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Schneckle im Elchtest

Schneckle im Elchtest

Titel: Schneckle im Elchtest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Ruehle
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Friedhofstraße.
    »Und? Wie fandest du MO?«, brach ich schließlich das Schweigen.
    »Etwas ... überkandidelt«, gab er zurück.
    »Das ist alles? Er ist schlichtweg zauberhaft!«, empörte ich mich.
    »Hör zu: Können wir nicht von etwas anderem sprechen? Ich lasse mich nun mal nicht gerne von einer Tunte anbaggern, okay?«
    »Tun... Wieso anbaggern? MO war einfach nur nett! Als dich Amaya angebaggert hat, bist du jedenfalls voll drauf eingestiegen. Ich fasse nicht, wie überheblich du daherkommst. Und wie antiquiert ... Des hädd i ned dengd, dass du so an Seggl bisch«, erklärte ich fassungslos.
    »Bitte?«
    »Ach, halt einfach ... die Klappe«, winkte ich ab und seufzte.
    Sehr schweigsam trabten wir Seite an Seite die Treppe hoch in meine Wohnung.
    Oben angekommen zog ich Volker an den Küchentisch, knallte Onkel Eugens selbst gebrannten Schnaps auf den Tisch und holte tief Luft: »Wir müssen reden ...«
    Volker seufzte. »Jetzt mach doch aus einer Mücke keinen Elefanten, Sabine. Das ist für uns beide ziemlich schwierig. Wir lernen uns im Grunde doch eben erst kennen. Hab doch ein bisschen Geduld, in Ordnung?«
    Ich verschränkte demonstrativ die Arme, nachdem ich mir zur Stärkung einen Schnaps gegönnt hatte.
    »Sabine, ich kann dir nicht versprechen, dass ich keine andere Frau mehr anschauen werde. Aber ich kann dir versprechen, dass mir keine so gut gefallen wird wie du. Und dass ich mich wirklich, wirklich bemühen werde, meine Augen im Zaum zu halten. Und was MO angeht«, er schluckte, »tut mir leid, was ich gesagt habe. Wollen wir uns nicht nächste Woche mal abends gemütlich irgendwo treffen und uns in Ruhe unterhalten? Dann könnte ich ihn besser kennenlernen. He, er ist ein guter Freund von dir. Da
muss
er ja einfach ein ganz großartiger Typ sein.«
    Jetzt brauchte ich gleich zwei Schnäpse. Dieser Mensch machte mich völlig fertig. Aber es half ja alles nichts. Ich räusperte und holte Anlauf, um ihm den Todesstoß zu verpassen: »Volker, sag mal, du machst dir jetzt aber keine falschen Hoffnungen, oder?«
    »Was soll das denn heißen?«, fragte er erstaunt.
    »Naja. Das hört sich für mich alles verdächtig danach an, dass du ernsthaft an mir interessiert bist«, gab ich zurück.
    Er kicherte. »Mein lieber Schwan. Du bist ja eine echte Schnellblickerin.« Er musterte mich zunächst amüsiert, dann ungläubig. »Das ist nicht dein Ernst, oder?«, fragte er schließlich fassungslos. »Über das Thema haben wir doch gerade erst gesprochen – und ich dachte, du hättest kapiert, was du für mich ... Was glaubst du denn, warum ich dir hinterhergereist bin?«
    »Na, wegen deiner neuen asiatischen Reisebüro-Filiale in Stuttgart«, erklärte ich mit unschuldigem Augenaufschlag.
    »Quatsch. Solche Angebote gibt es Tausende«, schnaubte er. »Ich bin nur wegen dir hier. Und ich dachte, das wäre inzwischen sogar dir klar.«
    »Äh, nö«, sagte ich nur, während mir ein Stückchen von meinem Herz wegbröckelte und vom Blutkreislauf absorbiert wurde.
    Volker schnaufte. »Gut. Dann weißt du es jetzt. Ich bin hier, weil ich mit jeder Stunde, ach was, jeder Sekunde mehr davon überzeugt bin, dass du für mich perfekt bist.« Er beugte sich zu mir und nahm meine Hand.
    Dieser Mann war großartig. Und jetzt fuhr er auch noch lächelnd fort: »Mich hat schon vor dem Bus im Schwedenmatsch der Schlag getroffen. Seitdem überlege ich, wie wir die Achse Lübeck–Stuttgart in den Griff bekommen. Hör zu: Ich weiß, es ist nicht optimal. Aber ich könnte versuchen, das Büro in Cannstatt auszubauen – und würde pendeln. Eine Woche hier, eine in Lübeck. Was hältst du davon?«
    Oh. Mein. Gott. Das wäre wundervoll. Ich hätte genug Zeit für meine Schreiberei und könnte trotzdem mit Lex Barker zusammen sein ... Nein. Ich würgte die leise anklingende Geigenmusik ab. Es würde nicht funktionieren. Falsches Timing.
    Sehr erwachsen schüttelte ich den Kopf. »Nichts, tut mir leid. So, wie es aussieht, habe ich endlich die Chance, die Siebenmeilen-Karrierestiefel anzuziehen. Da habe ich einfach keine Zeit für eine Beziehung, auch nicht alle zwei Wochen. Außerdem hast du doch hautnah das Debakel mitbekommen, das gerade hinter mir liegt. Ich bin einfach nicht bereit für so ein Beziehungsding. Wenn ich dir etwas anderes, äh, signalisiert habe, war das ein Missverständnis.«
    »Quatsch«, sagte er voller Überzeugung. »Das, was mit uns passiert, passiert viel zu selten auf dieser Welt. Es ist so ziemlich

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