Schnabel, Andreas
angetrauten Ehemännern in der Heimat. Das haben Recherchen der Konsulate ergeben, nachdem die Verdacht geschöpft hatten. In allen sechzehn Fällen gab es amtlich beglaubigte Legitimationen. Bei den Männern war seltsamerweise zumindest einer zu diesem Zeitpunkt schon tot.« Carmen schob García Vidal die aktualisierte Liste mit allen Namen zu. »Andrea und Arantxa haben die Stammdaten der Personen auf der Liste mit den forensischen Merkmalen der unbekannten Toten der letzten Monate verglichen. Bei zwei Männern und vier Frauen gibt es eine Übereinstimmung. Den Letten Kaspars Eglitis, den wir aus der Cala Azul gefischt haben, und den Russen Petre Ivanow, dessen stark verweste Leiche man in einer Gebirgsschlucht gefunden hat. Die Niederländerin Marleen de Grohl wurde mitten in der Nacht auf ihrem unbeleuchteten Fahrrad von einem Müll-Lkw von der Straße in einen Abgrund geschoben, die Französin Madeleine le Clerque als unbekannte Drogentote geführt und eingeäschert, die Schweizerin Josepha Egeli tot neben der Autobahn aufgefunden, und die Österreicherin Anna Prechtl aus Linz wurde bislang als unbekannte Badetote geführt.«
Sie legte ihren Zettel, von dem sie die Namen abgelesen hatte, beiseite. »Bei den Recherchen ist den Kollegen sofort eines aufgefallen: Sämtliche tot aufgefundenen Frauen kann man vom Aussehen her als eher durchschnittlich einstufen, während die vermissten Frauen ausgesprochen hübsch sind und von manchen Kollegen«, ihr Gesicht bekam etwas Tadelndes, »als sogenannte ›Leckerchen‹ bezeichnet wurden.«
»Frei nach den Gebrüdern Grimm: Die Guten ins Töpfchen und die Schlechten ins Kröpfchen«, stellte Berger fest.
»Wobei nur bei dem Kröpfchen geklärt sein dürfte, was mit dessen Inhalt passiert«, bemerkte Carmen trocken.
García Vidal überlegte. »Andrea, Arantxa und Señor Wirz, ihr drei arbeitet bitte weiter an der Liste. Ich möchte von jedem Einzelnen darauf alles wissen. Vor allem die genauen Umstände, unter denen die jeweiligen Beurkundungen und das Abräumen der Konten erfolgten. Marga und Jordi klappern währenddessen die Hotels ab, in denen die verstorbenen und verschwundenen Personen gewohnt haben. Vielleicht kann sich dort noch jemand an sie erinnern, und vielleicht gibt es sogar noch persönliches Gepäck der Opfer. Wann ist damit zu rechnen, dass die Identität der Toten per DNA -Vergleich bestätigt ist?«
Marga Santo sah auf ihre Liste. »Mit Ausnahme der Ukraine liegt schon von allen Ländern das Okay zur Amtshilfe vor. Die Kollegen in Kiew wollen uns den Extraaufwand an Material und die Beschaffungskosten der Proben allerdings pauschal mit tausend Euro in Rechnung stellen. Der Amtsleiter hat mir bereits ein Extrakonto genannt, damit, wie er sich ausdrückte, ›das Geld nicht zweckentfremdet werden kann‹.« Sie erntete allgemeines Gelächter.
»Soll ich in dieser Gelegenheit mal bei den Kollegen des russischen Konsulats nachfragen?«, erkundigte sich Ewald Wirz. »Die vertreten die Ukrainer hier auf den Balearen mit.«
Berger grinste. »Entweder das, oder wir bitten die Rumänen hier auf der Insel, als deren ehemalige Waffenbrüder ein paar Hütchenspieler an den Strand zu schicken. So käme das Bargeld bestimmt am schnellsten zusammen.«
»Ich habe«, hob nun Angela Bischoff an, »Neuigkeiten aus Deutschland. Die Kollegen des BKA konnten von Michelsens Server inzwischen auswerten. Der gute Mann hatte anscheinend einen Spion auf der Festplatte. Wer immer ihn eingeschleust hat, ist über sämtliche finanzielle Angelegenheiten, die von Michelsen, seine Schwester und seine Klienten betreffen, im Bilde. Die Betroffenen wurden aber bereits benachrichtigt und haben sämtliche Konten und Accounts gesperrt. Da kann also nichts mehr anbrennen.«
García Vidal war skeptisch. »Primär wären aber die Personen in Gefahr, den Konten ging es ja immer erst nachträglich an den Kragen. Ich würde vorschlagen, die Leute unter Beobachtung zu stellen.«
»Genau das steht in meinem Fax.« Angela hob ein bedrucktes Blatt Papier in die Höhe. »Ich habe es kurz vor unserem Meeting nach Deutschland geschickt. Und was haben die beiden Herren Kommissare den Tag über so verzapft?«
»Wir haben uns in der Finca Zarzarrosa einen Cortado schmecken lassen. Für irgendwelche Anwendungen war leider keine Zeit.« Berger grinste breit.
»So, wie ich Ihr Gesicht deute, war das noch nicht alles«, kam es von Carmen.
»Stimmt. Wir hatten es dort entweder mit Kampfmaschinen oder
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