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Schmutzige Haende

Schmutzige Haende

Titel: Schmutzige Haende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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gebe mich mit wenig zufrieden. Zwei Kilo Gras. Aber sag deinem Boss, dass ich keinen gestreckten Stoff will. Kein Ammoniak und auch keine Amphetamine.“
    „Zwei Kilo … du bist verrückt, Italiener! Ich fick deine Schwester!“
    „Und ich die deine. Wir sehen uns bei der nächsten Lieferung.“
    Letztendlich hatte Stalin Rossetti beschlossen, sie zu behalten. Das Mädchen war zwar fertig vom Heroin, besaß jedoch eine gewisse Intelligenz und eine Gier, die noch nützlich sein konnten. Wieder einmal der menschliche Faktor. Er hatte sie freigekauft, dem Chef von Valona das Geld aus eigener Tasche bezahlt. Er hatte ihr eine Aufenthaltsgenehmigung besorgt, sie auf Aids untersuchen lassen, war mit ihr ins Bett gegangen und hatte sie schließlich zu einem dieser Priester geschickt, die sich damit das Paradies verdienen, sich um verlorene Seelen zu kümmern.
    Und sie hatte ihm gewissermaßen Pino Marino zurückgegeben.
2.
    Sonila war Anfang Juni in der Therapiegemeinschaft aufgetaucht, gerade ein paar Tage, bevor Pino abfuhr. Sie hatten sie aus Vicenza hergeschickt, um eine spezielle Ausbildung zu machen. Valeria sollte sie ein paar Wochen oder auch einen Monat lang einweisen, dann würde sie imstande sein, den armen Teufeln, die an die Tür der Therapiegemeinschaft klopften, die Haut zu retten.
    Sonila war klein und zart. Sonila hatte ein höllisches Leben hinter sich. Ein Wunder, dass sie überlebt hatte. Die Betreuer in Vicenza sagten, dass dieses Mädchen einen eisernen Willen und eine Kraft besaß, die ansteckend war.
    Seit sie sie ihr anvertraut hatten, tat Sonila alles, um ihre Freundin zu werden. Am Anfang hatten sie sich zwar nicht viel zu sagen. Sonilas Lieblingsthemen waren Kleider, Diskotheken und Fernsehstars. Ja, natürlich auch die Jugendlichen, die sie heilen sollten. Aber das ist Arbeit, nicht wahr, mit Arbeit verdienen wir Geld und sie hält uns von den Versuchungen fern, wie die Priester hier sagen. Das Leben ist eine andere Sache. Und zum Leben müssen wir früher oder später zurückkehren!
    Trotz allem war Sonila eine hervorragende Mitarbeiterin. Sie war intelligent und hatte eine schnelle Auffassungsgabe. Und den Neuankömmlingen mit dem Affen im Kopf und im Bauch war sie sympathisch. Ihre etwas oberflächliche Fröhlichkeit bildete einen ausgezeichneten Gegensatz zu der Strenge der anderen Betreuer, sie linderte die panische Angst, die die Neuankömmlinge angesichts der strengen Behandlung empfanden.
    Pino mochte sie nicht. Er fand sie aufdringlich und penetrant, verlogen und obsessiv. Valeria hatte sie in Schutz genommen, weil sie Verständnis für ihre Situation hatte. Nach zwei Jahren hatte sie zum ersten Mal das sichere Nest ihrer Therapiegemeinschaft verlassen. Sie musste sich erst an die neuen Gesichter, an die anderen Rituale gewöhnen. Verständlich, dass Sonila etwas ängstlich war. Dass sie Angst hatte, beurteilt zu werden. Und dass sie bedingungslos akzeptiert werden wollte. Man musste ihr nur ein wenig Zeit geben. Zeit und Vertrauen.
    – Mag sein, aber ich mag sie trotzdem nicht.
    – Die Phase der Entlassung ist am schwierigsten, Pino. Auch du wirst mit mir sehr viel Geduld haben müssen!
    – Du bist nicht wie diese Dumpfbacke, Valeria.
    – Und du bist immer so … düster!
    – Pinien sind düstere Bäume.
    – Lass es bleiben, Liebling. Humor ist nicht deine Stärke!
    Tatsache war, dass sie unzertrennlich wurden. Und nachdem Pino zu seinem letzten Arbeitsurlaub aufgebrochen war – die letzte Reise, Valeria, und verzeih, wenn ich mich nicht melde, ich muss mit ein paar slowenischen Künstlern gewissermaßen auf Tauchstation gehen –, waren sie sogar Freundinnen geworden. Infolge der Einsamkeit war Valeria in einen Zustand der Depression verfallen, und das hatte die andere ausgenützt. In diesem Augenblick erwies sich Sonila als komplizenhaft, mitfühlend, über die Maßen diskret.
    Eines Abends, nach dem Kontrollgang durch die Zimmer der Neuankömmlinge, entschlüpfte Valeria eine Bemerkung über ihre Geschichte mit B. G.
    Sonila war aufgesprungen und klatschte wie ein aufgeregtes kleines Mädchen in die Hände.
    – B. G. Der Sänger! Wirklich!
    Valeria hatte bereits bemerkt, dass Sonilas neutrales und kontrolliertes Italienisch in Mitleidenschaft gezogen wurde, sobald sie sich aufregte, und dass anstelle der Schlusslaute die harten, für ihre Muttersprache typischen Kehllaute traten. In diesen Augenblicken konnte einem Sonila zuwider sein. Und fast hätte sie Pino Marino

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