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Schnappschuss

Schnappschuss

Titel: Schnappschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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Stempelkannen gelautet. Natalie, die zu ihrer engen Hose einen langen, bauschigen Wollmantel trug, dazu eine lederne Schultertasche und kunstvoll verwuschelte Haare, wanderte an den Regalen entlang, während Andy mit der Angestellten tratschte. Soweit er sehen konnte, gab es keine Überwachungskameras. Dann stand Nat neben ihm und spielte die Eingeschnappte »Können wir jetzt endlich gehen?«, sollte der Blick bedeuten –, so als würden Shoppen und Andy und dieser Laden sie zu Tode langweilen, und das wollte man ja bei einer hübschen Frau nicht gern erleben. Andy zwinkerte der Angestellten zu – die Mitleid mit ihm hatte – und folgte Natalie hinaus. Ihr Mantel ließ kaum die geräumigen Geheimtaschen erkennen, die nun voller hochpreisiger Espressokannen waren.
    Sie hatten noch bei ein paar weiteren Geschäften zugeschlagen, hatten in einem Bistro zu Mittag gegessen und waren nun gegen Nachmittag fast zu Hause. Der Nebel in Waterloo hatte sich endlich gelichtet. Andy setzte Natalie vor dem Tattooladen neben den Bahngeleisen ab. Sie hatte eine Hand voll Geld in der Tasche: Den Großteil davon würde sie ihrer Mutter geben, aber sie wollte ein neues Tattoo, einen Schmetterling, ziemlich weit oben an der Innenseite ihres rechten Oberschenkels. Und sie wollte ein bisschen Stoff kaufen. Andy nahm keine Drogen, er trank nicht, nichts von alledem. Bisher hatte er zwölf Riesen zusammengespart, die Anzahlung für ein BMW-Coupé.
    »Bis morgen, okay? Bist du dabei?«
    »Ja«, antwortete sie.
    Er fuhr zum McDonald’s am Kreisverkehr, bestellte sich einen Viertelpfünder und las die Lokalzeitung, während er auf seinen Burger wartete. Seite zehn, »Das Polizeirevier«. Ihm gefiel der Witz daran. Hier saß er, Gauner durch und durch, und las gleich auf der anderen Straßenseite vom Revier über das Treiben anderer Gauner. Und was für einfallslose Taten: Ein geklauter Rasentraktor in Penzance Beach. Ein Überfall mit gezückter Spritze auf eine Frau vor einem Geldautomaten in Mornington. Ein Handtaschenraub hier in Waterloo.
    Andy Asche sah von der Zeitung auf. Die Mittagsschicht der Bullen hatte Dienstschluss. Die Polizisten kamen auf einen Big Mac über die Straße. Oh, Scheiße, da war auch John Tankard, sein Footballtrainer, der gerade mit einer Polizistin aus einem Mazda stieg.
     
    John Tankard und Pam Murphy meldeten sich vom Dienst ab. Die einzige Ablenkung den ganzen langen Nachmittag über war ihre Begegnung mit Lottie Mead gewesen. Beide hatten sie mehr als genug voneinander. Sie trennten sich, duschten, zogen sich um und liefen sich zufällig auf dem Dienstparkplatz wieder über den Weg. Tankard fiel die Kleidung auf, die Pam trug: schwarze Lycra-Shorts, Sweatshirt und Sportschuhe. Tolle Beine, trotz der Gänsehaut von der kalten Luft. Klasse Körper.
    Plötzlich knallten all die disparaten Elemente seiner Persönlichkeit, die so gebrochen war, seit er diesen Farmer erschossen hatte, wieder aufeinander. Er hatte sich psychologisch betreuen lassen und bildete sich ein, dass ihn dies zu einem besseren Menschen gemacht habe, doch bevor er sich noch zurückhalten konnte, wurde er von einem fleischlichen Verlangen übermannt. Er griff nach ihrem glatten Hintern und zog sie an sich. Dann flennte er jämmerlich. »Tut mir leid, tut mir so leid«, japste er.
    Wütend machte Pam sich los. »Was ist denn jetzt auf einmal in dich gefahren?«
    »Tut mir leid. Bitte melde mich nicht.«
    »Du hast nichts anderes verdient.«
    »Ich weiß, es tut mir leid, ich fühl mich ganz … ganz …«
    Pam verschränkte die Arme und sagte mit bösartiger Ruhe: »Ich kann mir gut vorstellen, wie das ablaufen sollte. Einmal kurz grapschen, und falls ich mich widersetze, einfach alles auf den Stress schieben.« Sie ließ die Arme sinken. »John, das ist so was von jämmerlich.«
    »Es tut mir leid, Pam, ich weiß nicht, was in mich gefahren ist.« Er presste die Hände gegen die Wangen. »Jetzt hab ichs richtig versiebt, oder?«
    Pam sah ihn müde und angewidert an, aber zumindest nicht wütend oder rachsüchtig. »Du hast dich zu früh zum Dienst zurückgemeldet«, sagte sie.
    »Mann, zu Hause bin ich fast verrückt geworden.«
    »Wenn du mich noch einmal anrührst, mach ich dich fertig und melde den Vorfall.«
    »Ich weiß, ich weiß. Tut mir wirklich leid.« Dann riss er sich zusammen, schaute nicht auf ihre Oberschenkel, die in dem Lycra ganz glatt waren, und fragte: »Wo willst du

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