Schnappschuss, Kuesse & das große Chaos
Misstrauen hatte seine Wirkung gezeigt.
»Lilli hat sich wieder beruhigt«, sagte sie harmlos. »Wir haben uns gestern getroffen und es war wieder alles okay. Was hast du denn so am Wochenende gemacht?«
»Nichts Besonderes«, antwortete Jesse. »Samstag war ich bei meiner Oma und gestern hab ich einem unglücklich verliebten Kumpel auf den rechten Weg geholfen.« Er grinste sein typisches Jessegrinsen.
Franse lächelte zurück. Sie wollte einfach nicht glauben, dass Jesse hinter ihrem Rücken mit einem anderen Mädchen ausging. Würde er sie dann so offen anlachen? Aber warum erzählte er ihr nichts von dem Treffen?
Franse beschloss, die Sache zu vergessen. Vielleicht hatte er Mel nur zufällig getroffen und einfach vergessen, ihr davon zu erzählen. Sie würde sich jedenfalls von niemandem Eifersucht einreden lassen, auch nicht von Lilli.
Doch dann war es Thea, die erneut die kleine Eifersuchtsflamme zum Auflodern brachte.
Thea wird bedrohlich
»Ich bewundere dich«, sagte Thea vor der Deutschstunde zu Franse, als Lilli noch einmal schnell zur Toilette gegangen war. Franse seufzte. Thea verteilte keine Komplimente. Schon gar nicht an sie. Also wusste sie, dass Thea wieder irgendeine Gemeinheit plante. Und darauf hatte sie nun gar keine Lust. »Wie schön«, antwortete sie deshalb knapp und hoffte, Thea damit zufriedenzustellen. Leider vergeblich.
»Dass ihr trotz allem noch so tut, als ob die Welt in Ordnung wäre«, erklärte Thea mit hochgezogenen Augenbrauen. Die sahen neuerdings irgendwie anders aus, gezupft und gefärbt wahrscheinlich.
»Ist sie das denn nicht?«, fragte Franse betont gelangweilt, während sie ihre Brotdose öffnete und ein Käsebrot herausnahm.
»Sag du es mir!« Thea setzte sich ungefragt auf Franses Tisch. Sie zog ein Knie an und umfasste es mit den Händen.
Sie übt schon mal das Posen, dachte Franse bei sich. Trotzdem wäre ihr wohler gewesen, wenn Lilli endlich von der Toilette zurückgekommen wäre. Die meisten anderen Mädchen standen vor der Tür und guckten sich Münchenfotos von Mel an. Ohne Rückendeckung von Lilli, Jesse oder Mel würde Thea sie sicher wieder auf die Palme bringen. »Also, was willst du?«, fragte Franse geradeheraus.
»Einen Deal!«, antwortete Thea.
Franse, die gerade in ihr Brot beiÃen wollte, hielt mitten in der Bewegung inne. »Hä?«
»Ein Deal ist ein Geschäft«, erklärte Thea wichtig.
»Was ein Deal ist, weià ich selber«, fiel Franse ihr ungehalten ins Wort. »Ich will wissen, was du von mir willst!«
»Ich möchte, dass du für die Werbeaktion die Fotos von mir machst«, erklärte Thea. »Du bist zwar eine Schlaftablette, aber deine Fotos sind garantiert um Längen besser als das, was Aylin zustande bringen wird. Sie kann mit Technik absolut nicht umgehen.«
»Abgelehnt«, erklärte Franse kategorisch. »Du hast Aylin als deine Partnerin gewählt, und wenn ihr Hilfe braucht, steht Herr Kermann euch sicher mit Rat und Tat zur Seite.« Um das Gespräch abzubrechen, biss sie ein groÃes Stück von ihrem Käsebrot ab.
»Jetzt habe ich â s mir eben anders überlegt. Und Herr Kermann ist zwar echt niedlich, aber leider scheint er das ganze Shooting nicht wirklich ernst zu nehmen«, erklärte Thea bedauernd. »Das ist vielleicht meine Chance, als Model entdeckt zu werden. Deshalb wirst du diese Fotos von mir machen. Denn sicher willst du nicht, dass jeder erfährt, was ich gesehen habe.«
»Was denn gesehen?«, fragte Franse mit vollem Mund. Mist! Verdammter Mist! Riesenmist! Bockmist! Sie wollte sich doch nicht schon wieder von Theas Gelaber einwickeln lassen.
Thea lächelte. Sie wusste es und Franse wusste es auch: Franse hatte angebissen!
»Ich sage nur so viel«, flüsterte Thea. »Männlein und Weiblein. Ein Paar. Ein geheimes Treffen. Und du willst sicher nicht, dass ich es der ganzen Klasse erzähle.«
Damit rutschte sie von Franses Tisch, kurz bevor Frau Sauerbrey in die Klasse fegte.
Franse stopfte schnell das letzte Stückchen Brot in den Mund, während die Gedanken in ihrem Kopf Achterbahn fuhren. Wen sollte interessieren, dass Jesse mit Mel im Eiscafé gewesen war? Aber Thea hatte recht: Es würde auf jeden Fall Tratsch geben. Und neugierige Blicke. Und blöde Bemerkungen. Und vielleicht würde Jesse sich für Mel
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