Schnee Im Regierungsviertel
Stakewerth an. Einverstanden?«
Freiberg nickte.
Lupus ging ins Nebenzimmer und war nach einer Minute zurück. »Der Mann ist sehr hilfsbereit und auskunftsfreudig; er scheint erleichtert zu sein, daß wir uns auch um die anderen Herren kümmern. Er kennt den Konsul Kubitzka, aber der sei mit Sicherheit nicht bei dem Empfang gewesen.«
Kommissar Freiberg hatte immer noch den Presseausschnitt in der Hand und fragte schließlich: »Was hat Dr. Stakewerth gesagt, Lupus, wann soll Mauser das Foto geschossen haben?«
»Kurz vor Mitternacht.«
Freiberg zeigte auf das Datum der Zeitung: »Und dann ist es bereits am nächsten Tag erschienen?«
Lupus schlug sich mit der Faust an die Stirn. »Du hast recht, da stimmt was nicht. Bei der Zeitung ist doch gegen dreiundzwanzig Uhr Redaktionsschluß…«
Freiberg hob den Finger. »Eben! Ich bin sicher, die Aufnahme ist Stunden früher gemacht worden. – Ruf mal deinen Freund Mauser an.«
»Den besorge ich an die Strippe«, griff Fräulein Kuhnert ein und verschwand in ihr Zimmer.
Im gleichen Augenblick stürmte Kommissarin Fendt durch die andere Tür und warf ihre Schultertasche auf den Tisch. »Pardon, ich muß immer die letzte sein, aber schneller ging es wirklich nicht. Das Indianerspiel mit einem V-Mann kostet viel Zeit.« Sie schnappte nach Luft, weil sie nicht den Aufzug genommen hatte, sondern die Treppe im Sturmschritt heraufgeeilt war.
Freiberg zeigte auf den Stuhl. »Platz nehmen, entspannen, schön langsam ausatmen, Pause, einatmen, ausatmen, Pause – das fünfmal hintereinander.«
Barbara war gehorsam und schloß bei der Übung sogar die Augen. Lupus und Ahrens sahen lächelnd zu. Freiberg wartete, bis sie ihn wieder ansah und fragte dann: »Ich dachte, Hoffie spekuliert in Antwerpen herum – was tut er in Köln?«
»Er besorgt Geld. Die Sache mit den Feuerlöschern läuft ganz groß an, eine Sendung von hundert Stück geht in den nächsten Tagen nach Deutschland. Jeder fünfte Löscher ist präpariert – Äitsch im doppelten Boden. Hoffie hat den Fahndern vom Zollkriminalinstitut ein paar Tips gegeben. – Aber ich habe auch noch etwas für das erste K. – viel ist es allerdings nicht.«
Die Kommissarin kramte in ihrer Tasche herum und schob die von Ahrens auf dem Flugplatz gemachten Fotos über den Tisch.
Freiberg reckte den Kopf. »Hat Hoffie einen von den beiden Fliegern als den Einkäufer im Dreiländereck erkannt? – Den Pavone vielleicht?«
Eines der von Barbara ausgepackten Bilder war mit einem schwarzen Stift bemalt.
»Nun sag schon, hat Hoffie jemanden erkannt?« wiederholte der Kommissar seine Frage.
»Pavone war es mit Bestimmtheit nicht, weder mit noch ohne Brille«, gab Barbara Fendt das Ergebnis ihres Gesprächs mit dem V-Mann wieder. »Da war sich Hoffie ganz sicher. Kubitzka wollte er auch ausscheiden. Aber als ich dem Herrn das kleine Hitler-Bärtchen und die Brille aufgemalt hatte, wurde er unsicher und meinte, er könne eigentlich nur ein ›Jein‹ sagen. Jedenfalls kein absolutes ›Nein‹ wie bei Pavone.«
Fräulein Kuhnert kam zurück und winkte Lupus zu. »Sitzenbleiben, alles erledigt. Den Presse-Mauser habe ich noch zwischen Tür und Angel erwischt. Ist der immer so kurz angebunden? Auf meine höflich vorgebrachte Frage nach dem Zeitpunkt der Aufnahme im Bristol hat er mich abgefertigt: ›Zwischen zwanzig und einundzwanzig Uhr. Tschüs, ich hab’s eilig‹. Das war’s; aufgelegt.«
»Danke, Kuhnert«, sagte Freiberg. »Neue Erkenntnisse bringt uns das zwar auch nicht, aber wir wissen jetzt, daß Stakewerth zumindest in diesem Punkt etwas lässig mit der Wahrheit umgegangen ist.«
»Seine Rückfahrt zum Rhein-Center kurz nach vierundzwanzig Uhr hat mir das Taxi-Unternehmen bestätigt«, warf Lupus kurz ein.
»Gut«, nahm Freiberg seine Überlegungen wieder auf. »Bleiben also zwei Stunden unklar. Versuchen wir das aufzuhellen. – Pavone wird jedenfalls von Hoffie eindeutig – so sagtest du doch, Barbara? – aus dem Kreis der Verdächtigen ausgeschieden. Also weiter: Was wußte Hoffie noch zu berichten?«
»Nichts Konkretes – nur Gerüchte.«
»Erzähl!«
»Gerüchte und Konkurrenzgeschwätz. Die Heroinleute merken, daß ihnen die Kokshändler massiv in die Quere kommen und langsam, aber sicher den Drogenmarkt an sich ziehen. – Das beobachten wir auch schon eine Weile. – Neu beim Geschwätz in der Szene sind Hinweise, daß sich die Heroinbosse vor einigen Tagen in Bonn getroffen haben sollen, um eine
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