Schnappschuss, Kuesse & das große Chaos
wieder drohen wollte? Zurückrufen würde sie jedenfalls nicht! Sie versuchte, die Gedanken zu verdrängen. Stattdessen drehte sie die Dusche auf und genoss das Gefühl des warmen Wassers, das Schweià und Dreck von ihrer Haut spülte. Sie nahm sich etwas Shampoo und verteilte es auf ihrem Haar. Aber die Gedanken lieÃen sich nicht abschalten ⦠Musste Thea sie jetzt auch noch zu Hause nerven? Sie hatte es tatsächlich wieder geschafft, Franse komplett nervös zu machen. Sie spülte den Schaum ab, drehte das Wasser aus und trocknete sich ab. Jetzt merkte sie, wie hungrig sie war. Sie versuchte wie immer erfolglos, ihre Haare zu bändigen, und stürmte dann in die Küche, in der die Familie bereits am Tisch saÃ. »Hm, Frikadellen!«, rief sie, während sie sich auf ihren Platz setzte. Sie nahm sich eine Frikadelle und schaufelte einen Berg Kartoffeln daneben. Hastig stopfte sie sich eine Gabel voll in den Mund.
»Thea hat noch mal angerufen, während du unter der Dusche warst«, sagte ihr Vater.
Franse verschluckte sich vor Schreck an ihrem Frikadellenstück und fing an zu husten.
»Bist du etwa neuerdings mit Thea befreundet?«, fragte Ben mit gespieltem Erstaunen.
Franse trat ihrem Bruder unter dem Tisch vor das Schienbein. »Wohl kaum«, antwortete sie.
»Was will sie denn?«, fragte ihr Vater neugierig. »Ich habe auch immer gedacht, dass ihr zwei nicht auf einer Wellenlänge seid.«
Franse schob sich schnell eine weitere Gabel Kartoffeln und Frikadelle in den Mund, um nicht antworten zu müssen.
»Thea Güldenring«, sagte ihre Mutter nachdenklich. »Ist das nicht die Tochter von dieser überkandidelten Frau mit dem Porsche?«
»Ja«, stimmte Herr Caspari ihr zu. »Mit dem Porsche und den drei komischen kleinen Fiffis.«
»So hässliche Viecher wie die von Frau Pasternak?«, fragte ihre Mutter. »Die lässt ihre Hunde auch überall auf den Gehsteig machen. Von hier bis zur Apotheke an der Ecke kann man sich nur noch wie auf einem Hindernisparcours fortbewegen.«
Franse atmete auf. Das Gespräch schien sich anderen Themen zuzuwenden. Trotzdem schlief sie schlecht in dieser Nacht.
Kleider, Strand und Schwimmreifen
Bis zum Wochenende blieb Thea ruhig. Sie erwähnte den Anruf mit keiner Silbe, sondern warf Franse lediglich vielsagende Blicke zu.
Jesse beschäftigte sich nicht mehr mit Mel als mit allen anderen Mitschülern. Franse atmete auf. Wahrscheinlich war sowieso alles nur halb so schlimm. Es gab nichts, worüber Thea tratschen konnte und das würde sie bald selbst merken. SchlieÃlich kam der Samstag und mit ihm das erste Fotoshooting. Franse packte stolz die gute Spiegelreflexkamera ihres Vaters in einen Fotorucksack und vergaà auch eine zweite Speicherkarte und den Ersatzakku nicht. Herr Kermann hatte alle Eltern angeschrieben und nachgefragt, wer eine gute Kamera besaà und diese für die Fotoaufnahmen zur Verfügung stellen würde. Neben Herrn Caspari hatte sich nur eine Mutter dazu bereit erklärt.
Franse wurde langsam aufgeregt. Sie würden mit einem richtigen Profi arbeiten! Hoffentlich würde alles klappen. Sie schulterte den Rucksack und verabschiedete sich von ihren Eltern.
»Sei bloà vorsichtig mit meinem Liebling«, sagte Herr Caspari mit sorgenvollem Blick.
»Klar, Papi«, beruhigte Franse ihn. »Bei den Unterwasseraufnahmen tauche ich die Kamera ganz vorsichtig ein.«
»Dann benutze ich deine Aquarellfarben zum Streichen der Küche«, konterte Herr Caspari. Franse grinste.
Lilli und Jesse warteten bereits, als sie ihr Rad auf die StraÃe schob.
»Alles eingepackt?«, fragte Jesse, nachdem er Franse einen flüchtigen Kuss auf die Wange gedrückt hatte. Franse nickte mit rotem Kopf.
»Hast du auch an deine Schminke gedacht?«, bohrte Lilli nach.
Franse starrte sie verständnislos an.
»Wir sollen doch jeder ein bisschen eigene Schminke mitbringen«, erklärte Lilli.
Franse stöhnte und flitzte noch einmal zurück in die Wohnung. Stolz kam sie mit einem Lippenpflegestift und einem Kajal ihrer Mutter wieder. Lilli verdrehte wortlos die Augen.
So kamen sie auf den letzten Drücker im an. Herr Kermann kam ihnen bereits entgegen. »Da seid ihr ja«, strahlte er. »Die anderen sind schon da.«
Sie begrüÃten Mel und die anderen aus der Arbeitsgruppe. Mit einem beklemmenden Gefühl
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