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Schnabel, Andreas

Schnabel, Andreas

Titel: Schnabel, Andreas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tod inclusive
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schnell wie möglich auf meinem Stützpunkt einfinden. Was die sich ausgedacht haben, weswegen ich kommen soll, weiß ich nicht.«
    Sie verstand. »Und dein Kamerad überbringt den Marschbefehl. Aber warum kommt der Bote dann nicht zu dir, sondern zu deinem Onkel?«
    »Weil die Hierarchie eingehalten werden muss.«
    Ein kleiner Junge sprintete auf sie zu. »Yussuf Ibn Draghi, Sheik Omar wünscht deine Anwesenheit in seinem Zelt.«
    Klopfenden Herzens folgte er dem Jungen, der ihn zu seinem Onkel führte.
    »Yussuf, mein Sohn«, wurde er begrüßt, »ich habe schmerzliche Kunde für dich. Wir müssen deine Hochzeit verschieben, unser Vaterland ruft nach dir.«
    Es kostete ihn Mühe, ein besorgtes Gesicht zu machen, als er den Marschbefehl las. Sein Freund Hakim hatte ganze Arbeit geleistet. »Ein Teil meines Geschwaders wird aus strategischen Gründen verlegt. Es wurde eine Urlaubssperre verhängt.«
    »Wohin werdet ihr verlegt?«
    »Das steht hier nicht. Es wird geheim sein.«
    »Und was soll ich hier mit deinen Frauen anfangen?«
    Yussuf setzte kurz ein grüblerisches Gesicht auf. »Onkel, ich wäre dir dankbar, wenn du meiner zukünftigen Gemahlin so lange ein Heim geben würdest, bis ich sie standesgemäß ehelichen kann. Leyla, deine so großzügige Gabe, werde ich nach Oran mitnehmen. Ich wünsche auch dort Zerstreuung.«
    Sheik Omar sah ihn ungläubig an, doch sein Gesicht wurde immer mehr von einem Lächeln ergriffen. »Du wünschst also Zerstreuung. Nun gut. Ich denke, dass da der zukünftige Sheik Yussuf aus dir spricht. So sei dein Begehr auch mein Wunsch. Malala möge Leyla mit allem ausstaffieren, was sie in der Fremde benötigt, und du mein Sohn, empfange den Segen deines Sheiks.«
    Yussuf kniete vor seinem Onkel nieder.
    »Möge Allah gnädig mit dir sein und dich auf allen deinen Wegen leiten und begleiten. Yussuf Hussein Ibn Draghi, du seist gesegnet bei all deinem Tun und Handeln, denn es sei zum Segen und zum Ruhme der al Madgier.«
    Yussuf küsste ehrerbietig die Füße seines Onkels und erhob sich wieder. Die anschließende Umarmung hätte herzlicher nicht sein können, und genau das betrübte ihn. Sein Handeln war nicht redlich, das wusste nur zu genau, und es trug wahrlich nicht dazu bei, den Ruhm der al Madgier zu mehren. So würde es jedenfalls sein Onkel bewerten.
    *
    »Mein Kind«, Tante Auguste war es nicht gewohnt, schweigend zu genießen, schon gar kein Schlammbad. »Ich komme mir vor wie die Hauptdarstellerin aus dem Film ›Das Ding aus dem Sumpf‹.«
    Gräfin Rosa hingegen genoss den warmen Schlamm vorbehaltlos. »Soll das bedeuten, dass du dir wie eine umhegte Diva vorkommst?«
    »Nein, nicht wie eine Diva, sondern wie das ›Ding‹.«
    »Dann genieße dein Dasein mit dem Wissen, dass schon ganze Autobahnprojekte gestoppt wurden, nur weil man sonst einen seltenen Frosch beim Laichen gestört hätte. Für ein ›Sumpfding‹ würde der BUND sicher halb Europa lahmlegen.«
    Angela Bischoff betrat den Raum, in dem ein mit Schlamm gefüllter dritter Bottich bereits auf sie wartete. Sie waren kreisförmig aufgestellt, sodass jeder das Gesicht des anderen sehen konnte. »Entschuldigt, ihr Lieben, ich hatte noch im Büro zu tun«, sagte sie und schaute die beiden prüfend an. »Na, spüre ich da ein kleines Wellness-Tief?« Sie streifte ihren Bademantel ab und ließ sich in die warme Pampe gleiten.
    Die Gräfin versuchte, Angela auf den neuesten Stand zu bringen. »Keineswegs. Der Empfang in diesem Etablissement war ganz phantastisch und überaus standesgemäß. Das hier ist unsere erste Station. Während ich mir wie die Königin des Fango vorkomme, behaupten Königliche Hoheit allerdings, sich wie ›ein Sumpfmonster‹ zu fühlen. Also, liebste Freundin, urteile selbst.«
    Angela überlegte kurz und verzog das Gesicht. »Ich tendiere, ehrlich gesagt, auch zum Sumpf.«
    »Ha!«, rief die Großherzogin triumphierend. »Dabei ist Sumpf eine noch sehr wohlwollende Umschreibung dieser dunkelgrünen Masse. Ich hätte die junge Dame, die die Bottiche für uns vorbereitete, vorhin fast gefragt, wie viele Babys sie hier auf Lager haben, um die Wannen vollzukacken.«
    »Tante Auguste, du bist unmöglich«, schimpfte Rosa. »Das sind gehäckselte Algen in Heilerde.«
    »Babyschiss, da muss man auch erst mal draufkommen«, meinte Angela lachend. »Die Wahrheit wird in der Mitte liegen. Nennen wir es doch ›Spinat mediterran‹.«
    Eine Handvoll der Pampe flog durch die Luft und klatschte ihr ins

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