Schnappschuss, Kuesse & das große Chaos
Aylin: »Wir werden schon sehen, wer am Ende der Profi ist.«
Franse warf Lilli einen Blick zu und verdrehte die Augen. Jetzt hatte Thea sich nicht nur mit Mel, sondern auch mit deren Vater angelegt. Franse wusste, dass Thea niemals klein beigeben würde. Thea würde alles tun, um ihr Foto zu etwas Besonderem zu machen.
Und dabei würde ihr jedes Mittel recht sein. Wie sehr sie damit richtig lag, ahnte Franse zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht.
Was ist nur mit Lilli los?
Am folgenden Dienstag stand das erste Treffen der Fotogruppe an. Franse, Lilli und Jesse radelten die schmale StraÃe entlang, die durch idyllische Wiesen und einige kleine Waldabschnitte führte. Der Juni zeigte sich von seiner sommerlichsten Seite: Die Sonne knallte vom Himmel und die Luft war schwül.
»Er hätte echt sagen können, dass er am Ende der Welt wohnt«, keuchte Lilli von hinten.
»Na, dass der nicht mitten in der Innenstadt liegt, kann man sich ja eigentlich denken«, klugscheiÃerte Franse fröhlich und lieà sich ein ganzes Stück zurückfallen, um neben ihrer Freundin zu fahren. Lilli grinste mit hochrotem Kopf. »Seit du mit Jesse zusammen bist, bist du einfach besser im Training«, erklärte sie. »Ihr fahrt ja fast jeden Tag Rad.«
Franse wurde wieder rot. »So oft sehen wir uns gar nicht«, murmelte sie. »Manchmal spielt er auch mit Ben Autorennen.«
Lilli kicherte. »Klar, er kommt nur, um deinen Bruder zu sehen! Auf jeden Fall wurmt es Thea ungemein, dass du jetzt einen Freund hast und sie nicht.«
»Er ist ja nicht so richtig mein Freund«, gab Franse zurück, »eher so ein ⦠«
»Wenn ihr dauernd quasselt, kommen wir heute gar nicht mehr an!«, rief Jesse von vorn und erlöste damit Franse von dem peinlichen Gesprächsthema.
Wenige Minuten später erreichten sie eine schmale, steinige Einfahrt. Sie führte ein wenig bergan bis zu einem groÃen fliederfarbenenGebäude. stand in geschwungenen Buchstaben über der Haustür. Und so sah es auch aus. Es war ein kleines, villenartiges Gebäude mit groÃen Fenstern, über denen Pflanzenranken ein gleichmäÃiges Muster bildeten. WeiÃe Fensterumrandungen hoben sich frisch vom Flieder der Wände ab. Allerdings war die Farbe an vielen Stellen abgeplatzt und auch ein wenig Putz hätte den Mauern gutgetan.
Die dunkelbraune Haustür sprang auf und Herr Kermann steckte seinen Kopf heraus. »Hereinspaziert!«, rief er gut gelaunt. »Halima und Robin sind auch eben gekommen. Halimas Mutter hat sie gefahren.«
»Hätte ich das vorher gewusst!«, stöhnte Lilli in gespielter Verzweiflung. Jesse und Franse grinsten.
»Franziska, Lilli und Jesse sind da!«, rief Herr Kermann ins Haus.
»Franse«, verbesserte Jesse mit erhobenem Zeigefinger. Franse spürte, wie sie rot wurde.
Herr Kermann machte eine kleine Verbeugung. »Oh, Verzeihung. !«
Nachdem sich die drei Freunde Hände und Gesichter gewaschen hatten, traten sie ins Wohnzimmer der Villa. Franse sah sich neugierig um. Der Raum hatte bodentiefe Fenster mit schweren dunklen Vorhängen. Die Möbel waren alt und nur wenige schienen aus dem Besitz des Lehrers zu stammen: ein buntes Sofa, ein Ikearegal, ein groÃer Fernseher und ein Schreibtisch mit einem Laptop und stapelweise Fotos. Alle anderen Möbel waren dunkel, alt und schon ziemlich verwohnt.
Der Lehrer bemerkte Franses Blicke. »Eine Erbschaft«, erklärte er. »Meine GroÃmutter ist gestorben und hat es mir vermacht. Mel und ich sind erst letzte Woche hier eingezogen.«
Nachdem Mel sie mit Saft und Eiscreme verwöhnt hatte, legte Herr Kermann los: »Ich möchte euch gern zeigen, wie das Fotoprojekt aussehen soll.« Er wühlte auf seinem Schreibtisch und zog ein groÃes Plakat heraus. Es waren einige eingefärbte Porträtaufnahmen, unter denen der Schriftzug stand.
»Nu Pe Ix vier u«, las Robin langsam.
Halima schaltete schneller: »New Pics for you â neue Bilder für dich«, riet sie.
»Genau«, bestätigte Herr Kermann. »New Pics for you, abgekürzt , ist eine neue Bildbearbeitungssoftware speziell für junge Leute. Damit können Fotos aufgemotzt und optimiert werden für Portale wie Facebook und wie sie alle heiÃen.«
»Aber das kann man doch mit jedem anderen Fotoprogramm auch«, wunderte sich Franse.
Jesse grinste. »Das muss
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