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Schnee an der Riviera

Schnee an der Riviera

Titel: Schnee an der Riviera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
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Maurizio dort hin und wieder die Sommerferien.
    Al Pus befand sich in einem Tal, umgeben von Hügeln. Der Mond spielte mit ein paar Wolken Verstecken und beschien nur hin und wieder die Weinhänge, wo die Reben in säuberlichen Reihen ihre zarten Blätter und ersten winzigen Trauben zeigten, die Haine von Nusssträuchern, Buchen und Weiden und die Wiesen rund um den Hof. Er beleuchtete die Rückfront, während die Hausseite zur Straße hin in völlige Finsternis getaucht war. Nelly fragte sich besorgt, wie sie ihren Sohn und Veronica nur an einen solch unübersichtlichen Ort hatte schicken können, der für einen Hinterhalt geradezu ideal war. Nur ihre felsenfeste Überzeugung, dass niemand auf die Idee kommen würde, sie hier in dem kleinen Ort im Asti-Gebiet zu suchen, konnte sie auf diese gewagte Lösung gebracht haben. Die beiden stellten den Wagen in einiger Entfernung ab, um eventuelle Besucher nicht auf sich aufmerksam zu machen, stiegen aus und schlichen lautlos näher. Veronicas Wagen war nicht zu sehen, wahrscheinlich stand er in dem ehemaligen Stall, der jetzt als Garage diente. Richtig, sie wollten ja nicht auffallen. Das Gebäude war äußerst einfach, Erdgeschoss und erster Stock. Wenige Zimmer, unten fünf und oben fünf. Nahe am Wohnhaus öffnete sich der crutin , das unterirdische Gewölbe, in dem früher die Flaschen gelagert wurden, und von der Küche aus führte eine Treppe in den Keller, wo ihre Familie jedes Jahr den Wein gekeltert und abgefüllt hatte. Eine Seite des Hofes wurde durch das Gebäude begrenzt, in dem sich oben der Heuboden und unten der Stall befanden, wo Nelly als Kind immer zwischen den Hufen der großen weißen Ochsen und des Esels mit den Meerschweinchen Fangen gespielt hatte. Vorn die zementierte Tenne, hinten der Nutzgarten. Mein Gott, wie oft hatte Nelly hier mit Cousins und Nachbarskindern gespielt, auf dem Hof und in den Maisfeldern! Den Brunnen gab es auch noch, in der Mitte des Hofes, der Eimer zum Wasserschöpfen hing neben der Haustür. So schnell, wie diese Eindrücke aus der Kindheit gekommen waren, wurden sie auch wieder von anderen Gedanken verdrängt und verschwanden.
    »Wir müssen ohne Vorwarnung rein, ohne uns zu erkennen zu geben, wir wissen ja nicht, was uns erwartet. Das Problem ist nur: wenn alles in Ordnung ist und wir tauchen einfach so auf, im Dunkeln, kann es sein, dass Veronica auf uns schießt.«
    Nellys Stimme war nur ein Wispern. Vom Haus war kein Laut zu hören, kein Lichtstrahl drang durch die Fenster nach außen. Die Kommissarin zog den Zweitschlüssel aus ihrer Jackentasche, steckte ihn leise ins Schloss und drehte ihn geräuschlos um. Die Tür ging auf und ein schmaler Lichtschein fiel in den dunklen Flur.
    »Pass auf, ich gehe vor, man kann nie wissen«, flüsterte sie und packte ihre Pistole. Carlo gehorchte und merkte, dass er kaum noch atmete, um nur kein Geräusch zu machen.
    Ein von früher vertrauter Duft nach Äpfeln, Wein, Trauben, Korn und Erde stieg ihnen in die Nase. Leise schlossen sie die Tür hinter sich. In den Zimmern war es kalt, geisterhaft das Spiel aus Licht und Schatten, das die Fenster hereinließen. Die abgenutzten Bodenfliesen machten unter ihren Füßen kein Geräusch. Sie inspizierten die ebenerdigen Räume, Nelly ging voran, Carlo, der das Haus nicht kannte, folgte ihr. Im Erdgeschoss: niemand. Die Küche war aufgeräumt, auf dem Tisch Spuren des Abendessens. Nelly handelte, sie hatte aufgehört zu denken. Eng an die lange Treppenhauswand gedrückt, stiegen sie die Stufen hinauf. Die Frau stieß eine Tür nach der anderen auf, die Pistole im Anschlag. Die Betten waren gemacht, auch in den zwei Räumen, die bewohnt aussahen.
    »Wir müssen uns draußen umsehen. Sie könnten noch hier sein«, flüsterte Nelly, ohne genau zu wissen, wen sie meinte, Mau und Veronica oder ihre potentiellen Angreifer.
    »Könnten sie nicht auch einfach ins Dorf gegangen sein, was trinken?«, wandte Carlo leise ein, um die Lage ein wenig zu entdramatisieren.
    »Ohne Handy? Denk doch mal nach! Und das Auto haben sie hiergelassen?«
    »Vielleicht haben sie ja einen Spaziergang gemacht, und das Handy kann jeder mal vergessen, selbst die abgebrühteste Polizistin«, witzelte er.
    »Mir ist absolut nicht nach Scherzen zumute, Carlo.« Im Mondlicht sah er ihr blasses Gesicht und die angstvoll geweiteten Augen.
    »Lass uns hinausgehen. Ich sehe mich auf der rechten Seite um, du auf der linken. Vor dem Stall treffen wir uns wieder.«
    Nach wenigen

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