Schnabel, Andreas
diesem Fall spielen die erwähnten Araber eine nicht unwesentliche Rolle, und Sie kennen unsere oberen Damen und Herren. Da muss auf dem Marktplatz nur jemand ›salam aleikum‹ sagen, wenn der andere ›wa aleikum as-salam‹ erwidert, haben wir schon eine fundamentalistische Terrorzelle.«
»Das weiß ich, und deswegen ist es völlig unverantwortlich, meine Leute in so etwas reinzujagen. Etwas, von dem ich keinerlei Ahnung habe.«
García Vidal war verwundert. »Hat Álvarez Sie denn nicht gebrieft?«
»Einen Scheiß hat er, ich werde immer nur mit ›Sorry, höchste Geheimhaltung‹ abgespeist. Ich komme mir schon selbst wie ein Sicherheitsrisiko vor.«
Der Comisario seufzte und informierte Ramirez umfassend über den Stand der Ermittlung. »Jetzt sind die Kollegen gerade dabei, die Identität eines anscheinend französischen Seemanns zu bestimmen. Carmen hat mich gerade angerufen.«
»Hat der etwas mit dem Fall zu tun?«
García Vidal zuckte mit den Achseln. »Woher soll ich das jetzt schon wissen? Wenn wir Selbstmord vorsichtig ausschließen, besteht zumindest die Möglichkeit.«
Die Tür des Kommandowagens öffnete sich, und ein dicker, kleiner Mann kullerte mit hektischen Armbewegungen die Stufen des Busses herunter ins Freie. »Weiß jemand, wo dieser Dorfgendarm aus Santanyí steckt? Der müsste doch langsam die Puschen abgelegt und seinen Hintern hierher in diese gottverdammte Pampa geschwungen haben.«
»Hat er«, erwiderte García Vidal trocken. »Ich wollte gerade zu Ihnen kommen, um Sie von meiner Ankunft in Kenntnis zu setzen.«
»Señor Comisario.« Der kleine Mann baute sich furchtbar wichtig guckend vor ihnen auf. »Wir wollen gleich einmal etwas klarstellen«, schnarrte er ihn mit einer unangenehm hohen Stimme an. »Wenn hier jemand wen in Kenntnis setzt, dann bin ich es, also der Staatsschutz. Sie haben nichts weiter zu tun, als meinen Anweisungen zu folgen. Verstanden?«
Capitán Ramirez und García Vidal nahmen Haltung an und knallten die Hacken zusammen.
»Sí, Comandante.« Ramirez deutete eine Verbeugung an. »Entschuldigen Sie, Comandante, ich lasse antreten.« Bevor Álvarez etwas erwidern konnte, trat er an den Bus, öffnete die Tür und brüllte: »Achtung, Kompanie angetreten!«
Wenn ihnen Ramirez so schräg kam, wussten seine Leute nur zu genau, dass es wieder einmal darum ging, einen »Sesselpuper« zu verarschen. Dementsprechend begeistert machten sie mit, und innerhalb von Sekunden standen der komplette SEK -Zug und zwei Streifenbeamte der Guardia Civil in Reih und Glied hinter dem Bus. Letztere hatten zwar keine Ahnung, worum es hier ging, machten aber mit Begeisterung mit. Als alles in strammer Haltung Aufstellung genommen hatte, stellten sich García Vidal und Capitán Ramirez dazu.
»Rühren«, befahl der Comisario, und alles machte einen kleinen Schritt zur Seite und sah den verblüfften Álvarez aufmerksam an.
»Was ist das hier für ein Zirkus?«, fragte der.
»Comandante, wir folgen Ihren Anweisungen«, brüllte Ramirez. »Wie Sie uns angewiesen haben.«
Álvarez war noch nie in der Situation gewesen, eine solche Truppe befehligen zu müssen. »Dann gehen Sie wieder in Ihre Fahrzeuge.«
»Fahrzeuge aufsuchen, sehr wohl, Comandante«, brüllte Ramirez. »Achtung, Kompanie. Fahrzeuge aufsuchen, marsch, marsch.«
Es kam Bewegung in die Truppe. Alles wollte grinsend dem Befehl folgen, tat es letztlich jedoch García Vidal gleich, der vor der kleinen Treppe zum Bus zurückwich. Unverrichteter Dinge stellten sie sich wieder hinter dem Wagen in Reih und Glied auf.
»Was soll denn das?«, motzte Álvarez. »Ich habe gesagt, dass Sie in Ihre Fahrzeuge gehen sollen.«
»Da ist eine Treppe, Comandante.«
Der kleine Mann wurde blass. »Dann benutzen Sie diese verschissene Treppe«, brüllte er.
»Comandante«, entgegnete García Vidal, »davon hatten Sie in Ihrer Anweisung nichts verlauten lassen.« An die Beamten gewandt, gab er weiter: »Kompanie, Achtung. Fahrzeuge aufsuchen und dabei verschissene Treppe benutzen. Marsch, marsch.«
Álvarez bebte vor Wut, als sich die Mannschaft in kleinen Trippelschritten auf die Bustreppe zubewegte. Vor der verschlossenen Tür entstand ein Stau, es ging nicht mehr weiter. Alles drehte um und versammelte sich wieder hinter dem Bus.
Álvarez war kurz vorm Platzen. »Wollen Sie mir jetzt etwa erzählen, dass ich vergessen habe, Sie zu instruieren, die Tür zu öffnen?«
»Comandante«, brüllte Ramirez, »genau so ist
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