Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schnee an der Riviera

Schnee an der Riviera

Titel: Schnee an der Riviera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
Vom Netzwerk:
Deckung.«
    Während der Assistent auf das Fenster schoss, sprang sie auf und rannte auf den Eingang der Villa zu. Doch plötzlich wurde aus einem zweiten Fenster geschossen, diesmal im Erdgeschoss, und das Projektil sirrte ganz nah an Nellys rechtem Ohr vorbei, die sich mit einem Hechtsprung unter das Terrassendach flüchtete, das den großen Eingang überspannte. Hier war sie vor Blicken und Schüssen sicher. Gerolamo stieß einen seiner farbigen sizilianischen Flüche aus, vor Erleichterung und auch aus Ärger, nicht mit einer zweiten Person gerechnet zu haben. Das hätte die Kommissarin leicht das Leben kosten können.
    Die Haustür war von innen verriegelt, doch Nelly gelang es im Schutz des Vordachs, das Schloss aufzuschießen. Einmal dagegengeworfen, und sie war drin. Gerolamo robbte hinter den dichten Sträuchern weiter nach rechts, wo er vom Haus aus nicht so gut gesehen werden konnte. Dann rannte er, wie ein Verrückter nach oben ballernd, auf die geöffnete Haustür zu. Niemand schoss auf ihn, und aus dem Inneren der Villa drang kein Laut mehr nach draußen.
    Nelly schlich die Treppe hinauf und bedeutete Gerolamo, das Erdgeschoss im Auge zu behalten. Dem gefiel die Sache nicht, wahrscheinlich befand sich derjenige, der geschossen hatte, im ersten Stock, doch er folgte ihren Anweisungen und ging schnell durch die halbdunklen, großen Räume, stieß eine Tür nach der anderen auf und kontrollierte, ob sie leer waren. Niemand da, wie er vermutet hatte. Von oben hingegen erklang das Pfeifen eines Projektils, gefolgt vom lauten Knall eines ungedämpften Schusses; voller Angst um Nelly stürzte Gerolamo die Treppe hinauf. Im ersten Stock herrschte dasselbe Halbdunkel wie unten. Keuchend und vor sich hin fluchend, öffnete er nacheinander alle Zimmertüren. Es waren die Schlafräume, voll mit alten, schweren Möbeln, von weißen Leintüchern verhängten Sesseln und mit düsteren Bildern an den Wänden. Eine nicht lange zurückliegende Sanierung betonte durch Böden aus Terrakotta- oder Schieferfliesen und schneeweiße Wände den herrschaftlichen Charakter der Villa, doch Gerolamo hatte keine Muße für derartige architektonische Betrachtungen. Seine Sinne waren aufs äußerste gespannt, sein Finger zitterte am Abzug. Nichts regte sich, und auch die beiden Bäder waren leer. Verzweifelt fragte er sich, wo seine Chefin nur abgeblieben war und ob die Stille nach den Schüssen bedeutete, dass sie getroffen war, als er das Flurende erreichte. Hier gab es eine angelehnte Tür, offenbar ein Hinterausgang, der zu einer Treppe an der Rückseite des Hauses führte. Vorsichtig trat er ins Freie und hatte in einer Sekunde die Situation erfasst.
    Nelly kauerte auf den obersten Stufen, und sein Herz tat einen Sprung. Er bückte sich zu ihr herunter, merkte aber gleich, dass sie nicht verletzt war, sondern sich über eine weitere Person beugte, die auf den Stufen lag. Es war Mau, der in ihren Armen ruhte und den sie zu reanimieren versuchte. Kaum sah sie Gerolamo, deutete sie zum Fuß der Treppe. Gerolamo folgte ihrem Finger mit dem Blick und sah auf den untersten Stufen rücklings einen Mann liegen, leblos. Aber zuerst musste er sich um Nelly und den Jungen kümmern.
    »Wie geht es ihm? Ist er verletzt?«
    »Es ist ein Wunder, dass wir noch leben, Gerolamo. Dieses Arschloch«, Nelly wies mit dem Kinn auf den Kerl am Fuße der Treppe, »wollte auf mich schießen und Mau hat sich auf ihn gestürzt, um ihn daran zu hindern, deshalb hat er mich um Haaresbreite verfehlt, dann wollte er wieder schießen, aber ich war schneller und habe ihn getroffen. Sieh nach, ob er lebt oder tot ist.«
    Gerolamo tat wie geheißen.
    »Er ist tot, Dottoressa. Ein Schuss in die Stirn.«
    »Ruf die Kollegen und einen Krankenwagen«, erwiderte Nelly, während sie sich weiter bemühte, Mau aus seiner Ohnmacht zu erwecken.
    Der Assistent nickte schweigend und rief, schon zum zweiten Mal heute, im Polizeipräsidium an. Während er mit dem Einsatzkommando sprach, fügte Nelly hinzu:
    »Der andere ist entkommen, er hat Monica mitgenommen. Es war Matteo Albini. Ich konnte gerade noch sehen, wie die zwei in Monicas Mini stiegen. Gib Fahrzeugtyp und Kennzeichen an alle Streifen weiter, sie müssen ihn aufhalten.«
    »Wie geht es dem Jungen?« Besorgt kniete Gerolamo sich neben seine Vorgesetzte.
    »Er ist gestürzt und mit dem Kopf auf die Stufen geknallt, als dieser Mistkerl ihn weggestoßen hat, um auf mich zu zielen. Er hat mir das Leben gerettet«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher