Schnappschuss, Kuesse & das große Chaos
sie noch total begeistert. Aber dann ist sie auf einmal abgehauen, ohne sich zu verabschieden. Ich weià also nicht mehr als du.«
»Ja, das war wirklich seltsam«, sagte Jesse. »Hat sie denn heute in der Schule nichts gesagt?«
»Sie will nicht mehr bei den Treffen mitmachen«, erklärte Franse enttäuscht. »Sie sagt, sie wolle sich mehr auf die Schule konzentrieren. Aber das kann ich einfach nicht glauben.«
Jesse schwieg nachdenklich.
Franse rieb sich die Nase. Sie versuchte, sich den Nachmittag bei Herrn Kermann noch einmal ins Gedächtnis zu rufen. Wann genau hatte Lilli angefangen, sich anders zu benehmen? Das war doch nicht erst bei der Verabschiedung gewesen! Plötzlich fiel es ihr ein: Lilli hatte sich so komisch verhalten, nachdem sie von der Toilette gekommen war. Und sie war ziemlich lange weg gewesen.
War sie etwa doch krank geworden? Vielleicht hatte sie sich den Magen verdorben?
»Wirklich seltsam«, sagte Jesse schlieÃlich. »Am besten wartest du mal ein paar Tage ab; sie wird sich schon wieder einkriegen.«
Franse seufzte. Geduld war noch nie ihre Stärke gewesen. Aber vielleicht war Lilli morgen schon wieder die Alte.
Lilli schien sich jedoch nicht wieder einzukriegen, denn Donnerstag und Freitag fehlte sie in der Schule. Als Franse sie anrief, behauptete sie, einen Magen-Darm-Virus zu haben. Ja, Franse dürfe ihr gern die Hausaufgaben durchgeben. Nein, vorbeikommen sollte sie lieber nicht, da sie ansteckend sei.
Scheinbar passte alles zusammen: Lilli war länger als normal im Bad gewesen und jetzt hatte sie einen Magen-Darm-Virus. Doch Franse spürte, dass da noch mehr war. Warum wollte Lilli nicht mehr in der Foto- AG mitmachen? Und warum war sie am Tag nach dem Treffen so geistesabwesend gewesen? Sie musste es herausfinden!
Doch am Samstag stand erst einmal das nächste Treffen der Fotogruppe an. Herr Kermann hatte diesmal den Tisch im Garten gedeckt.
Die Klasse hatte in der letzten Kunststunde Ideen für Themen gesammelt. Jetzt ging es darum, die Themen auszuwählen, die sich gut fürs Fotografieren eigneten.
» kann man vergessen«, fand Robin. »Das lässt sich ja hier gar nicht umsetzen.«
»Stimmt«, sagte Herr Kermann. »Ich habe noch nicht einmal eine Taucherbrille in meinem Fundus. Aber finde ich gut. Das können wir hier in dem alten Sandkasten simulieren, der ist groà genug dafür.«
Bison hatte vorgeschlagen, und obwohl die anderen das Gesicht verzogen, war der Lehrer nicht abgeneigt.
»Mit ein bisschen Schminke kann man da richtig was machen«, stimmte Mel fachkundig zu.
»Ich möchte nur keine Horrorszenen auf den Fotos sehen«, warf Herr Kermann warnend ein.
So gingen sie nacheinander alle der fast fünfzig Vorschläge durch. Am Ende blieben vierzehn Themen übrig, die von den Schülern in Fotos umgesetzt werden sollten.
»Mir würde ja gut gefallen«, überlegte Franse. »Oder . Da könnte ich Lilli gut in Szene setzen.« Dann fiel ihr ein, dass Lilli ja nicht mehr mit ihr zusammen in der Fotogruppe sein würde, und ihre Stimmung sank. Aber die Fotos musste sie doch trotzdem machen, schlieÃlich war dies das Unterrichtsthema. Oder? Was, wenn sie bis dahin immer noch krank war? Dann könnte Franse sich mit Mel zusammentun. Oder sie bildete mit einem anderen Paar ein Dreierteam. Doch ohne Lilli war es einfach nicht dasselbe. Franse hatte sich so auf das Fotografieren gefreut! Auf einmal hatte sie einen dicken Kloà im Hals. »Ich muss mal aufs Klo«, murmelte sie. Sie betrat das Wohnzimmer und ging von dort durch die kleine Tapetentür in den Flur. Nach dem hellen Sonnenlicht drauÃen konnte sie hier drinnen fast nichts sehen, und sie hatte keine Ahnung, wo sich der Lichtschalter befand. Sie versuchte sich zu orientieren. Da waren zwei Türen, beide geschlossen. Welche war noch mal die Badezimmertür? Franse überlegte kurz und war sich dann sicher, dass es die rechte war. Sie drückte die Klinke herunter und trat ein. Erschrocken blickte sie sich um. Sie stand im Schlafzimmer von Herrn Kermann. »Wie peinlich«, murmelte sie und wollte sich gerade wieder zurückziehen, als sie plötzlich ein Pfeifen und Schritte auf dem Flur hörte. Herr Kermann! Instinktiv drückte Franse sich hinter die Tür, damit er sie nicht bemerkte. Im selben Augenblick hätte sie sich ohrfeigen können. Warum war sie nicht einfach
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