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Schneckle im Elchtest

Schneckle im Elchtest

Titel: Schneckle im Elchtest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Ruehle
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was ich hier tun könnte, es hinterher auf gar keinen Fall bereuen werde«, gab ich trocken zurück. »Aber ich weiß dein Angebot auf jeden Fall zu schätzen. Es kommt ebenso unerwartet wie die feinen Schweinereien aus deiner Truhe – und ist ebenso willkommen. Dann muss dein Vater sich nicht für mich auf die Suche nach anderen Seelentröstern machen.«
    Kerstin kicherte. »Ihr beiden seid jederzeit herzlich eingeladen, mich und meine Truhe heimzusuchen. Meine Mutter rennt ja lieber durch den Regen. Sie meint, in meinem Schuppen hier wird sie zu fett.«
    Ich zuckte die Achseln. »Für mich kein Problem. Steve würde es nicht einmal merken, wenn ich meinen Umfang verdoppeln würde.«
    »Dabei hängt er hier doch sehr am Doppelten«, meinte Kerstin, giggelte albern und warf ihre Rastazöpfe affektiert nach hinten.
    Ich winkte ab. »Lass ihm doch Peter und Paul. So was tut ihm gut«, erklärte ich.
    »M-hm. Und dir tut ein Mann gut, dem Peter und Paul guttun?«, wollte sie wissen.
    Ich stöhnte. »Oh Mann, lass den Psychokram stecken. Außerdem steht außer Frage, dass ich Steve heiraten werde. Punkt. Aus die Maus. Alle anderen Männer, mit denen ich zusammen war, waren noch viel schlimmer ...«
    »Tatsächlich? Kaum zu glauben!«, warf Kerstin ein. »Vielleicht solltest du es mal mit Frauen versuchen? Schließlich hast du ein gewisses Niveau ...«
    Mir wurde der Boden etwas zu schlüpfrig. Deshalb lenkte ich das Gespräch schnell in andere Bahnen: »Unterhalten wir uns lieber über die Wette, bei der du deine normalen Haare verloren hast. Worum ging’s denn da?«
    Sie lachte bei der Erinnerung. »Ich habe mit Jutta gewettet, dass ich schneller von einem Pfund Mehl Spätzle schaben als sie fünf Handkäse mit Musik essen kann. Sie kommt nämlich aus Frankfurt und macht sich ständig lustig über meine Esskultur.«
    Ich nickte. »Das sind exakt die Freizeitbeschäftigungen, die ich bei einer fast fertig promovierten Psychotante und einer Grundschullehrerin vermutet hätte. Und? Warum hast du jetzt den Mopp auf dem Kopp und nicht Fräulein Lämpel? Die armen Schulkinder! Was denen für ein Spaß entgeht! Hast du bei eurer Wette versucht, die Spätzle einzeln zu rollen, oder warum hast du so kläglich versagt?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Die Klinge vom Schabmesser war präpariert; Jutta leugnet es zwar, aber ich bin mir sicher. Das blöde Ding ist nämlich ungefähr zur Halbzeit abgebrochen und in den Topf gefallen. Bis ich die Teile wieder rausgefischt und ein neues Messer geholt hatte, war Jutta schon beim letzten Handkäs. Mein einziger Trost war die Nacht, die sie anschließend auf dem Klo verbracht hat.«
    Ich rümpfte die Nase. »Merkwürdige Wett- und Paarungsrituale habt ihr, ihr Lesben. Wenn mich die ganze Nacht lang einer zupupsen würde, würde mich das nicht wirklich trösten.«
    Kerstin tätschelte mir die Schulter. »Das ist wahre Liebe, lieber Pumuckl. Irgendwann wirst du ihr auch begegnen. Dann reden wir weiter.«
    »Dann hätte ich eigentlich nur noch eine Frage: Kennst du den merkwürdigen Kerl, der hier wort- und lautlos durchs Haus schleicht und Leute erschreckt?«, wollte ich wissen.
    Kerstin schaute mich mit aufgerissenen Augen an: »Natürlich! Bin ich froh, dass du ihn entdeckt hast.« Verschwörerisch senkte sie die Stimme: »Das ist er, ich bin sicher. Es ist: der Nöck!«
    »Der was?«
    »Der Nöck! Es gibt hier nämlich mehr als ein Gespenst. Jedes Mal, wenn ich zu Besuch bin, erzählt mir Udo vom Nöck, der unten am See wohnt und hier im Haus nach Opfern sucht, die er zu sich in sein nasses, kaltes Reich holen kann, weil er sich dort alleine so langweilt. Aller Wahrscheinlichkeit nach war er es auch, der damals vor 200 Jahren den bösartigen Schweden ertränkt hat. Und nun – hat er sich dich ausgesucht. Du Glückliche! Jetzt hast du die Wahl zwischen Nöck und Steve.«
    Ich räusperte mich. »Du darfst nicht glauben, dass Steve immer so ist wie hier. In Stuttgart war er meistens ... naja, oft, aufmerksam und, äh, liebevoll. Es ist mir schon klar, dass er, was seine Verwandtschaft angeht, ziemlich blind ist – und zwar nicht nur auf einem Auge. Aber andererseits ist das doch auch eine ganz positive Eigenschaft, meinst du nicht? Er hat viel Familiensinn. Das ist eine gute Grundlage. Sei nicht so streng mit ihm.« Ich seufzte. »Ich muss einfach noch die letzten sieben Tage hier ausharren – und in Zukunft, wenn er seine Familie besuchen will, einfach krank werden. Wenn er ihrem

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