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Schnappschuss

Schnappschuss

Titel: Schnappschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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und eine Spur seiner alten Intoleranz blitzte auf, als er auf dem engen Sitz herumrutschte und sagte: »Schau dir nur mal diese Wichser an.«
    Pam musste lachen. Nach Beruf, gesellschaftlichem Status und Herkunft war Tank waschechter Angehöriger der Arbeiterklasse, dennoch wählte er stets die konservative Koalition, weil er sich im Einklang fand mit deren harter Linie von Law and Order, bei Einwanderung, Terrorismus und allem anderen, was das weiße Mittelschichtaustralien bedrohen könnte. Vielleicht stellten Premierminister, Justizminister und der Minister für Einwanderungsfragen den strengen Vater dar, den Tank nie gehabt hatte.
    Ihre eigene Haltung war da komplizierter. Ihr Vater und ihre Brüder waren Akademiker, Intellektuelle, was bedeutete, dass die Gesprächsfetzen an der Weihnachtstafel hin und her schnellten, die Themen elliptisch, breit gefächert und von tiefem Wissen geprägt waren. Pam blieb dabei stets auf der Strecke. Sie war das jüngste Kind, gut im Sport, in Prüfungen und Examina kaum mittelmäßig, und dann war sie auch noch zur Polizei gegangen, also …
    »Kapiers doch endlich«, murmelte sie und bog vom Freeway ab nach Rosebud.
    »Was?«
    »Nichts.« Sie hatte nicht die Absicht, John Tankard diese distanzierte, herablassende Liebe zu erklären, die ihr Vater und ihre Brüder für sie empfanden.
    Zwei lange Stunden vergingen. Sie beschlossen, nach Waterloo zu fahren, doch auf der Dunn’s Creek Road begegnete ihnen ein weißer Falcon, der in einer Hunderter-Geschwindigkeitsbegrenzung stur achtzig fuhr. Die sich dahin windende Straße bot Pam nur wenig Gelegenheit zu überholen, und sie fluchte. »Es sollte Punkte für zu langsames Fahren geben«, sagte sie.
    Tankard, der offenbar noch immer litt, sagte: »Mach dir bloß keinen Knoten in den Tanga.«
    Pam erwiderte nichts darauf. Den alten John Tankard hatte das Wort »Tanga« immer in Wallung versetzt, und sie wollte keinerlei Risiko eingehen. »Schreib dir mal das Kennzeichen auf.«
    »Wozu? Er hält sich stur an die Verkehrsregeln.«
    »Vergiss es«, erwiderte Pam und folgte dem Falcon bis nach Waterloo. In der Zwischenzeit hatte sie entschieden, dass der Fahrer sich eine Geschenketasche verdient hatte. Tankard willigte ein, stellte das Blaulicht aufs Armaturenbrett und ließ die Sirene aufheulen. »Du Blödmann«, fauchte Pam und beeilte sich, sie wieder auszuschalten.
     
    Vyner, der die Uniformierten in dem kleinen Mazda hinter sich entdeckte, ging im Geiste die letzten paar Stunden durch und fragte sich, wo und wann er etwas falsch gemacht hatte.
    Auf seinem ganz persönlichen Radar war nichts zu sehen gewesen, als er seine Wohnung verließ, um zu seiner Verabredung mit Mrs. Plowman zu fahren. Er wohnte in einer yuppiehaften Single-Bude in Southbank, und obwohl er von asiatischen Studenten und jungen Frauen umgeben war, die ihre Jeans so knapp geschnitten trugen, dass man schon fast ihren Pelz sehen konnte, war das Haus völlig anonym und zentral gelegen. Vyner war einfach nicht mehr in seinem Element, wenn er die Stadt verließ. Deshalb hatte er gestern Gent angeheuert. Diesen Fehler machte er jedenfalls kein zweites Mal.
    Als er von Mrs. Plowman wegfuhr, war ihm niemand gefolgt, auch nicht zum Flugplatz und von dort weiter die Peninsula entlang zu dem beschissenen Haus von Gent in Dromana. Niemand hatte ihn durch die Hintertür eindringen und den Mistkerl erschießen sehen, auch nicht, als er ihn in den Kofferraum des Falcon stopfte. Warum also folgten ihm dann die Bullen? Warum zum Henker fuhren sie einen Sportwagen? Und warum trugen sie Uniform, wenn sie nicht erkannt werden wollten?
    Er hatte die Wahl gehabt. Erst die Leiche verschwinden lassen oder erst eine falsche Fährte legen. Er hatte sich für das Zweite entschieden, vielleicht war das der Fehler gewesen. Er hatte entscheidende dreißig Minuten in Gents Haus damit zugebracht, den Computer dieses Blödmanns zur Leiche in den Kofferraum zu stopfen, den Kühlschrank zu leeren und dessen Tür offen stehen zu lassen; einen Müllbeutel mit den verderblichen Lebensmitteln zu füllen und in einen öffentlichen Mülleimer zu werfen, einen Koffer zu packen, so als sei Gent für einen Monat verreist, die Jalousien und Vorhänge zu schließen, die Zündflammen an Herd und Heizung auszumachen und schließlich Gents Scheißhaus zu verlassen und auf dem örtlichen Postamt einen Antrag auf Aufbewahrung der Post zu stellen.
    Dann hatte er die Pistole beseitigt. Zwei gute Browning

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