Schnappschuss, Kuesse & das große Chaos
Lilli wie immer vor Franses Haustür. Franse hatte am Abend zuvor noch versucht, sie anzurufen, doch es hatte niemand abgenommen.
Franse sah gleich, dass Lillis Miene immer noch düster war. »Was ist los?«, fragte sie deshalb, noch bevor die Haustür hinter ihr ins Schloss gefallen war. »Warum bist du gestern so schnell abgehauen?«
Lilli zuckte die Achseln. »Mir war irgendwie nicht gut. Und dann wurde es viel später, als ich gedacht habe ⦠«
Franse schaute sie ungläubig an. »Und deshalb konntest du nicht ein paar Sekunden warten, bis wir uns verabschiedet hatten?«
Lilli zuckte erneut die Achseln.
»AuÃerdem haben wir dich nicht mehr eingeholt, obwohl du nur kurz vor uns gefahren bist. Du musst gerast sein wie der Teufel«, stellte Franse fest.
»Es ging bergab«, verteidigte sich Lilli.
Franse überlegte, ob sie erwähnen sollte, dass es für Jesse und sie schlieÃlich auch bergab gegangen war, lieà es aber. Mit Lilli stimmte eindeutig etwas nicht, und sie würde sicher nicht herausfinden, was, wenn sie auf der Freundin herumhackte. »Willst du mir nicht sagen, was los ist?«, versuchte sie stattdessen. »Vielleicht kann ich dir ja helfen.«
Doch Lilli blockte ab. »Es ist nichts, wirklich. Mir war nur alles zu viel und mir ging es nicht gut«, behauptete sie.
»Hm«, machte Franse. »Beim nächsten Mal macht es bestimmt mehr SpaÃ, dann machen wir die ersten Fotos.«
»Für mich wird es kein nächstes Mal geben«, erklärte Lilli. »Wie gesagt, mir war alles etwas viel und ich muss mich ein bisschen mehr auf die Schule konzentrieren.«
Franse blieb stehen. Sie starrte Lilli fassungslos an, doch die ging einfach weiter. Auf die Schule konzentrieren? Lilli? Sie würde jederzeit einen Besuch beim Friseur ihren Hausaufgaben vorziehen, sogar wenn am nächsten Tag eine Klassenarbeit anstand.
»Ich will jetzt endlich wissen ⦠«, begann Franse.
Doch Lilli unterbrach sie: »Der Bus!«, und rannte los. Fluchend folgte Franse ihr.
Während des gesamten Tages schien Lilli völlig geistesabwesend. Bei der Kuller starrte sie Löcher in die Luft, und Frau Sauerbrey wurde richtig wütend, als Lilli sich mit dem Bleistift Locken in die Haare drehte, statt auf ihre Frage zu antworten. In den Pausen hockte sie auf der Schulhofbank und betete mit geschlossenen Augen die Sonne an und auf dem Nachhauseweg trabte sie wortlos neben Franse her. Als Franse sie am Nachmittag zu dem verabredeten Spaziergang mit Turbo abholen wollte, öffnete niemand.
Verärgert zog Franse allein los und bog schon bald in die StraÃe ein, die zum Haus von Jesses Familie führte. Jesse stand im Garten und hängte seine nassen Schwimmsachen auf eine Wäscheleine.
»Hi!«, sagte er und kam näher. Turbo sprang am Zaun hoch und bellte begeistert. »Wenigstens einer, der sich freut, mich zu sehen«, sagte Jesse mit einem Seufzer und beugte sich über den Zaun, um Turbo zu streicheln.
»Ich freu mich doch auch!«, verteidigte sich Franse.
»Du siehst aber eher aus, als ob dir eine Laus über die Leber gelaufen wäre«, entgegnete Jesse.
Franse schnaubte. »Lilli wollte eigentlich mit mir und Turbo spazieren gehen, aber sie ist nicht da.«
Jesse sah sie einen Augenblick prüfend an. »Hättest du was dagegen, wenn ich stattdessen mitkomme? Sozusagen als Ersatz?«
Franse grinste schwach. »Nein, das wäre toll«, sagte sie.
Jesse warf schwungvoll sein Duschhandtuch über die Leine, trug den Wäschekorb ins Haus und war kurze Zeit später wieder da. »Abflugbereit!«, sagte er.
Sie schlugen den Weg zum Wald ein, wo Turbo ohne Leine laufen durfte. Franse lief schweigend neben Jesse her. SchlieÃlich setzten sie sich auf einen dicken Baumstamm und beobachteten das braune Fellbündel, das fröhlich schwanzwedelnd die Bäume beschnupperte.
»Lilli war heute irgendwie komisch, oder?«, fragte Jesse vorsichtig.
Franse nickte. »Sie war total neben der Spur. Selbst der Wutanfall von der Sauerbrey hat sie nicht gestört.«
»Hattet ihr Streit?«, bohrte Jesse nach.
Franse schüttelte den Kopf. »Wenn, dann hab ich jedenfalls nichts davon mitbekommen«, brummte sie.
Jesse grinste. »Das muss ja nichts heiÃen ⦠«
Auch Franse grinste schwach. »Nee, es kam wirklich ganz plötzlich. Beim Treffen in s Haus gestern war
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