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Schnappschuss

Schnappschuss

Titel: Schnappschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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Sie beugte sich vor und sagte: »Georgia, wir wollen die bösen Männer fangen, die deiner Mama wehgetan haben.«
    Die kleine Georgia sank in McQuarries Schoß und kleckerte Schokolade auf seine Krawatte. »Ich will meinen Papi. Wo ist Papi?«
    »Er ist unterwegs, Schätzchen«, antwortete McQuarrie und wiegte sie. »Sein Flugzeug ist schon gelandet.«
    »Und wenn sie ihn auch erschießen?«
    »Schsch«, machte McQuarrie, dem offenkundig unwohl dabei war.
    »Hiermit ist das Gespräch beendet«, sagte seine Frau.
    Challis gab Ellen ein Zeichen, und die beiden standen auf, doch Georgia schien das in Panik zu versetzen. »Wo gehen Sie hin?«
    »Wir wollen die bösen Männer fassen«, antwortete Ellen.
    »Wo denn?«
    »Wir werden überall nach ihnen suchen.«
    Challis fragte sich, ob Ellens Antwort wohl Georgias Ängste so sehr verstärken würde, dass sie das Haus nicht mehr verließ, doch das Mädchen sagte: »Aber Sie wissen doch gar nicht, wie sie aussehen.«
    Barbara McQuarrie sagte: »Das ist schon in Ordnung, Georgia. Lass den Mann und die Frau nur ruhig gehen, damit sie ihre Arbeit tun.«
    »Aber ich weiß, wie sie aussehen«, beharrte Georgia trotzig. Sie schien sich offenbar wieder gefangen zu haben. Sie kletterte vom Schoß ihres Großvaters, verließ das Zimmer und kehrte wenige Augenblicke später mit ein paar Zeichnungen zurück. Sie schob die Blätter zusammen und drückte sie Challis in die Hand. »Hier.«
    Challis sah McQuarrie fragend an. Der sagte: »Die Spurensicherung war vor mir am Tatort, und Georgia hat sie dabei beobachtet, wie sie Skizzen davon anfertigten. Zu Hause wollte sie dann ihre eigenen Skizzen machen.«
    Challis schluckte. »Danke, Georgia. Du bist uns eine große Hilfe.«
    Er besah sich die oberste Zeichnung: der Tatort aus der Vogelperspektive, darauf die beiden Autos und die Leiche ihrer Mutter. Dann eine Reihe von Bäumen und zwischen ihnen ein Fleck. »Und das …?«, fragte er und zeigte ihr den Fleck.
    »Das bin ich, wie ich mich vor dem Mann verstecke, der mich erschießen wollte.«
    »Ach ja.«
    Ellen stellte sich neben Challis. Es gab noch drei weitere Zeichnungen, und Georgia teilte ihnen nacheinander mit, was darauf zu sehen war. »Das ist der Mann, der Mami erschossen hat, das ist der andere Mann im Auto, das ist Mami.«
    Mami vor dem Mord, eine Frau mit langen Haaren und einem breiten Lächeln.
    »Das sind tolle Bilder«, sagte Ellen. »Kannst du dich an noch etwas bei dem Auto erinnern? Vielleicht fallen dir ja ein paar Buchstaben und Zahlen vom Nummernschild wieder ein.«
    »Das war nur ein altes Auto.«
    »Das hilft uns sehr viel weiter. Sollen wir uns hinsetzen und noch ein wenig darüber sprechen, was heute Morgen passiert ist?«
    »Okay.«
    Ellen führte Georgia zum Sofa und setzte sich zu ihr. Challis ließ sich in einen Sessel in der Nähe sinken, schaute zu und lauschte.
    »Du hattest heute keine Schule«, sagte Ellen, »stimmt das? Keinen Unterricht?«
    »Ja, Mami musste mich mit zu ihrer Arbeit nehmen.«
    »Wollte sie sich mit jemandem treffen, bevor sie in das Beratungszentrum fuhr?«
    »Ich glaub schon.«
    »Weißt du, wen?«
    Georgia zuckte mit den Schultern, das kurze, ruckende Schulterzucken eines Kindes.
    »Hat deine Mami unterwegs irgendwann einmal ein Auto hinter euch bemerkt?«
    Zucken.
    »Hat sie davon gesprochen, dass sie sich verfahren hat?«
    Kopfschütteln.
    »Ihr seid an ein Haus gekommen, und deine Mami hat den Motor ausgeschaltet«, sagte Ellen und strich kurz über Georgias Unterarm. »Und was ist dann passiert?«
    Hinterher bemerkte Challis, wie ungeheuer sich Georgia konzentriert hatte. Da seien zwei Männer gewesen, sagte sie. Der eine blieb im Wagen sitzen, den hatte sie nicht besonders gut erkannt, nur dass er eine Sonnenbrille trug und ein rundes Gesicht hatte. Der Mann, der ihre Mutter erschossen hatte, hatte ein Käppi getragen und eine Jacke mit hochgestelltem Kragen, deshalb konnte sie keine genaue Beschreibung geben, nur dass sie das Gesicht für schmal gehalten hatte. Die Jacke war blau gewesen, nein, schwarz, nein, blau. Das Auto irgendwie weiß.
    Die Waffe war klein gewesen, kein Gewehr, aber am Ende hatte irgendwas draufgesteckt, und der Mann mit der Waffe hatte ihre Mutter immer rund ums Auto gescheucht. Georgia hatte den Sicherheitsgurt geöffnet, um sich etwas aus ihrem Hi-5-Rucksack zu holen, und sie hatte sich im Wageninneren bewegt und alles verfolgt. Dann war ihre Mutter losgerannt, und Georgia hatte gesehen, wie der Mann

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