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Schnabel, Andreas

Schnabel, Andreas

Titel: Schnabel, Andreas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tod inclusive
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wenn er Deutsch sprach, dem Dialekt nach so anhörte, als würde er aus dem Norden Deutschlands stammen. Seltsamerweise erinnere ich mich nicht mehr an sein Gesicht, und das ging allen Kursteilnehmern so. Niemand konnte sich nach Seminarende an das Gesicht dieses Herrn erinnern.«
    »Hat er Sie denn hypnotisieren dürfen?«
    Annmarie nickte. »Das gehörte ja zur Entspannung. Er hypnotisierte uns und trank, während wir entspannten, Zitronenlimonade. Er nahm das ganze Seminar über nichts anderes zu sich.« Sie hielt inne und wurde sichtlich blass. »Und jetzt, in diesem Augenblick, erinnere ich mich, dass der Padrón aus dem Keller ebenfalls Zitronenlimonade trank. Ich konnte sie riechen, meine Augen waren ja verbunden.«
    »Und wie war sein Spanisch?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich spreche die Sprache nicht, es hat sich aber für mich wie Spanisch angehört. Er hat in meiner Gegenwart ja auch höchstens mal etwas zu den Hausangestellten gesagt.«
    »Gibt es sonst noch etwas, an das Sie sich erinnern können?«
    »Nein.«
    García Vidal war sichtlich enttäuscht. »Mag Zitronenlimonade und hört sich an wie ein alter norddeutscher Spanier. Das ist für eine Fahndung ein bisschen wenig. Die Suche nach einem alten, bilingualen, Limonade vernichtenden Hypnotiseur wäre erfolgversprechender, denke ich.«
    Tomeu und Esmeralda kamen herein, damit die Kleine sich ihren Gutenachtkuss abholen konnte. Sie rannte sofort auf Carmen zu und kuschelte sich in ihren Schoß. Tomeu hatte ihr eine kleine Drehorgel geschenkt, die eine kurze Melodie spielte, wenn man an einer winzigen Handkurbel drehte. Esmeralda musste ihren Schatz natürlich vorführen. Schon bei den ersten Tönen begann Annmarie, am ganzen Leib zu zittern.
    Gräfin Rosa versuchte, sie zu beruhigen. »Was ist denn, meine Liebe? Fühlen Sie sich nicht wohl?«
    Annmarie stand der kalte Schweiß auf der Stirn. »Ich weiß es nicht. Die Töne dieser kleinen Drehorgel bringen mich völlig aus der Fassung.«
    »Kommen Sie.« Die Gräfin erhob sich von ihrem Platz und half Annmarie beim Aufstehen. »Ich werde Sie auf Ihr Zimmer bringen. Ich schätze, dass das alles ein bisschen viel für Sie war.«
    Annmarie nickte nur und murmelte ein paar Entschuldigungen.
    Als die beiden aus dem Raum waren, konnte man dem Comisario die Enttäuschung deutlich ansehen. »Das alles ist nicht nur maßlos unbefriedigend, es ist ganz große Scheiße.
    »Wir wissen jetzt immerhin, dass der tote Gangster Serge hieß und die rechte Hand des Padrón war«, sagte Angela. »Ich habe den Namen Bonifac Diaz eben gegoogelt. Bei Skype gibt es zwei und bei Facebook sogar fünf, aber keiner von denen ist älter als vierzig.«
    Carmen war auch fleißig gewesen. »Und ich habe in den Datenbanken achtunddreißig auf Mallorca und über vierhundert auf dem Festland gefunden. Der Löwenanteil lebt in Catalunya.«
    Berger schüttelte den Kopf. »Wenn er einen norddeutschen Dialekt gesprochen hat, ist der Name mit Sicherheit nicht echt. Cristobal, Sie sollten sich mit dem Gedanken anfreunden, dass uns der Padrón durch die Lappen gegangen ist.«
    Der Comisario biss sich erst auf die Unterlippe, dann suchte er nach Worten. »Sie mögen recht haben, aber ich wäre nicht ich, wenn ich das glauben würde. Aufgeben ist weder mein Ding noch das des Padrón. Der lässt sich sicher nicht so einfach von ein paar Bullen seine Wellness-Finca abnehmen. Das Ding ist so, wie es im Moment läuft, eine wahre Gelddruckmaschine. Er lässt auch nicht aus einer Laune heraus seinen Kram in der Folterkammer liegen. Schon gar nicht sein Goethebuch. Der hat ein Ding an der Waffel, und für gestörte Leute sind solche Fetische lebenswichtig.«
    Der Kopilot des Hubschraubers kam in den Raum und flüsterte Henriquez etwas ins Ohr.
    »Cristobal, anhand der Hafenbücher haben wir herausbekommen, dass die ›Santa Eulalia‹, ein alter Zweimaster aus Cala d’Or, immer dann in Alicante festgemacht hatte, wenn euch auf Mallorca zwei bis drei blonde Damen abhandengekommen waren und Hamid Ben Brahim, der Kapitän der Fähre, Dienst hatte. Mir wurde soeben mitgeteilt, dass es uns vor einer Stunde gelungen ist, die ›Santa Eulalia‹ aufzubringen. Der Skipper hat sich der Festnahme zwar durch Selbstmord entzogen, aber die beiden Matrosen waren sofort geständig. Die ›Santa Eulalia‹ wird zurzeit noch nach Palma geschleppt und im Marineteil des Hafens vertäut. Eure Spusi kann sich dann ja dort über das Boot hermachen.«
    Nachdem sich

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