Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schmutzige Haende

Schmutzige Haende

Titel: Schmutzige Haende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
Vom Netzwerk:
„Scherz-Bombe“ prägen, wie man im Römischen für nachgemachte Bombe bzw. Lockvogel sagt.
    Mit einem Wort: Um die Früchte der harten Arbeit zu ernten, musste man auf alle Fälle die Strategie ändern.
    Flexibilität: Genau das war gefragt.
    Flexibilität. Strategien, die mit der Zeit gehen.
    Flexibilität. Die Mafiosi waren zu unbeweglich. Der Staat war zu unbeweglich.
    Flexibilität.
    Die Zeit war reif.
    Aber sie mussten im Gegenzug etwas anbieten.
    Die Bomben hatten nicht ausgereicht, sie zu beugen.
    Einverstanden, die Bomben hatten den Boden bereitet, aber an und für sich hatten sie sich als unzureichendes Druckmittel erwiesen.
    Wenn man zu weit gegangen ist, muss man wieder einen Schritt zurücktun.
    Hin und wieder ist ein Schritt zurück besser als wildes Vorwärtsstürmen.
    Das entspricht eher der
convenienza
.
    Vor allem, wenn das Gelände vermint ist.
    Und du der Einzige bist, der ihre genaue Lage kennt.
    Von nun an musste man die Bomben ankündigen. Sich eines schönen Morgens dem Diensthabenden präsentieren und ihm eine schöne Rede halten: Meine Herren, bis jetzt haben wir euch nur gezeigt, wozu wir fähig sind. Sagen wir, wir haben euch die Vorspeise serviert. Jetzt ist der Augenblick gekommen, zur Hauptspeise überzugehen.
    Erinnert ihr euch an Mailand, Florenz, Rom? Nun, versucht euch etwas vorzustellen, was um ein Vielfaches grausamer ist. Etwas noch Verheerenderes. Hunderte Tote? Fünfhundert? Tausend? Vielleicht auch noch ein paar mehr, ein paar mehr oder weniger.
    Ein absolutes Meisterwerk.
    Ein in der Geschichte einzigartiges Kunstwerk. Und nun zum Grund dieser Begegnung. Ich kann verhindern, dass all das passiert.
    Aber ihr müsst mir etwas dafür geben.
    Sie würden akzeptieren. Stalin war sich dessen sicher, so wie er sich seines Daseins sicher war.
    – Und mit dem Schwindel soll uns gelingen, was uns mit dem Blutvergießen nicht gelungen ist?
    – Das Blutvergießen war die Saat, der Schwindel ist die Ernte.
    – Das klingt kompliziert.
    – So ist nun mal die Welt, Angelino.
    – Darüber muss ich mit denen da unten reden.
    Angelino schien nicht überzeugt zu sein. Hatte er vielleicht übertrieben? War die Emanzipation des Jungen noch nicht so weit gediehen? Und wenn es ihm nicht gelänge, die Mafiosi von der Wirksamkeit des Plans zu überzeugen? Wenn sie weiterhin auf dem x-ten Blutbad bestünden? Angelino konnte sich entscheiden, seinen eigenen Weg zu gehen. Den Befehlen nicht zu gehorchen. In diesem Fall kein Problem. Aber wenn Angelino sich trotz allem für den Gehorsam entscheiden würde?
    Nun, in diesem tragischen Fall konnte er sich immer noch auf Pino Marino verlassen.
    Der Junge hatte sich das Finale des Feuerwerks entgehen lassen. Stalin persönlich hatte ihn in die Marken geschickt, um den Verkauf neu aufzubauen, nachdem der Cousin aus Catania, der an die Stelle des armen Vitorchiano getreten war, verhaftet worden war.
    Stalin hatte den Jungen absichtlich weggeschickt.
    Den Jungen, der immer wieder sagte: Ich werde gehen, ich werde gehen.
    Es wäre ein Wahnsinn gewesen, auf so einen Mitarbeiter zu verzichten.
    Ein Wahnsinn und ungerecht. Er hatte so viel für den Jungen getan, er hatte es nicht verdient, dafür nur Undankbarkeit zu ernten.
    – Yanez hat einen merkwürdigen Kontakt entdeckt, hatte er zu ihm gesagt, als er ihm das neue Handy überreichte. Vielleicht werden wir abgehört. Lieber vorsichtig sein … Ach, und ruf ja nicht in der Therapiegemeinschaft an, und gib niemandem diese Nummer, niemandem, Pino, hast du mich verstanden?
    Niemandem. Schon gar nicht Valeria. Sie war ja das Problem.
    Und Stalin hatte bereits Vorkehrungen getroffen.
    Alles, alles musste wie am Schnürchen ablaufen, bis zum großen Finale.
    Wer weiß, was Vecchio davon gehalten hätte.
    Wer weiß, ob er ihn aus den Tiefen der Hölle beobachtete und ihm mit einem knappen Kopfnicken zustimmte.
    Wer weiß, ob er es bereute, dass er Scialoja, diesen Idioten, vorgezogen hatte.
    Beim Anblick Michelles, die gerade verbissen daran arbeitete, dass er ihm steif wurde, hätte sein Ex-Mentor, der ja ein eingefleischter Puritaner war, allerdings den Blick abgewandt.
    Michelle. Eigentlich Michelina Catinari aus Ferrandina. Aber Michelle klang zweifellos exotischer und verführerischer. Michelle. Das Mädchen mit dem roten Kleid. Ja, sie war die Tochter des älteren Herrn, doch sie fühlte sich auch zur Gesellschaft einer anderen Art von älteren Männern hingezogen. Der faszinierende, geheimnisvolle Doktor

Weitere Kostenlose Bücher