgenommen worden war. Er hatte sich ihr erstes Rendezvous in Freiheit etwas anders vorgestellt. Aber Stalin hatte ihm mit seinem üblichen Pragmatismus erklärt, dass ein junges Liebespaar eine hervorragende Tarnung war. Stalin hatte recht, wie immer. Und Pino hatte wieder einen Pluspunkt bei dem Mann gesammelt, der sich gern als „Vater“ anreden ließ. Ein Pluspunkt, der im Augenblick des Ausstiegs sehr nützlich sein würde. Denn bald, sehr bald, sobald Valeria wirklich gesund war, würde er aussteigen.
    – Entschuldige, Valeria, ich muss einen Anruf machen. Wartest du im Auto auf mich?
    Stalin nahm die Mitteilung mit einem wissenden Lächeln zur Kenntnis und informierte Angelino Lo Mastro. Der Mafioso wurde vor Zorn puterrot.
    – Dreht er durch? Was will er denn

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