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Schnappschuss

Schnappschuss

Titel: Schnappschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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hin?«
    »Trainieren.«
    »Wofür?«
    »Triathlon.«
    »Wann?«
    »Im Januar.«
    »Das sind noch sechs Monate.«
    »Genau.«
    Der neue Tankard bemühte sich weiter. Schließlich fiel ihm ein, dass sie auf ihrer letzten Dienststelle in einen üblen Verkehrsunfall verwickelt gewesen war. Vielleicht versuchte sie so, wieder fit zu werden.
    »Und du?«, fragte Pam eher aus Höflichkeit denn aus Interesse.
    »Ich bin Footballtrainer dieses Jahr«, antwortete er schüchtern.
    Pam fiel der Unterkiefer runter. »Du machst Witze.«
    »Nein.«
    »Gut.«
    Gut für mich, gut für die Kids, dachte Tankard. Er war Bulle, das verschaffte ihm Respekt, aber er bemühte sich, nicht nur Bulle und Footballtrainer zu sein. So hatte er zum Beispiel bei einem Streit zwischen dem Club und dem Fiddler’s Creek Pub vermittelt. Ein paar der Burschen soffen sich nach dem Training oder dem Samstagsspiel die Füße weg und stolperten dann von den Clubräumen hinüber ins Pub, wo sie sich noch weiter abfüllten, lärmten, fluchten, die Bar oder die Toilette versauten und später dann rückwärts in die Autos anderer Gäste setzten, wenn die nach Hause fahren wollten. Das war so weit ausgeartet, dass das Pub seine Unterstützung für den Club einstellte und Clubmitgliedern Hausverbot erteilte. John Tankard hatte erst mit dem Wirt gesprochen, dann mit den Spielern, und nun war wieder alles in Butter.
    »Also, ich muss los«, sagte er. »Bis bald.«
    Pam zuckte mit den Schultern und ging zu ihrem Wagen. Tank stieg in seinen alten Kombi – den er sich zugelegt hatte, um möglichst viele Jungs und deren Ausrüstung transportieren zu können – und fuhr zum Clubhaus, wo er sich erst umzog und dann japsend ein paar Aufwärmrunden auf der Laufbahn drehte. Bald kamen die ersten Jungs, einige direkt aus der Schule, andere wurden von ihren Eltern chauffiert, ein paar von ihren Freundinnen abgesetzt. Auch Andy Asche war dabei, das war ja mal was. Die Hälfte der Zeit tauchte der Bursche gar nicht erst zum Training auf. Tankard wartete, bis die Jungs sich in ihre Ausrüstung gezwängt hatten, und rief ihnen dann zu, sie sollten ein paar Runden auf der Laufbahn drehen.
     
    Nathan Gent hatte den ganzen Tag damit zugebracht, zu kiffen und dosenweise Melbourne Bitter zu trinken, aber seine Angst wollte nicht weichen. Stimmt schon, heute Morgen hatte dichter Nebel geherrscht, und bis auf dieses beschissene Taxi waren keine Autos unterwegs gewesen; aber was, wenn der Fahrer was bemerkt hatte? Würde der sich melden, wenn die Schießerei in den Fernsehnachrichten und in den Zeitungen von morgen gemeldet wurde?
    Nathan hatte sein Geld gekriegt, und er hatte vor, sich von Vyner fernzuhalten, aber dennoch: Heute Morgen hatte Gent eine Grenze überschritten. Beihilfe zum Mord. Außerdem hatte das Kind ihn gesehen. Dieses Mädchen mit dem kleinen Gesicht, sechs Jahre alt vielleicht, sieht mit an, wie ihre Ma kaltblütig umgelegt wird.
    Am liebsten hätte Nathan gesagt: He, stopp mal! Haltet die Erde an, ich steig hier aus.
    Er hatte die Grenze überschritten. Er war nicht mehr der Alte, der einfache Bursche, der mal ganz gern ein paar Bierchen im Pub wegputzt, Football schaut und versucht, ob er nicht mit seinem fehlenden Finger eine Schnecke im Krypton Klub in Frankston angraben kann. Der, der ab und an mal ein wenig kifft.
    Drei Dinge nagten an ihm: der Mord, der Blick in den Augen des Kindes, die Karre. Die vor allem. »Keine Sorge«, hatte er Vyner gegenüber versichert, »der Wagen ist geklaut, der kann gar nicht bis zu uns zurückverfolgt werden.« Tatsächlich hatte sich der Diebstahl eines Wagens als schwieriger herausgestellt, als Nathan erwartet hatte. Außerdem hatte er das bis auf den letzten Drücker vor sich hergeschoben, also hatte er den Commodore seiner Cousine genommen. Eigentlich gehörte er gar nicht Nora. Als sie den Job in Neuseeland kriegte, hatte sie ihm den Wagen für neunhundertfünfundsiebzig Dollar verkauft und ihm den ganzen Papierkram überlassen, Verkehrszulassung, Registrierung, Versicherung und all das – aber dazu war er bisher noch nicht gekommen.
    So weit, so gut, nur als er Vyner nach der Schießerei heute Morgen abgesetzt hatte, da hatte der aufs Blech gehauen und gesagt: »Steck den Schrotthaufen in Brand.«
    Nathan hatte gesagt: »Keine Sorge«, und war mit schwirrendem Kopf davongefahren.
    Und selbst wenn er den Commodore anzündete, hatten die Bullen nicht andere Wege, den Besitzer zu ermitteln? Selbst wenn er die

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