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Schnappschuss

Schnappschuss

Titel: Schnappschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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Nummernschilder entfernte und vernichtete, war da nicht auf dem Motorblock eine Nummer eingraviert oder so was? Was, wenn jemand vorbeikam, wenn er den Wagen anzünden wollte? Er musste ihn irgendwie anders loswerden. Außerdem hing er an der Karre. Er hatte sie sich andauernd von Nora geliehen, Nora war einfach Klasse, und er verabscheute den Gedanken, ihr Wagen – sein Wagen – könnte als verkohlter Schrotthaufen auf irgendeiner Nebenstraße enden. Natürlich durfte er nicht weiter damit herumfahren – Vyner könnte ihn dabei ertappen, dieser heimtückische Mistkerl –, also hatte er den Wagen völlig ausgeräumt, alles abgewischt und ihn zu einem Schrottplatz in Baxter gefahren, mit Handschuhen (was nicht weiter aufgefallen war, dazu war das Wetter zu beschissen). Also fuhr er ein paar hundert Meter an dem Schrottplatz vorbei, schraubte den Ölfilter ab, warf ihn in einen Graben neben der Straße und fuhr dann zum Schrottplatz zurück. Bis er dort ankam, war der Motor schon hinüber. Er schob den Wagen auf den Hof, schraubte die Nummernschilder ab und spazierte mit hundertzwanzig Dollar in der Tasche davon, nicht ohne vorher noch zu bemerken: »Die gelbe Tür da ist noch gut, kein Rost.«
    Aber das Kind, dieses kleine Gesichtchen.
    Mord.
    Nathan Gent ging mit seinen letzten zehn Dollar in das Pub, schüttete ein paar Pint hinunter, startete die Jukebox neben der Herrentoilette und versuchte zu entscheiden, was als Nächstes zu tun war.
     

18
    Einsatzzentrale, 17 Uhr.
    McQuarrie war anwesend und machte deutlich, dass er das Briefing zu leiten gedachte. Challis lenkte ein und beschloss, gleich nach McQuarries Abgang ein weiteres Briefing abzuhalten, um so allen beabsichtigten oder unbeabsichtigten Schaden, jede mögliche Einmischung auszugleichen, die der Super vielleicht anrichtete. Wieder fragte sich Challis, welche Motive der Super wohl haben mochte. Beschützte er instinktiv seinen Sohn? Seine Schwiegertochter? Seinen eigenen Ruf? Oder ging es um eine andere, genau kalkulierte Form von Einmischung?
    Challis wartete, bis sich McQuarrie ans obere Ende des Tisches setzte, dann trat er beiseite und lehnte sich mürrisch an die Wand. Ellen lächelte ihn kurz an.
    Die untergehende Sonne warf ihren Schein quer über den abgewetzten Tisch und über McQuarries zuckende Fingerknöchel. »Inspector? Ihr Bericht bitte.«
    Challis legte seinen Tagesablauf dar. Dann ging McQuarrie, ganz seine Art, jeden einzelnen Punkt von Challis’ Bericht noch einmal durch.
    »Sie haben mit meinem Sohn gesprochen.« McQuarrie klang beinahe vorwurfsvoll.
    »Ich hatte nicht erwartet, ihn anzutreffen«, erwiderte Challis.
    »Er hat bedeutende Verpflichtungen«, sagte McQuarrie. »Er hat seinem Büro in der Stadt einen kurzen Besuch abgestattet und ist dann sofort wieder nach Hause gekommen, um bei Georgia zu sein.«
    Du musst dich nicht für ihn entschuldigen, dachte Challis.
    »Gebracht hat es Ihnen nichts«, fuhr McQuarrie fort. »Er ist hoch angesehen und wird geachtet. Er hat keine Feinde.«
    »Sir.«
    »Und es gibt keine Zeugen.«
    »Nein.«
    »Diese Lisa Welch, hat die nichts gehört oder gesehen?«
    »Nein.«
    »Aber halten Sie es für möglich, dass Sie das eigentliche Ziel war?«
    Challis schüttelte kurz und ungeduldig den Kopf. »Nein, Sir, wirklich nicht. Reine Routine. Ich hielt es für das Beste, sie auf die Gefahr hinzuweisen, aber so wie es aussieht, hat sie nichts damit zu tun.«
    »Ich möchte dennoch, dass Sie tiefer bohren. Man kann nie wissen.«
    »Sir.«
    »Gut«, hielt McQuarrie kurz fest. »Nun zu meiner Schwiegertochter. Sergeant Destry.«
    Ellen lächelte McQuarrie kurz und humorlos an. »Sir?«
    »Sie haben heute Morgen mit Janines Arbeitskollegen gesprochen?«
    »Ja, Sir.«
    »Und?«
    Challis schnitt Ellen, von McQuarrie unbemerkt, ein Axtmördergesicht. Ellen musste sich zusammenreißen und berichtete, dass die Büroangestellten und die Kollegen der Bayside Counselling Services Alibis hatten und über Janines Ermordung vollkommen entsetzt waren. »Wir wissen auch noch nicht, mit wem sie sich heute Morgen treffen wollte oder was sie in der Lofty Ridge Road suchte. In ihrem Schreibtischkalender steht einfach nur ›Penzance North, 9.30‹.«
    »Suchen Sie weiter. Was ist mit unzufriedenen Klienten? Schrägen Gestalten?«
    »Auch da sind wir dran, Sir, aber da kommt uns die Schweigepflicht in die Quere.«
    »Wie genau haben Sie sich ihre Arbeitskollegen angesehen? Wer weiß, vielleicht gibt es da

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