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Schnappschuss

Schnappschuss

Titel: Schnappschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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Schulden oder den Rahm für sich abgeschöpft. Unwahrscheinlich, dass dieser Mord jemals aufgeklärt würde, also zog man Challis wieder von den Ermittlungen ab.
    Ansonsten arbeitete er sich stundenlang durch das Schriftgut, das seit dem Mord aufgelaufen war: Berichte der anwesenden Ermittler, vorläufige Berichte der CIU und von der Autopsie, Arbeitsblätter der Ermittlungen und der Spurensicherung, Listen und Aussagen von Zeugen, Berichte von den Hausbesuchen in der Nachbarschaft, Skizzen, Fotos und Videoaufnahmen der Spurensicherung, Tonbandaufzeichnungen von Befragungen, der Verlauf der Ermittlungen, bestehend aus knappen Updates, die er, Ellen Destry, Scobie Sutton und die anderen Polizisten gemacht hatten. Dazu kam noch eine Mappe mit Zeitungsausschnitten und schließlich Georgias Zeichnungen und Janine McQuarries Einzelverbindungsnachweis.
    Doch noch immer klärte sich das Bild nicht für ihn. Challis versuchte, nicht an Tessa Kane oder Ellen Destry zu denken. Der Progress erschien unter einem neuen Herausgeber weiter, und wie nicht anders zu erwarten, fehlte dem Blatt jeder Biss. Challis besuchte seine Eltern ein paarmal. Er schaffte es, ihnen auszureden, unbesehen Geld in ein Hausbauprojekt an der Küste von Queensland zu investieren.
    Eines Abends klingelte das Telefon. Am anderen Ende war der Mann vom Flugzeugmuseum in San Diego. »Mr. Challis, Sir«, sagte er mit ernst klingender Höflichkeit in der Stimme. »Wir haben Ihre E-Mail erhalten. Es tut mir leid, aber wir werden im Augenblick auf Ihre wirklich wunderbare Maschine verzichten müssen. Aber bitte denken Sie an uns, wenn es so weit ist, Sir, denken Sie an uns.«
    Urplötzlich wollte Challis gar nicht mehr verkaufen. Er hatte das unbestimmte Gefühl, dass Tessa enttäuscht gewesen wäre, wenn er die Maschine hergegeben hätte.
     
    Ellen Destry nutzte die Zwangspause, um sich von ihrem Mann zu trennen, und machte einen sauberen Schnitt. Wozu das Unausweichliche noch länger hinauszögern, wozu Eheberatung und endlose gegenseitige Anschuldigungen, Selbstbezichtigungen und Schuldzuweisungen? Sie teilte Alan mit, dass sie ihn verlassen würde, und zog einfach aus.
    Alan war perplex. Er war verletzt, misstrauisch und gehässig. »Challis, oder?«
    »Nein.«
    »Ich glaube dir kein Wort.«
    »Glaub doch, was du willst. Meine Antwort hast du: Nein.«
    Es stimmte schon, Challis war der Auslöser gewesen. Aber sie verließ Alan nicht, um mit Hal zusammen oder für ihn frei zu sein. Sie ging, um mit sich eins, bei sich selbst zu sein. Sie hatte so lange gewartet, um sich ihrer Sache endgültig sicher zu sein.
    Jetzt wohnte sie in einem Haus in Mornington, dass sie sich mit einer anderen Frau teilte, einer kürzlich geschiedenen DS von der Community Policing Squad. Als sie Challis ihre neue Anschrift und Telefonnummer gab, sah er sie fragend an und nickte dann. Das war seine Art zu zeigen, dass er verstand, wie die Dinge standen.
    Larrayne war stinksauer, von weiblicher Solidarität keine Spur. »Hast du eine Affäre oder so was?«
    »Nein.«
    »Dad ist total sauer.«
    »Ich weiß.«
    »Manchmal bist du ganz schön selbstsüchtig, Ma.«
    Ellen fuhr sich mit der Hand an den Hals, dort, wo noch immer eine leichte Spur zu fühlen war, wo die Kugel sie gestreift hatte.
     
    Eines Tages kehrte Scobie Sutton heim und fand seine Tochter Roslyn stumm und verängstigt vor dem Fernseher vor, wie sie Die Simpsons schaute. Seine Frau saß, immer noch im Mantel, im Halbdunkel der Küche. Sie musste schon seit über zwei Stunden dort gesessen haben. »Was ist passiert, mein Schatz?«
    Sie hielt ihm ein zerknülltes Stück Papier hin, der Ausdruck einer E-Mail an ihre Arbeitsanschrift. Er warf einen Blick darauf und sah sie dann bestürzt an. »Sie haben dich gefeuert? «
    »Per E-Mail, Scobie«, tobte Beth. »Sieben von uns auf der Peninsula. Wir haben Vorgesetzte, die zu feige, herablassend oder dumm sind, uns in die Augen zu schauen, wenn sie uns feuern.«
    In diesem Augenblick verschoben sich Scobie Suttons politische Ansichten ein kleines Stück nach links. Die Welt wird immer herzloser, dachte er. Guter Wille allein reicht nicht mehr. Die Bedürfnisse der Wirtschaft haben Vorrang vor den einfachsten menschlichen Bedürfnissen. Die Helden der Wirtschaft sind diejenigen, die die Kosten senken, nicht die, die Jobs schaffen und das Wohl der Menschen verbessern. Kosten senken heißt Jobs streichen, und für diese gesichtlosen Menschen mit ihren MBA-Abschlüssen ist das

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