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Schneckle im Elchtest

Schneckle im Elchtest

Titel: Schneckle im Elchtest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Ruehle
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Einfluss nicht ausgesetzt ist, wird sich sein Charakter ganz schnell bessern, du wirst sehen. Zum Glück wohnen ja alle herrlich weit weg.«
    Kerstin zuckte mit den Schultern. »Wenn dir die Perspektive reicht, um jemanden zu heiraten – viel Spaß!«
    »Danke«, gab ich trocken zurück.
    Leider half mir das zumindest bei der Frage, wer der für alle außer mir unsichtbare Kerl war, nicht weiter. Am besten, ich packte ihn beim nächsten Mal, wenn er mir wieder über den Weg lief, am Schlafittchen und hielt ihn so lange schreiend fest, bis mir jemand zur Hilfe eilte und mir erklären konnte, was er im Haus suchte.
    Kerstins Räuspern riss mich aus meinen Grübeleien.
    »Sabine? Ich will mich wirklich nicht aufdrängen – aber kann es sein, dass du dich etwas, sagen wir, übereilt in diese Ehe stürzt? Ich habe nicht mal den Eindruck, dass du wahnsinnig in unser Rotlöckchen verliebt bist.«
    »Und das lässt dir als angehende Frau Doktor Freud keine Ruhe, was?«, gab ich mühsam lächelnd zurück. »Wenn du es niemandem verrätst: Ich bin auch gar nicht wahnsinnig in Steve verliebt. Nur ... eben verliebt. Ich finde ihn sexy, vor allem, wie er spricht – dieser Dialekt! Du musst wissen, dass ich seit der neunten Klasse schwäbische Männer total ablehne.«
    »Wieso? Was haben dir die schwäbischen Männer denn in der neunten Klasse getan?«, fragte Kerstin neugierig.
    »In der neunten Klasse hat mich Markus Merkle, der wie immer nach ungewaschenen Socken gestunken hat, im Kino allen Ernstes gefragt: ›Willschd du mit mir ganga?‹ Das fand ich so eklig, dass ich ihn nur mit vor Schreck offenem Mund anstarren konnte. Und er hat das seinerseits als Aufforderung verstanden, mir seine Zunge in den Hals zu stecken. Was soll ich sagen? Er schmeckte wie eine Mischung aus Kutteln und Fußabstreifer – also so, wie ich mir vorstelle, dass die schmecken. Und seit dem Tag bin ich für alle Schwaben verloren. Leider.«
    »Aha. Aber das kann doch wohl kaum bedeuten, dass du den ersten Fischkopf, der dir über den Weg stolpert, heiratest!« Entsetzt schlug Kerstin die Hände über dem Kopf zusammen.
    »Naja. Es ist eben so, dass ich noch nie viel Glück mit Männern hatte. Bisher sind mir nur Langweiler, Spießer und Grottenolme begegnet. Dabei wollte ich einmal Lex Barker heiraten. Blöderweise ist der aber schon tot.«
    Kerstin nickte heftig. »Das kenne ich. Ich war lange Zeit in Audrey Hepburn verliebt. Bis mir jemand gesagt hat, dass die auch schon lange nicht mehr unter den Lebenden weilt. Ich denke, das Problem kennt jeder: Wer will nicht am liebsten eine Märchenprinzessin oder einen Prinzen heiraten? Aber früher oder später müssen wir alle akzeptieren, dass wir Normalsterbliche mit vielen Fehlern sind – und jemanden auf Augenhöhe suchen.«
    »Siehst du«, triumphierte ich. »Genau deshalb habe ich meine Ansprüche heruntergeschraubt.«
    »Ja, aber doch nicht so weit!«, empörte sie sich. »Du musst ja nicht gleich, weil Lex Barker tot ist, Sam Hawkins heiraten.«
    Ich klopfte vor Lachen auf meine Schenkel. »Du wirst es nicht glauben, aber eine meiner besten Freundinnen steht voll auf den. Naja ... Ich erwarte nicht mehr allzu viel von der holden Männerwelt. Immerhin habe ich mir einen gewissen Anspruch bewahrt: Mir gefallen die eher schrägen, unkonventionellen Typen. Nicht die, die meine Mutter für mich aussucht.«
    »Mhm. Das verstehe ich. Meine Mutter hätte für mich auch eher einen jungen Banker mit Villa als eine mittelalte Grundschullehrerin mit Katze ausgesucht. Aber es tut mir leid, bei all dem, was du gesagt hast, sind für mich immer noch keine ausreichenden Gründe dabei, ausgerechnet einen Labskaus zu heiraten.«
    »Naja. Er hat – zumindest teilweise – einen ähnlichen Humor wie ich«, überlegte ich laut.
    »Das lasse ich gelten – wenn der Humor nicht nur teilweise ähnlich ist«, gab sie zurück.
    »Und dann hat er ja auch eine Menge kreatives Potenzial«, zählte ich weiter auf.
    Kerstin schnaubte. »Ja, wie der Rest der Sippe. Superkreative Sänger, die keiner singen hören will. Superkreative Künstler, deren grottenhässliches Zeug keiner kaufen will. Superkreative Plastikschmuckverkäufer, denen die Zuschauer davonlaufen ...«
    »Moment mal, wieso Plastikschmuckverkäufer?«, fragte ich dazwischen.
    Kerstin zuckte mit den Schultern: »Na, Joe ist doch Ansager bei einem Verkaufssender – es fragt sich allerdings, wie lange noch. Man könnte sagen, sein Stern sinkt.«
    »Also ist der

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