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Schnee an der Riviera

Schnee an der Riviera

Titel: Schnee an der Riviera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
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bei uns, von Verwandten oder Freunden kenne ich keine Anschrift.
    Wenn ich so darüber nachdenke, ist er, so unglaublich es klingen mag, eine Art Phantom. Einmal hat er mir gesagt, er sei im Ausland geboren, in Alexandrien, ja, das steht auch in seinen Papieren. Aber die Referenzen der vorigen Arbeitgeber sind tadellos. Sie können ja Signora Fallari fragen ...«
    Ach, in Federicas Anwesenheit wurde die liebe Gudrun zu Signora Fallari.
    »Das werde ich zweifellos tun, Dottor Pittaluga.«
    Nelly sah ihn kalt an.
    »Wie geht es Maurizio?«, fragte Federica süßsauer.
    »Ganz gut, aber er ist noch nicht vernehmungsfähig.«
    »Vielleicht kann er ja erklären, was passiert ist.«
    »Vielleicht«, nickte Nelly abschließend und erhob sich.
    Die Unterredung war beendet. Sie und Gerolamo verabschiedeten sich und gingen hinaus, wo der Blütenduft sie geradezu ansprang und ein Schimmer die Dunkelheit erhellte, der zitternd von der Stadt zu Füßen des Nobelviertels Castelletto aufstieg. Schweigend betraten sie die Bar-Gelateria Reati , die Nellys Altersgenossen immer noch so nannten, obwohl sie schon längst Guarino hieß, und weiterhin schweigend trank er ein Bier und sie ihren gewohnten Four Roses ohne alles. Gerolamo stellte ihr keine Fragen wegen der eigenartigen Wahrheit, die Nelly den Pittalugas aufgetischt hatte, und sie gab keine Erklärungen. Im Moment tat das nichts zur Sache. Dann bestellten sie zwei Toasts, denn sie hatten seit dem Morgen nichts mehr gegessen, und Nelly rief im Krankenhaus an, während Gerolamo zu Hause Bescheid gab, dass es später würde.
    Carlo berichtete, dass Mau schlief, er war sehr aufgeregt gewesen, hatte unzusammenhängende Sachen gemurmelt, bis er nach den nötigen Untersuchungen ein Beruhigungsmittel bekommen hatte. Diagnose: Schädeltrauma, leichte Gehirnerschütterung, aber keine Hämatome im Gehirn.
    »Ich glaube, ich sollte lieber noch eine Weile hierbleiben, Nelly. Der Polizist, den du geschickt hast und der heute Nacht bei ihm Wache hält, ist zwar schon da, aber meine Anwesenheit könnte trotzdem nützen, falls er aufwacht und etwas sagen will. Außerdem bis du dann ruhiger.«
    »Ich weiß nicht, wie ich dir danken soll, Liebster.«
    Nelly war ihm aus tiefstem Herzen dankbar für seine Unterstützung. Sie war derart an das Alleinsein gewöhnt, daran, immer alles aus eigener Kraft zu meistern, dass das Entgegenkommen ihres Freundes sie zutiefst rührte.
    »Oh, na ja, da finden wir schon etwas«, sagte er und lachte andeutungsvoll.
    Nelly war nicht zu Scherzen aufgelegt. Ihr Schweigen verunsicherte ihn. Schließlich sagte Carlo:
    »Was wirst du jetzt tun?«
    »Ich gehe zu Gudrun Fallari.«
    »Um diese Uhrzeit? Es ist schon spät«, wandte er ein, »du bist seit heute Morgen auf den Beinen, und nach allem, was passiert ist, solltest du dich ausruhen, sonst klappst du mir noch zusammen. Du bist auch nur ein Mensch, vergiss das nicht.«
    »Ich bin so geladen, dass ich ewig weitermachen könnte. Bei dieser Frau muss ich das Überraschungsmoment nutzen.«
    »Tu, was du nicht lassen kannst.«
    Carlos Stimme war um einige Grade abgekühlt. Sie schickte ihm einen Kuss durchs Telefon, um ihn milde zu stimmen, und legte auf.
    »Ich komme mit, Dottoressa. Wenn es nötig ist. Zu Hause habe ich schon Bescheid gesagt.«
    »Gut, Gerolamo. Danke.«
     
    Gudrun Fallari war gewiss von ihrem Freund Gianandrea vorgewarnt worden, doch sie wusste nicht, dass ihr Name in Alvarez-Spaventa-Ibarras Adressbuch auftauchte. Wenigstens hoffte Nelly das. Als sie am Tor klingelten, antwortete sie sofort und sagte: »Kommen Sie rein, Dottoressa Rosso«, als sei es vollkommen natürlich, dass Nelly samstagabends um elf vor ihrer Haustür stand.
    »Also, Signora Fallari«, begann Nelly ohne große Vorreden und im Stehen, »Sie kennen einen gewissen Signor Alvarez.«
    »Alvarez?« Ihre Augen weiteten sich in unwissendem Staunen.
    »Dann Signor Ibarra.«
    »Ibarra? Nie gehört.«
    »Gewiss aber Signor Spaventa.«
    »Ich verstehe nicht, Commissario. Wer sind diese drei Leute, deren Namen ich noch nie gehört habe?«
    »Es sind nicht drei. Es ist, oder besser gesagt, es war der Dreieinige. Dieser Herr hier.«
    Und sie zeigte ihr ein Bild von einem der Ausweise des Toten, das ihm am ähnlichsten sah.
    »Den habe ich noch nie im Leben gesehen. Sollte ich ihn kennen?«
    »Ich glaube schon. Denn in dem Adressbuch dieses Kerls befinden sich Ihr Name und die Telefonnummer Ihres Büros.«
    Falls Gudrun Fallari überrascht

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