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Schmutzige Haende

Schmutzige Haende

Titel: Schmutzige Haende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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unwiderstehlich fand, bei denen höchst attraktive Damen auftraten, die unmittelbar (fünfzehn Zeilen) nach dem Erscheinen Seiner Durchlaucht von dem unbezwingbaren Impuls überwältigt wurden, dem aristokratischen Spion des christlichen Westens unerhörte sodomitische Freuden zu bereiten.
    Beatrice hatte sich durchgesetzt, denn nirgendwo stand geschrieben, dass a) sie, die Freundin des Senators, das einzige Opfer des privaten Krieges sein sollte, den dieser dem zwielichtigen Doktor Scialoja erklärt hatte, b) Senator Argenti die Aufgabe hatte, die Welt zu retten, c) die Welt sich ausgerechnet an diesem Wochenende retten lassen würde, sofern sie sich überhaupt retten ließ. An dem Wochenende, an dem sich zufälligerweise der dritte Jahrestag ihrer … nun, des Tages jährte, an dem sie ihre Beziehung begonnen hatten. Bei diesem Sonnenschein, der zu ganz anderen Spaziergängen einlud. Bei diesem Meer, das während des ganzen langen Winters traurig und einsam vor sich hin gebrüllt hatte und jetzt ein wenig Gesellschaft brauchte …
    Ja, es war eindeutig ein glücklicher Vormittag gewesen. Sie waren in einem kleinen Hotel abgestiegen, weil für einen Politiker, der ursprünglich an der Universität gearbeitet hatte, und eine freiberufliche Journalistin/Schriftstellerin der Traum von einem Häuschen im goldenen Dreieck Ansedonia, Capalbio, Porto Ercole ein Traum ist und bleibt.
    Hier hatten sie zum ersten Mal miteinander geschlafen und hier hatten sie feierlich beschlossen, ihren jeweiligen Exgefährten den Bruch offiziell zu verkünden, der bereits in der Luft gelegen hatte.
    Sie waren in dem kleinen Hotel abgestiegen, weil harte Monate hinter ihnen lagen. Argenti hielt es für unerhört, dass er einen Lümmel, der in alle Welt hinausposaunte, er wolle mit der Mafia verhandeln, nicht von allen Aufgaben entbinden konnte und durfte. Einen, der vorhatte, einen verabscheuungswürdigen Pakt zu schließen. Der höchste Protektion genoss. Vecchios berühmt-berüchtigte Unterlagen! Aber wie war es möglich, dass der Staat auf immer und ewig die Geisel von Einsprüchen, Erpressungen, Abschaum blieb? Mittlerweile war Scialoja seine persönliche Obsession. Die Partei war völlig passiv. Die Partei war offiziell außerhalb einer Regierung, die sie faktisch jedoch unterstützte. Die Partei sagte: Geduld, der Augenblick wird kommen. Indessen vergingen die Monate und die Obsession wuchs. In der Öffentlichkeit schaffte es der Senator noch immer, sich hinter der Maske der kalten, schneidenden Ironie zu verstecken.
    Aber zwei Menschen gab es, die er nicht anlügen konnte. Einer war sein persönlicher Berater an der Basis: Bruno, der Fleischhauer auf dem überdachten Markt in der Via Catania. Ein rotes Urgestein. Die Bitterkeit kam anlässlich gewisser Äußerungen des Sekretärs zum Ausdruck, der in die Wall Street geflogen war, um die Märkte hinsichtlich der mittlerweile bewiesenen demokratischen Glaubwürdigkeit der italienischen Postkommunisten zu beruhigen. Immer nur beruhigen. Immer gegen den Strom schwimmen, um sich diesen linken Geruch vom Gesicht und aus den Kleidern zu waschen. Wie Butler, die zum Galadiner zugelassen werden, sich zuvor aber einer skrupulösen Benimmprüfung durch hochnäsige und schroffe Diplomaten unterziehen müssen. Wie sehr ihm das auf die Eier ging! Bruno hatte ihn angesehen. Bruno hatte den Kopf geschüttelt.
    – Schaut bloß, dass ihr nicht solche Schmutzfinken werdet wie die anderen, jetzt, wo ihr wichtig seid!
    Das heißt, wie die üblichen Verdächtigen. Wie die, die sangen: Hoch lebe Frankreich, hoch lebe Spanien, hoch sollen alle leben, solange sie uns zu fressen geben! So war nun mal Italien: Alle waren gleich und alles zusammen war zum Kotzen. Italien: die Gesellschaft der Mitläufer, der Mieselsüchtigen. Italien, wie es immer schon gewesen war. Das Italien der Scialojas. Mit der einen Hand auf Archiven, die es offiziell gar nicht gab, und der anderen auf dem Zünder der nächsten Bombe …
    Und die zweite Stimme des Gewissens, die zweite Person, die er nicht belügen konnte, war natürlich Beatrice.
    Beatrice, die enttäuscht war, und Beatrice, die einem Kopfstoß gefährlich nah war.
    Wenn nämlich die Frau, die man liebt, allzu oft Migräne hat … Wenn nämlich die Frau, die man liebt, zu dir sagt: „Ich erkenne dich nicht wieder!“ … Wenn nämlich die Frau, die du liebst, zu dir sagt: „Krieg dich wieder ein!“ …
    Dann muss man etwas tun.
    Also ans Meer. Sex, noch vor der

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