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Schneckle im Elchtest

Schneckle im Elchtest

Titel: Schneckle im Elchtest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Ruehle
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jeder Abfahrt. Heißt: Ich entferne die Deckenplanen und werfe Dreck herein. Edith hält mein Häuschen hier deshalb für unzumutbar für jeden anderen Menschen – außer für mich. Udo legt außerdem immer mal wieder eine tote Maus auf die Schwelle. Einmal auch einen halben Hasen ...«
    Ungerührt schüttete Kerstin heißes Wasser in zwei Tassen, die sie zusammen mit zwei Tellern aus der Holztruhe gezaubert hatte. Dann nahm sie eins ums andere aus der Ledertasche und der geheimnisvollen Schachtel, drapierte es auf einem Tablett und hielt mir selbiges schließlich mit einem spitzbübischen Grinsen unter die Nase.
    »Voilà.«
    Ich staunte Bauklötze: Vor meiner Nase schwebten die schönsten Blaubeer- und Erdbeertörtchen der Welt. Doch damit nicht genug: Ein Schälchen mit schwedischen Schokokeksen, eine Stange Turrón, also spanischer weißer Nougat, weiße italienische Trüffelpralinen und zwei Tassen mit schaumigem Cappuccino ließen mich wieder an Märchen glauben.
    »Kerstin, du kannst ja zaubern! Wo hast du das denn gelernt? Gibt’s hier im Wald eine Feenschule? Wenn ja: Wo ist die und kann man sich da noch einschreiben?«, wollte ich wissen.
    Sie zuckte grinsend mit den Schultern. »Das ist keine Hexerei, sondern Planung mit gesundem Menschenverstand. Ich kenne ja die hiesigen Tischsitten. Altbackenes Brot, gestreckte Marmelade, verdorbene Fischsuppe, dünner Kaffee – und das alles kredenzt mit saurer Miene ... Das ist nichts für meinen verwöhnten schwäbischen Gaumen.«
    Wir lächelten uns verschwörerisch an.
    »Auf jeden Fall war ich vor diesem ›Urlaub‹ ordentlich einkaufen, habe zünftige Fresspakete hierhergeschmuggelt – und in der Truhe versteckt. Außerdem fühlt man sich hier zwar wie am Ende der Welt – man ist es aber nicht. Mit dem Auto ist man in zwanzig Minuten in Ljungby. Da fahre ich fast täglich hin und plündere die Bäckereien und Supermärkte. Die sind zwar sauteuer, aber auch großartig. Außerdem ist direkt gegenüber vom besten Bäcker – lila Zuckerkuchen, ein Gedicht – ein herrliches Antiquariat. Wenn du möchtest, nehme ich dich morgen mit. Ich habe mir gestern eine schwedische Bibel aus dem Jahr 1835 gekauft. Für umgerechnet fünfundsiebzig Cent.«
    Fassungslos schnappte ich mir ein Blaubeertörtchen und einen Cappuccino und fühlte mich zum ersten Mal tatsächlich wie im Urlaub.
    »Du boykottierst also den ganzen Fischkopffraß da drinnen«, stellte ich fest. »Und die glauben alle, du ernährst dich von der schwedischen Luft, weil du nie zum Essen auftauchst.« Etwas anderes interessierte mich allerdings noch viel mehr: »Du, Kerstin, warum schwäbelst du denn auf einmal nicht mehr?«
    »Wieso? Fehlt es dir? Soll e wieder damid ofanga?«, fragte sie.
    »Nö, lass mal. Es sei denn, du möchtest unbedingt«, gab ich zurück.
    »Das Ganze ist sehr einfach: Ich schwätze ab und zu gerne Schwäbisch. Wieso auch nicht? Es macht Spaß und provoziert diese Nordlichter so schön! Und ein bisschen Provokation passt doch recht gut in diese Umgebung. Findest du nicht?«
    »Fon«, gab ich kauend zurück. »Aber ef ift nun mal nicht sehr fein – unter unf Akademiker-Fweftern. If habf mir an der Uni München mühfam abtrainiert. Fufammen mit meinen beften Freundinnen, Filke und Nina. Die haben auf gefwäbelt. Du kannft dir gar nicht forftellen, wie fnell man Hochdeutf lernt, wenn man alf Fwäbin in Bayern nift aufgefreffen werden möfte.«
    »So. Fwäbeln ift alfo in anderen Teilen Deutflandf deiner Meinung nift fo gern gefehen – und auferdem nift fein? Du meinft, nicht fo fein wie mit vollem Mund fu fprechen?«, entgegnete sie, während sie herzhaft in ein Erdbeertörtchen biss.
    Ich nickte.
    »Nicht gern gesehen werden oder fein sein ist etwas, das mich überhaupt nicht interessiert. Mich interessiert nur das, was mich weiterbringt«, entgegnete sie entschieden.
    »Aha, jetzt wird’s interessant: Die verschrobenen Schießbudenfiguren da drüben« – ich wies Richtung Boot-Camp – »sind ja wohl hervorragende Studienobjekte für dich und deine berufliche Zukunft, oder??«
    Jetzt lächelte Kerstin. »Natürlich! In keiner Klapse würde ich bessere finden!« Lustig weitermampfend erklärte sie: »Naja, eigentlich bin ich in erster Linie hier, um meinen Eltern und meinem Bruder den Rücken zu stärken. Kurt, Doris und Udo sind nun mal meine Familie. Deswegen verbringe ich meinen spärlichen Urlaub hier statt mit meinen Freunden oder meinem Schatz.«
    »Du hast einen

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