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Schnabel, Andreas

Schnabel, Andreas

Titel: Schnabel, Andreas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tod inclusive
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glaubte, bei einem seiner vielen Einsätze als Hubschrauberpilot der Seenotrettung schon einmal mit seiner Sea-King auf diesem Schiff gelandet zu sein, als die Besatzung Schiffbrüchige aus Seenot gerettet hatte.
    »Das ist doch die ›Eilat‹«, brüllte er dem Mann zu, der ihn unter Deck führte.
    Der Soldat war sichtlich konsterniert. »Woher wissen Sie das?«
    »Wir haben im vergangenen Winter von diesem Schiff algerische Schiffbrüchige abgeholt.«
    Der Soldat schien sich an den Vorfall zu erinnern, hatte aber vermutlich die Order, sich nicht mit den Gefangenen zu unterhalten, denn er schwieg. Nachdem sie mehrere schmale Treppen hinabgestiegen waren, wurde Yussuf in eine kleine, aber dennoch recht komfortable Kabine geführt.
    »Major, diese Kabine werden Sie nicht mehr verlassen, bis wir in Sardinien eingetroffen sind.«
    Yussuf dachte kurz nach. Das waren, von hier aus gesehen, knapp sechshundert Seemeilen, und die »Eilat« machte geschätzte zwanzig Knoten. »Super.« Er nickte dem Soldaten zu. »Dann sind wir ja schon in knapp eineinhalb Tagen da.«
    *
    Jordi Vidal saß noch immer kreidebleich auf einem großen Stein im Garten des »Messie-Palastes«, wie er das Haus nannte. Er war derart mit den Nerven runter, dass er sich eine Zigarette nach der anderen direkt an der Glut der vorigen ansteckte. Berger setzte sich neben ihn. »Na, mein Junge. Hose voll?«
    »Aber bis zum Hemdkragen. Hätte Carmen nicht damit den goldenen Riecher gehabt, dass sie uns nicht allein reingehen ließ, wäre es um uns geschehen. Wenn wir nicht verbrannt wären, hätte uns der Kerl auf dem Hof gekillt.«
    »Um als Polizist das Rentenalter zu erreichen, muss man eben auch Glück haben. Neben einer großen Portion Können.«
    Jordi nahm wieder einen tiefen Zug. »Wo ist Arantxa?«
    »Sie ist mit Frau von Siehl ins Krankenhaus gefahren.«
    »Warum haben die Sanitäter eigentlich so lange an der rumgemacht?«
    »Nach dem, was ich beobachten konnte«, erwiderte Berger, »haben sie die Arme reanimieren müssen. Hätte das nicht geklappt, würden sie jetzt einen Sack mit ihr füllen.«
    »Und was ist mit den verletzten Kollegen?«
    »Der eine hat einen Schultersteckschuss, dem geht es gut. Der andere Kollege wurde zweimal in den Bauch getroffen, ein Treffer landete leider direkt unter der Weste. Der hat wohl noch zu kämpfen.«
    Aus Jordis Walkie-Talkie ertönte García Vidals Stimme. »Ist der Residente irgendwo?«
    »Er ist im Garten von Positos Haus«, antwortete Jordi.
    Keine Minute später setzte sich der Comisario neben sie. »Miguel, jetzt scheinen wir zwar endlich ein Stück dieses kriminellen Regenwurms abgehackt zu haben, aber ich glaube immer mehr, dass der Tote im Hof nicht unser Mann ist. Und solange wir mit dem Padrón nicht den Kopf des Ganzen erwischen, wird der Spuk, fürchte ich, weitergehen.«
    »Wir sind ihm aber schon dicht auf den Fersen, Cristobal.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Für den Padrón scheinen Ritualmorde eine Befriedigung gewesen zu sein. Er benötigte dafür diese unsägliche Maske, und ihm schien einer abgegangen zu sein, wenn er dem Opfer Goethe vorlas. Die im Keller gefundenen Utensilien, das Buch, die Maske, die Skalpelle, sind für so jemanden sehr persönliche Werkzeuge. Dass er sie neben dem noch nicht getöteten Opfer einfach hat liegen lassen, sagt mir, dass wir ihm gefährlich nah waren.«
    »Er lebt also Ihrer Meinung nach noch?«
    »Sí, Cristobal. Jemand, der so mit einer schallgedämpften 45er-Armeepistole umgehen kann wie unser Toter, braucht keinen Goethe und keine Tauchermaske, um zu töten. Wer Spaß an einem sauberen Blattschuss hat, macht sich nicht freiwillig mit chirurgischem Besteck die Hände schmutzig.«
    »Miguel, was ist es, was diesen Kerl von unseren bisherigen Verbrechern unterscheidet?«
    »Er kann rechtzeitig aufhören.«
    García Vidal schaute auf seine Uhr. »Hier gibt es im Moment nichts mehr für uns zu tun, die Spurensicherung hat jetzt das Heft in der Hand. Wenn wir uns beeilen, schaffen wir es noch pünktlich zum Empfang dieser Luxemburgerin.«
    Berger schaute ihn skeptisch an. »Und was erwarten Sie sich noch davon?«
    »Klarheit. Und als Zugabe vielleicht ein Phantombild des Padrón.«
    *
    Gräfin Rosa, Angela und Carmen hatten es erst spät geschafft, sich von ihrem Wellness-Job loszueisen. Als ihr Wagen die Auffahrt hochfuhr, setzte der Helikopter der Küstenwache bereits auf dem von Tomeu gut ausgeleuchteten Parkplatz zur Landung an. Nachdem der mächtige

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