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Schnappschuss

Schnappschuss

Titel: Schnappschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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Tochter sehr behütet.«
    »Ich kann also gehen? Ich bin nicht verhaftet?«
    »Na ja«, meinte Challis gedehnt.
    »Das hab ich mir gedacht. Ich weigere mich, weitere Fragen zu beantworten, bis mein Anwalt zugegen ist.«
    »Tessa Kane ist in den Besitz von Fotos gelangt, die Sie auf einer Swingerparty zeigen – Bilder, die Ihre Frau gemacht hat. Sie hatten Sorge, sie könnte sie veröffentlichen, und haben sie heute Abend erschossen.«
    Robert McQuarrie hatte sich so weit vom Tisch entfernt hingesetzt, als wollte er sich vor Schmutz und Bakterien hüten, doch nun beugte er sich voller Interesse, ja beinahe so etwas wie Hoffnung und Erleichterung vor. War die Ermordung von Tessa Kane neu für ihn, oder hatte er den Mord in Auftrag gegeben und hatte nun die Bestätigung erhalten? »Erschossen? Tessa Kane?«
    »Waren es dieselben Männer, Robert?«
    »Welche Männer?«
    »Die auch Ihre Frau erschossen haben.«
    McQuarrie verschränkte die Arme. Er trug Anzughose, weißes Hemd, Weste und Jacke. Er wirkte frisch genug, um sein Tagwerk zu beginnen, anders als Challis und Sutton, die ihres gerade beendeten, was man an ihren stoppligen Gesichtern, trüben Augen und verknitterten Sachen erkennen konnte.
    »Meinen Anwalt, Inspector. Sie kennen die Vorschriften.«
     
    Challis schaffte es erst Dienstagvormittag, Ellen zu besuchen, und da fühlte er sich ganz zerlumpt vor Trauer und fehlendem Schlaf. Reporter umlagerten den Eingang zum kleinen Krankenhaus in Waterloo, waren ganz aufgeregt, dass eine der Ihren in einem Mangrovensumpf erschossen worden war, und das eine Woche nach der Ermordung einer anderen Prominenten im Ort. Challis bahnte sich mit den Ellbogen einen Weg durch die Meute, ging nicht auf ihre Fragen und Spekulationen ein, die sie ihm zuriefen, und knurrte nur: »Kein Kommentar.«
     
    In der stickig heißen Luft des Krankenhausflures traf er auf Mrs. Humphreys. Sie war zur Physiotherapie hier, teilte sie ihm mit. »Wenn Sie wollen, verscheuche ich die Meute da draußen, wenn Sie wieder gehen müssen.«
    »Gute Idee«, sagte Challis und versuchte ihr Grinsen zu erwidern. »Irgendwelche Neuigkeiten von Ihrem Patenkind?«
    »Keinen Muckser.«
    Challis ging weiter. Er fand Ellen an einen Stapel aufgeschüttelter Kissen lehnend im Bett vor, wie sie sich mit Ehemann und Tochter unterhielt. Oder auch nicht unterhielt, fand Challis, denn offenbar war ihnen der Gesprächsstoff ausgegangen. Nach einem kurzen peinlichen Augenblick schüttelte er Alan Destry die Hand und nickte Larrayne zu, die er seit anderthalb Jahren nicht mehr gesehen hatte. Sie hatte das Sauertöpfische und Pummlige der Pubertät abgelegt und war recht hübsch und im Augenblick aufmerksam und beschützerisch – auch wenn sie nie so schön wie Ellen werden würde, denn sie hatte das kräftige Kinn und den Oberkörper ihres Vaters geerbt. In einer Hand hielt Larrayne eine Wasserflasche, an einer Schnur um den Hals baumelte ein Memory Stick, so als sei sie geradewegs vom Computer hergeeilt. Sie trug Jeans und eine dicke Jacke über einem kurzen Top. Ihr Bauchnabel blitzte kurz auf, als sie sich wachsam von ihrem Stuhl erhob, der neben dem Bett ihrer Mutter stand, sodass Challis nur unter strenger Aufsicht durch Ehemann und Tochter ums Bett gehen und Ellen ein Küsschen auf die Wange drücken konnte.
    »Autsch«, machte Ellen und zuckte zusammen, aber sie lächelte wieder, als sie mit einer Hand an ihren Hals fuhr, um den ein dicker Gipsverband lag. Sie wirkte erschöpft, es war ihr peinlich, so erschöpft zu wirken, und sie machte sich Sorgen um Challis.
    »Ich wollte nur mal sehen, wie es Ihnen geht«, sagte er.
    »Mir gehts gut. Habt ihr ihn schon?«
    »Leider nein.«
    Challis las in ihrem Gesicht, wie sie sich abmühte, viele komplizierte Botschaften gleichzeitig zu übermitteln. »Hal, es tut mir so leid.«
    Alan Destry ging dazwischen. »Kommen Sie schon, Mann, lassen Sie sie in Ruhe. Sie ist nicht vernehmungsfähig.«
    Challis, der wusste, wann er sich geschlagen geben musste, nickte langsam. »Passen Sie auf sich auf, Ellen. Nehmen Sie sich ein paar Tage frei.«
    Ellen sträubte sich schwach. »Mir geht es gut«, beharrte sie und sah von Ehemann zu Tochter und zurück. »Ich möchte ein paar Minuten allein sein mit Hal, dienstlich, okay? Geht los und holt euch einen Tee oder was.«
    »Aber Ma«, sagte Larrayne.
    »Auf gar keinen Fall«, sagte Alan.
    Challis ging davon aus, dass sich Ellen durchsetzen würde, und wartete. Als sie allein waren,

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