Schnappschuss, Kuesse & das große Chaos
man ja dem Käufer nicht verraten«, sagte er. Herr Kermann nickte ihm zustimmend zu.
»Das ist exakt unsere Aufgabe«, bestätigte er. »Wir sollen durch unsere Werbeaktion dem Käufer das Gefühl geben, dass dieses Programm völlig neuartig und besser ist als alle bisher da gewesenen.«
»Und wir lernen sie als Erste kennen«, freute sich Jesse.
Jetzt grinste Herr Kermann. »Falsch! Wir werden mit einer ganz alten Fotobearbeitungssoftware arbeiten.«
»Sie machen Witze!«, platzte Halima heraus.
»Ich nenne mich zwar , in dem Fall meine ich es jedoch völlig ernst«, erklärte der Lehrer schmunzelnd. » wurde dazu entwickelt, Bilder einzufärben und in verschiedenen Stimmungen darzustellen. Ansonsten kann es leider nicht sehr viel.«
»Es geht also darum, die Stimmung eines Fotos mit einer Bearbeitungssoftware hervorheben«, fasste Franse zusammen.
»Genau«, bestätigte Herr Kermann.
»Und wer entscheidet, welche Bilder für das Plakat genommen werden?«, fragte Robin.
»Der Kunde«, erklärte Herr Kermann. »Also der Besitzer des Ladens, der die Werbeaktion starten will.«
»Der ist wenigstens unparteiisch«, fand Halima.
»Dann legen wir mal los«, rief Robin tatendurstig. »Machen wir heute schon Fotos?«
»Nun mal langsam mit den jungen Pferden«, witzelte Herr Kermann. »Wir fangen gleich an, aber bei den Fotos sind wir noch nicht. Zuerst zeige ich euch, wie ihr später das Bearbeitungsprogramm bedienen könnt.«
»Och nö«, murrte Lilli. »Ich hatte mich schon so auf die Fotos gefreut.«
»Damit fangen wir auch bald an«, versprach der Lehrer. »Jetzt aber ab an den PC .«
»Ich muss erst mal schnell aufs Klo«, meinte Lilli.
»Du kannst die Seitentür nehmen«, sagte Mel und deutete auf eine kleine tapezierte Tür, die zwischen den Regalen in die Wand eingelassen war.
Nachdem Lilli verschwunden war, zeigte ihnen Herr Kermann das Programm.
»Hier könnt ihr das Bild zum Bearbeiten öffnen«, erklärte er. »Am besten nehmen wir mal ein Beispielfoto von Mel.« Er öffnete ein Foto, das Mel mit einer Freundin zeigte. »Dieser Werkzeugkasten hat alle Bearbeitungsmöglichkeiten, die sich mit Farbe beschäftigen«, fuhr er fort und deutete auf ein Viereck, in dem verschiedene Symbole abgebildet waren. »Am besten probiert jetzt jeder mal ein bisschen rum. Und vergesst nicht: Falsch gibt es nicht! Wir üben ja erst einmal.«
Als Lilli zurückkam, lieà Halima das Foto gerade in winterlich kalten Farben erstrahlen.
»Wenn es ans Fotografieren geht, hockst du hoffentlich keine Viertelstunde auf dem Klo«, stichelte Franse. Doch Lilli reagierte nicht.
Bald war Halima mit dem Ergebnis zufrieden und machte den Stuhl für Lilli frei. Robin und Mel erklärten ihr abwechselnd, was sie verpasst hatte.
Lilli öffnete das Foto und schloss es wieder. Dann noch mal. Und ein drittes Mal. »Oh«, sagte sie.
Franse sah sie forschend von der Seite an. Auch wenn Lilli noch keinerlei Erfahrung mit Bildbearbeitung hatte, konnte sie doch eigentlich mit Computerprogrammen aller Art umgehen. Als Lilli dann das Bild gleich ganz löschte, stieà sie die Freundin mit dem Ellbogen an. »Sag mal, ist alles in Ordnung?«, fragte sie leise.
Lilli nickte stumm. Franse runzelte die Stirn, sagte aber nichts mehr. Irgendetwas stimmte ganz und gar nicht mit Lilli. Das sah sie ihr an. Aber jetzt würde sie sowieso nichts aus ihrer Freundin herausbekommen.
»Ist nicht schlimm, dass du das Bild gelöscht hast!«, sagte Mel. »Es war ja nur eine Kopie. Beim nächsten Mal klappt es bestimmt besser.«
»Aber für heute reicht es erst einmal«, sagte der Lehrer. »Es wird langsam spät. Unser nächster Termin ist nächste Woche Samstag. Da haben wir dann mehr Zeit.«
Die Fotogruppe beschloss, die Themen für die Fotos gemeinsam mit der ganzen Klasse festzulegen. Sie räumten die Gläser in die Küche und griffen nach ihren Taschen.
Kurz darauf standen sie vor dem Haus. Halimas Mutter parkte schon in der Auffahrt, um ihre Tochter und Robin abzuholen. Jesse, Lilli und Franse gingen zu ihren Rädern. Doch während Franse und Jesse sich noch von Mel und ihrem Vater verabschiedeten, griff Lilli nach ihrem Rad, stieg auf und fuhr wortlos davon.
Ein verdammt peinliches Geheimnis
Am nächsten Morgen wartete
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